Olivier Roy

Der falsche Krieg

Islamisten, Terroristen und die Irrtümer des Westens
Cover: Der falsche Krieg
Siedler Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783886808847
Kartoniert, 188 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Ursel Schäfer. Al Qaida und die Taliban, Hisbollah und Hamas, Syrien und Iran sie alle bedrohen den Westen. Es wäre allerdings ein gefährlicher Irrtum, diese Kräfte für einen geschlossenen, starken Feind zu halten. Denn durch die islamische Welt geht vielmehr ein tiefer Riss. Doch das ist kein Grund zur Entwarnung, sagt Olivier Roy: Er macht deutlich, dass die eigentliche Gefahr von den Spannungen innerhalb der islamistischen Gruppen ausgeht und zeigt, welche Politik wir ihr entgegensetzen müssen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.07.2008

Interessant und eigenwillig findet Rezensent Thomas Speckmann diese Auseinandersetzung mit der amerikanischen Iran- und Irak-Politik, die er als Fortschreibung von Olivier Roys letztem Buch "Der islamische Weg nach Westen" empfunden hat und welches ihn durch eine Vielschichtigkeit der Argumentation beeindruckt hat. Mit großer Zustimmung fasst der Rezensent einige Kernthesen Roys zum Thema zusammen und unterschreibt besonders den Aufruf des Politikwissenschaftlers, die Welt nicht mehr allein durch die "Zerrbrille" der islamistischen Terrororganisation al-Qaida zu betrachten, da sie in Zukunft ohnehin bald keine Rolle mehr spiele.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2008

Der französische Islamwissenschaftler Olivier Roys macht in seinem Band "Der falsche Krieg" deutlich, wie wichtig es ist, zwischen den verschiedenen Strömungen und Zielen verschiedener islamistischer Gruppierungen wie Hamas, Hisbollah und Al-Qaida zu differenzieren, lobt Daniel Bax in seiner Rezension. Dabei müsse mit denjenigen islamistischen Bewegungen, die politische Ziele verfolgten, verhandelt werden, statt sie zu bekriegen, fasst Bax zustimmend zusammen, nur so lasse sich die Qaida isolieren und der Krieg gegen den Terror gewinnen. Besonders interessiert haben den Rezensenten Roys Ausführungen über das Scheitern der amerikanischen Demokratisierung des Irak, das dieser damit erklärt, dass die USA unter Ausblendung kollektiver Kräfte wie des Islam auf das autonome Individuum gesetzt haben. Bax preist die Klarheit der Argumentation, auch wenn ihm einige Vergleiche Roys (etwa zwischen Putin und Ahmadinedschad) weit hergeholt scheinen und der Autor manchmal allzu nonchalant in der islamischen Welt herumspringt, um Belege für seine Thesen mal in Kaschmir, mal in Somalia zu finden. Als "origineller Denker" erweist sich Olivier Roy auf jeden Fall, findet Bax und empfiehlt sein Buch als anregende Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.03.2008

Olivier Roy macht es sich nicht einfach. Seine differenzierte Betrachtung des Kriegs gegen den Terror und die größtenteils originellen Schlussfolgerungen, die er in diesem "fulminanten Büchlein" zieht, kommen bei Ralf Altenhof gut an. Die Konflikte im Nahen Osten sind weniger ideologisch begründet, sondern durch innerislamische Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten. Abendland und Islam befinden sich keineswegs im Clinch, und der Irakkrieg hat nichts mit Öl, sondern mit amerikanischem Beglückungsglauben zu tun. Der wiederum sei weniger neokonservativ-imperialistisch als trotzkistisch motiviert. Die Amerikaner kritisiert Roy nicht pauschal, sondern nimmt sich einzelne Elemente der Idee vom "Großraum Mittlerer Osten" vor. Die zurückhaltende und ausbalancierte Argumentation macht dieses Buch in den Augen Roys zu einer lesenswerten Wortmeldung in der gegenwärtigen Unübersichtlichkeit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2008

Einen "verzweifelten Zwischenruf" nennt Rezensent Nils Minkmar dieses Buch des französischen Politikwissenschaftlers Olivier Roy, einen der "besten Kenner" des Islams. Ausdrücklich begrüßt er das Anliegen des Autors, das intellektuelle Diskussionsniveau in den sträflich vereinfacht geführten Debatten über Islamismus und Terrorismus zu heben und ein komplexeres, angemesseneres Bild zu zeichnen. Minkmar attestiert dem Autor, eindringlich gegen die Vereinfachungen und Irrtümer des Westens anzuschreiben, die letztlich nur zu einer Verschärfung, nicht zu einer Lösung der Situation führen. Zustimmend äußert er sich etwa über Roys Analyse des US-amerikanischen Kriegs gegen den Terror, die sowohl die Fragwürdigkeit ideologisch motivierter Interpretationen wie auch der militärischen Strategie vor Augen führt. Er hebt zudem Roys Ausführungen über die tiefgreifenden Differenz und Zersplitterung der Länder vor Augen, die im Westen immer nur als "die islamische Welt" identifiziert werden. Der Autor verdeutliche hier, dass die Einheit des Islamismus nur an einer Stelle existiere: im von den westlichen Medien geschürten Bedrohungsgefühl, das zur stärksten Waffe der Islamisten werde.
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