Paul Nizon

Das Fell der Forelle

Roman
Cover: Das Fell der Forelle
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783518417119
Gebunden, 128 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Stolp ist ein Tagedieb, ein Sonderling und Daher-Schwadronierer, der sich in einem nicht endenden freien Fall befindet. Soeben hat er ein winziges Apartment in Paris geerbt, doch statt sich dieses Glücksfalls zu erfreuen, flieht er die Wohnung, sooft es nur geht, um nicht von der unerwartet ausbrechenden Verzweiflung verschlungen zu werden. Auf der Suche nach den "Offenbarungen der Forelle" begegnet er Carmen. Eine Liebe könnte beginnen, wäre da nicht die peinigende Erinnerung an die einst in Liebesraserei herbeigeführte Trennung von seiner Frau. Mehr und mehr verliert Stolp, Abkömmling einer Luftakrobaten dynastie (wie er behauptet), die Bodenhaftung, und ebenso tapfer wie unaufhaltsam gleitet dieser klägliche, aber liebenswerte Himmelsstürmer in das gelbe Glück des Wahnsinns, um endlich "ganz einfach in der Luft zu verschwinden".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.12.2005

Der Schweizer Schriftsteller Paul Nizon wird in Frankreich gern gelesen, in der Schweiz und in Deutschland ist er immer noch ein Geheimtipp, schreibt Rezensent Martin Lüdke, der das ganz offensichtlich bedauert. Nizon schreibt Grotesken, lesen wir. Getrieben werde er dabei von Verzweiflung und einer "erotischen Energie", die der von Henry Miller vergleichbar sei. In diesem Buch geht es um einen Mann, der die Wohnung einer Tante erbt. Da steht er nun mit seinem Gepäck - in einer Wohnung, die ihm nicht nur fremd ist, sondern ihn 'anfremdet', zitiert Lüdke. Der Rezensent hebt die immer wieder aufblitzende Komik hervor. Und auch das Ende, an dem der Held buchstäblich abhebt, hat ihn glücklich gemacht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2005

Durchaus reizvoll erscheint Rezensent Joseph Hanimann Paul Nizons neuer Roman über einen angeblich aus einer Luftakrobatenfamilie stammenden Sonderling, der sich in Pariser Straßen, Cafes, Waschsalons herumtreibt, Gespräche mit seiner verstorbenen Tante führt und allmählich den Boden unter den Füßen verliert. Mittels gefühlsimmuner Erotik, szenischen Großstadtschnipseln, monologischen Dialogen und viel Akrobatenmetaphorik zeichne Nizon das Wegdriften seiner Figur nach bis hin zur Konsistenzlosigkeit. Hanimann hebt Nizons überaus genaue Beschreibung der Dingwelt hervor, etwa der polierten Äpfel, die ein Gemüsehändler gerade in die Auslage legt oder der im Wohnungsflur sich stapelnden Pelzkleider der Tante. Die Frage, ob letztlich die Figur oder die Dinge um sie schwerer wiegen, macht für Hanimann die "reizvolle Offenheit" dieses Buches aus. "Als Leser neigt man bald dem sich auflösenden Ich, bald der sich verdichtenden Dingwelt zu", resümiert er. "Wo allerdings ein Autor statt Körper nur Lücken bearbeitet, kann keine kritische Erzählmasse entstehen."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.08.2005

Der Rezensent Roman Bucheli zeigt sich recht beglückt von Paul Nizons jüngstem Roman. Sein autobiografisch genährter Erzähler, Frank Stolp, verschlägt es nach Paris, als ihm eine ältere Dame ihre dortige Wohnung vermacht. Stolp, so der Rezensent, ist einer, der keinen Fuß in der Welt hat, der nur verschwinden will und der sich durch die "Tantenwohnung" die Möglichkeit eines Neuanfangs erhofft. Doch stattdessen schlage ihm bei seiner Ankunft in der Wohnung muffige Vollgestelltheit entgegen und er sehe sich genötigt auf die Straße zu fliehen, wo er sich allerdings genauso wenig an seinem Platz fühle. Unmerklich, beobachtet der Rezensent, zieht sich die anfängliche Empathie im Erzählton zurück und weicht dem Sarkasmus. Stolps anschwellende Melodramatik kippe jedoch dank einer geschickten Wendung ins Tragikomische. Auf sehr lesenswerte Weise und mit einer "wunderlichen Mischung aus Boshaftigkeit, Komik und Mitgefühl", so das Fazit des Rezensenten, beschreibe Nizon "was mit einem geschieht, der aus allen Ordnungen herausfällt".
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