Peter Henisch

Schwarzer Peter

Roman
Cover: Schwarzer Peter
Residenz Verlag, Salzburg 2000
ISBN 9783701710386
Gebunden, 542 Seiten, 24,44 EUR

Klappentext

Peter. Nicht völlig schwarz, aber schwarz genug. Etwas zu schwarz für die Verhältnisse, in die er hineingeboren ist. Ende 1946. Als Sohn einer Wiener Straßenbahnschaffnerin und eines amerikanischen Soldaten. Herumgestreunt am Donaukanal. Ein Menschenalter später gelandet am Mississippi. In einer Pianobar, am Klavier, erzählt er seine Geschichte. Eine Geschichte vom Etwas-anders-Sein. Erzählt aus einer etwas anderen Perspektive. Drehort des Kopf-Films: Die Städte Wien und New Orleans. Musik: zwischen Schubert und Delta-Blues, manchmal heiter, manchmal traurig, immer auf sehr persönliche Weise gespielt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.02.2001

Auf den mehr als 500 Seiten des Romans findet Rezensentin Bernadette Conrad die Geschichte des Peter Jarosch. Als Kind mit dunkler Haut ohne zugehörigen Vater wächst er im Wien der Nachkriegszeit auf. Nachdem der Mann seiner Mutter schließlich aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt um bald darauf wieder "ins Wasser zu gehen", ist das erste was er begreift, dass "alles passieren kann". So "passiert" es dem Protagonisten, dass er Natascha kennenlernt, zwei Kinder mit ihr bekommt, ein alter Freund seine Ehe schließlich zerstört und er nach Amerika geht. "Fein, eindrücklich und in großer Direktheit" sei diese Geschichte während der Kindheit erzählt. Der rückblickende, erwachsene Peter hingegen werde einen unbeholfenen "Gestus" nicht los. Enttäuscht über den scharfen Beobachter, dem es gelinge alles zu analysieren, nur nicht sich selbst, sieht Conrad die Geschichte ins Leere laufen. So wie das fortwährende Lamento der Figur Peter Jarosch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.07.2000

Einen "breit angelegten Entwicklungsroman mit Lehr- und Wanderjahren" nennt Michael Bauer dieses Buch. Der Anti-Held ist schwarzhäutig, geboren 1946 und kommt aus Wien; er wird ein kleiner Starfußballer und schwul, unfreiwillig Vater, heiratet ebenso unfreiwillig und sucht auf der Flucht in die USA Vater und Identität. Aber das alles, so Bauer, "leidet an sprachlichen und erzähltechnischen Konventionen" und schließlich fühlt sich der Rezensent durch "die Rückschau schreibender 68-er an die Weltkriegsprosa ihrer Väter" erinnert. Auch das ist ziemlich vernichtend: "zu viel vorgenommen und zu wenig riskiert".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.06.2000

Hans Christian Kosler legt Wert darauf, dieses Buch nicht in erster Linie im Kontext der Debatte um Jörg Haider zu betrachten. Für ihn steht vielmehr im Vordergrund, dass Henisch in seinem Roman an das Leben in den Nachkriegsjahren erinnert: die Armut, die mangelnde Abwechslung für Kinder sowie die "Gradlinigkeit und Naivität des Denkens", was Henisch "mit einer ungeheuren Intensität eingefangen" habe. Kosler zeigt sich sehr beeindruckt von Henischs Talent, genauestens zu beobachten und auch den Rückzug seines Protagonisten in die Welt der Musik zu beschreiben. Dabei macht er die größten Stärken des Buches nicht etwa da aus, wo der Autor das Anderssein Peters in den Vordergrund stellt, sondern dort, wo er "mit der Beweiskraft authentischen Erlebens erzählt", beispielsweise von einer früh gescheiterten Ehe oder einer Jazz-Session. Nicht zuletzt sieht der Rezensent - trotz Henischs steter Kritik an Wien - in diesem Buch "eine große Liebeserklärung an seine Stadt".