Peter Bürger

Das Altern der Moderne

Schriften zur bildenden Kunst
Cover: Das Altern der Moderne
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518291481
Taschenbuch, 217 Seiten, 11,00 EUR

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.07.2002

"Wo andere schon längst die Postmoderne hinter sich gelassen und eine 'zweite Moderne' ausgerufen haben", schreibt Rezensentin Veronika Schöne, hält Peter Bürger noch immer an der Moderne fest, und sei es, um ihr Altern festzustellen. In seinen aus den Jahren 1983 bis 2000 stammenden Aufsätzen diagnostiziere Bürger, dass sich die Kunst in einem "formalistischen Purismus totlaufe", weil sie ihrer "aporetischen Situation" nicht gerecht werde. Aporetisch deshalb, weil die Kunst einerseits für sich beanspruche, "die Grenze zwischen Kunst und Leben aufzuheben", weil sie aber andererseits nur noch dann einen Wahrheitsanspruch hegen könne, wenn sie ihre eigene Negation in sich aufnehme. Bürger sucht, so die Rezensentin, einen Ausweg aus dieser Aporie. Doch dieser führe nicht unbedingt in die Postmoderne, so wie sie sich artikuliert, nämlich im herausposaunten Bruch mit der Moderne und in der Tabuisierung 'traditioneller Formen', sondern in deren dialektisch-kritische Einbeziehung. Das bedeutet, so Schöne, dass Bürger im Gegensatz zu Adorno die Rückkehr zu einer Autonomie der Kunst nicht für praktikabel hält. Auch das schaffende Subjekt stecke laut Bürger in der Klemme: zwischen dem hyperrelativierenden Pluralismus der Postmoderne, der keiner Aussage mehr Gültigkeit zubillige, und der Forderung nach "unmittelbarer Evidenz" des Kunstwerks. Diese Spannung auszuhalten und die Postmoderne als Krisenbewusstsein zu begreifen, das sei laut Bürger allein Joseph Beuys gelungen. Dieser "fast esoterische Schamanismus Beuysscher Prägung" wirkt auf die Rezensentin allerdings ein wenig "befremdlich", vor allem "angesichts des Scharfsinns", den Bürgers Aufsätze auszeichnen.
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