Ottessa Moshfegh

Der Tod in ihren Händen

Roman
Cover: Der Tod in ihren Händen
Hanser Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783446269408
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Anke Caroline Burger. Bei Sonnenaufgang läuft Vesta mit ihrem Hund eine Runde durch den Wald - die tägliche Routine einer einsamen alten Frau -, als sie einen Zettel findet: "Ihr Name war Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie getötet hat. Hier ist ihre Leiche." Obwohl von der jede Spur fehlt, lässt Vesta der Gedanke an einen Mord nicht mehr los. Wer war Magda? Und wer könnte ihr Mörder sein? Die Aufklärung dieser Fragen wird zu Vestas Mission. Doch je tiefer sie sich in den Fall verstrickt, desto deutlicher treten ihre eigenen Abgründe hervor. Ottessa Moshfegh schreibt in ihrem neuen Roman über Einsamkeit - und darüber, wie einfach es ist, nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst zu belügen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.05.2021

Für die Rezensentin Angela Schader ist Ottessa Moshfegh eine"Expertin" für Figuren, die mit psychischen Problemen kämpfen - und mit diesem Roman ganz auf der Höhe ihrer Kunst. Erzählt wird die Geschichte von Vesta, die, inzwischen Witwe, beim Waldspaziergang einen Zettel mit einem Hinweis auf eine Leiche namens Magda findet und davon ausgehend in einen Strudel der Verdächtigungen, Projektionen und Hinterfragungen des eigenen Lebens gerät. Die Kritikerin liest hier von Affären und Demütigungen, die nach und nach ans Licht kommen, von Einsamkeit und Verunsicherung. Der Roman ist kein "Whodunnit", dafür eine brillante "Studie" über Wahn und ein verpasstes Leben, schließt die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.03.2021

Rezensent David Hugendick schätzt Ottessa Moshfegh nicht etwa als Kommentatorin aktueller Verhältnisse, sondern als Erzählerin, die in der Lage ist, den Wahnsinn einer Frau abzubilden, für Hugendick keine Kleinigkeit. Kunstvoll erscheint ihm der Roman in seiner Empathie mit der langsam irre werdenden Protagonistin und ihrer Privatlogik, die sich einen eigenen Kriminalfall imaginiert, samt Toter im Wald und Verfolgungsängsten. Ein clever inszenierter Horror-Monolog, der sein ganzes Geheimnis nie preisgibt, freut sich Hugendick.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.02.2021

Rezensentin Sylvia Staude weiß, was für eine listige Autorin Ottessa Moshfegh ist und macht sich auch beim Lesen ihres neuen Romans auf alles gefasst. Auf keinen Fall darf sie der 72-jährigen Erzählerin trauen, die sich in der amerikanischen Einöde auf Mörderjagd begibt, so viel steht für sie fest. Aber hat sie vielleicht einfach zu viele Krimis gelesen? Ist sie gaga oder richtig bösartig? Staude merkt an, dass Moshfegh ihren Roman "ins Gruselige eskalieren" lasse. Ob ihr das gefällt, sagt die Rezensentin nicht. So oder so muss sie den Roman zu Ende lesen, um das Rätsel aufgelöst zu bekommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.2021

Rezensentin Melanie Mühl liest in Ottessa Moshfeghs neuem Roman über die langsame Verwandlung einer alten Frau, ihren Weg in den Wahnsinn. Zwar ahnt Mühl von Anfang an, dass die Geschichte um einen rätselhaften Mord im Wald vor dem Haus der Ich-Erzählerin nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat, doch bleibt es dennoch spannend, meint die Rezensentin. Das liegt laut Mühl an Moshfeghs Sinn für die Figur und ihrer Ausgestaltung. Moshfeghs Faible für Randgestalten tobt sich wieder einmal aus, erkennt Mühl. Dafür äußert sich ihre "Lust am Ekelhaften" diesmal eher verhalten, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.01.2021

Rezensent Hilmar Klute verfolgt eingenommen, wie Ottessa Moshfegh in ihrem neuen Roman abermals eine Frauenfigur in den Wahnsinn abdriften lässt. Es ist dieses Mal eine ältere Dame, die nach dem Tod ihres Mannes in eine Waldhütte zieht und sich dort in eine zusammenfantasierte Mordgeschichte und einen zunehmenden Hass auf ihren verstorbenen Mann verliert. Diese Abwärtsspirale werde von Moshfegh zwar erzählerisch nicht ganz so gekonnt umgesetzt wie von ihrem Vorbild Patricia Highsmith, meint Klute und stört sich an der Vorhersehbarkeit vieler Ereignisse. Trotzdem gelinge es der Autorin, das langsame Herausschälen des vermutlich wahren, hasserfüllten Ichs der Protagonistin spannend zu gestalten, und die erzählerische Metaebene, die Moshfegh über die schriftstellerischen Ambitionen ihrer Figur einfügt, schätzt Klute besonders.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.01.2021

Ist es ein Krimi oder ein raffiniertes Gedankenexperiment über die Geburt der Kunst aus der Einsamkeit, überlegt Eva Behrendt angesichts von Ottessa Moshfeghs Roman. Zutaten wie das popliterarische Auflisten von Filmen und Drogen und die subjektive Erzählperspektive lenken Behrendt nicht davon ab, dass sie es hier mit einem dichten, formkonsequenten und psychologisch meisterhaften Text über die Entwicklung vom Modus der Trauer hin zu einem schöpferischen Zustand tun hat, der die ganze Leserinnenaufmerksamkeit fordert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.01.2021

So richtig begeistern kann sich Rezensentin Sonja Hartl nicht für Otessa Moshfeghs neuen Roman "Der Tod in ihren Händen". Das Spiel mit den Versatzstücken des Krimigenres erscheinen Hartl dabei recht gekonnt, auch die Muster "feministischer Abgeschiedenheitserzählungen" findet die Rezensentin in der Geschichte um die einsame Vera Guhl wieder, die sich in eine Mordermittlung hinein imaginiert. Klar, keine Frage, Moshfegh beherrscht die Metafiktion und den literarischen, aber so richtig neu oder dringlich findet Hartl das nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.01.2021

Rezensent Peter Körte ist gebannt von Ottessa Moshfeghs Vermischung von Vorstellung und realem Geschehen. Wie die Autorin die eine zunächst alltäglich erscheinende Geschichte über eine Witwe in der Provinz im Osten der USA langsam ins Düstere drehen und ihre Ich-Erzählerin auf der Spur eines Mordfalls für den Leser immer unzurechnungsfähiger werden lässt, wie sie eine klassische Buch-im-Buch-Struktur anreißt, aber keine Auflösung anbietet, das zieht Körte immer wieder den Boden unterm Lesesessel weg. Für den Rezensenten reizvoll, weil raffiniert umgesetzt, aber auch unheimlich, da der Leser sich ganz gefangen sehe im Kopf und im Wahn dieser Erzählerin und ihrer Geschichte(n).