Paul Auster

Sunset Park

Roman
Cover: Sunset Park
Rowohlt Verlag, Reinbek 2012
ISBN 9783498000820
Gebunden, 320 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Werner Schmitz. "Sunset Park" beschreibt die Hoffnungen und Sorgen einer Schar von Menschen, die in den dunkelsten Zeiten der jüngsten amerikanischen Wirtschaftskrise zusammenkommen: ein rätselhafter junger Mann, der wie besessen Trümmer fotografiert; eine kühle Cineastin mit Hang zum Androgynen; ein politischer Aktivist, der in seiner Klinik für kaputte Dinge Artefakte einer verschwundenen Welt repariert; eine Malerin erotischer Themen; eine einst gefeierte Schauspielerin, die sich auf ihr Comeback am Broadway vorbereitet; ein Kleinverleger, der versucht, seinen Verlag und seine Ehe zu retten. Die dramatischen Ereignisse, die das Schicksal von Austers Helden verbinden, kulminieren in einem besetzten Haus im heruntergekommenen Stadtteil Sunset Park, Brooklyn, und sie zeichnen ein bewegendes Bild des heutigen Amerika und seiner inneren Dämonen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.08.2012

Paul Austers "Sunset Park" ist nicht nur eine Vater-Sohn-Geschichte, sondern erzählt auch davon, wie die Vergangenheit Teil der Gegenwart bleibt und trotzdem "Neuanfänge möglich" sind, erklärt ein angetan wirkender Daniel Amman. Er lässt sich gern auf den Reigen von Austers Haupt- und Nebenfiguren ein, die in parallelen Geschichten auftreten, sich aber immer wieder miteinander verknüpfen, und sieht sich durch diese Erzähltechnik an Austers Film "Smoke" von 1995 erinnert. Wenn sich der Rezensent auch nicht zu Lobeshymnen verleiten lässt, so hat er an diesem zur Zeit der Wirtschaftskrise zwischen 2008 und 2009 spielenden Roman auch nichts Negatives zu bemerken und macht deutlich, dass er insbesondere von der komplexen Konstruktion von "Sunset Park" eingenommen ist.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.07.2012

Jörg Magenau zollt Paul Austers Roman über ein Amerika in der Depression große Anerkennung. Bemerkenswert findet er vor allem den neuen Stil, zu dem der Autor gefunden hat. Statt des Spiels mit Fiktion und Wirklichkeit und postmoderner Verrätselung dominiert für ihn in "Sunset Park" ein realistischer Ton. Wie Auster das Leben von vier jungen Menschen im krisengeschüttelten Amerika, die in einem besetzten Haus in Brooklyn unter prekären Verhältnissen zusammenleben, in wechselnden Perspektiven beschreibt, hat ihn sichtlich beeindruckt. Dem Autor gelingt es seines Erachtens, die Veränderungen der amerikanischen Gesellschaft, auch der Institution Familie präzise, umsichtig, unaufdringlich und dennoch "stimmungsstark" zu beschreiben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.07.2012

Nicht eben zimperlich geht Christopher Schmidt mit dem großen Paul Auster ins Gericht. Dessen neuer Wurf ist für Schmidt bloß ein Würfchen, der "intellektuelle Gaukler" Auster nur mehr ein Papi der in literarischer Form den patriot act zelebriert, um sein wirtschaftlich wie moralisch ramponiertes Land wieder auf Spur zu bringen. Ende der Zaubereien, jetzt kommt die konservative Seite, der Moralismus, der cheesy Heroismus. Dazu versucht Auster laut Schmidt die Lebensgeschichten einer Underdog-WG zur Parabel auf den Abstieg seiner Nation hochzustilisieren. Auf den Rezensenten wirkt das nicht nur überfrachtet, sondern im Resultat auch merkwürdig pauschal und konturlos. Austers neues Buch über das Scheitern und den Verlust als Teil der Identitätssuche, das dem Amerika der Gegenwart auf den Zahn fühlen soll, kommt für Schmidt eher zahnlos daher.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.07.2012

Paul Austers neuer Roman "Sunset Park" hat Rose-Maria Gropps Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Der Autor greift in ihren Augen mit der großen Wirtschaftskrise in den USA und ihren schlimmen Auswirkungen auf die Menschen einen wichtigen Stoff auf. Er scheint ihr eine beißende Parabel auf ein ökonomisch wie moralisch abgewirtschaftetes Amerika anvisiert zu haben. Doch zu ihrem großen Bedauern gelingt es Auster nicht, seinen Stoff zu meistern. Sie hält ihm ein Ausfransen des Romans vor. Auch die Trivialmythen und Allgemeinplätze, die bemüht werden, missfallen ihr. Bei der Lektüre fühlt sich Gropp immer wieder an ein Drehbuch erinnert. Trotz guten Ansätzen und der spürbaren Wut und Trauer des Autors kann sie der Roman letztlich nicht überzeugen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.07.2012

Judith von Sternburg bespricht diesen Roman, der so "liebevolle, anständige" Menschen beschreibt, dass die Rezensentin es erst kaum glauben mag, mit großer Sympathie. Aber warum sollten diese New Yorker Intellektuellen, die ständig auf der Kippe zur Armut leben, auch nicht anständig sein, fragt sie sich. Sehr schön beschreibe Auster den Niedergang Amerikas am Beispiel dieser Personen, die aus Verzweiflung ein Haus besetzen, aber versuchen, dabei möglichst unauffällig zu sein. Hauptsache, man hat ein Dach über dem Kopf und kann über Baseball reden und die eigene kleine Welt. Das Ende ist sehr düster, so Sternburg. Doch hat sie das Gefühl, gäbe es noch eine Seite nach der letzten, könnte es schon wieder anders sein.