Peter Rühmkorf

Paradiesvogelschiss

Gedichte
Cover: Paradiesvogelschiss
Rowohlt Verlag, Reinbek 2008
ISBN 9783498057824
Gebunden, 160 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Jürgen Manthey. Das Alter mag ihn milder gestimmt haben, doch seine Zweifel sind über die Jahre nicht geringer geworden: "Manches wird zierlicher, / manches brutaler, / allseits genierlicher: / Dein Feld wird schmaler. // Früher die ganze Flur / Dir zu Belieben, / fast eine Furche nur / ist dir geblieben." Als Aufklärer einerseits, berauschender Sensualist andererseits bemisst er die melancholischen Schwankungskurven seiner Existenz. "Also gut. Gebongt. Doch halt, da sind / zweifellos noch ein paar Fragen offen / und der Dichter uns die Antwort schuldig: / Sag, wie hältst dus mit der Gegenwart?! / Was, zum Beispiel, kann ich wissen? / Soll ich tun? / Was darf ich hoffen? / Wo die Leserschaft schon ungeduldig / mit den SCARPA-Wanderstiefeln scharrt."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.05.2008

Von Peter Rühmkorfs neuem Gedichtband "Paradiesvogelschiss" ist Michael Braun hingerissen. Nicht nur, dass Rühmkorf seine Dichterkollegen mit "perfekter Reimkunst" beschäme, auch die Art und Weise, wie der an Heine, Benn und Fontane erinnernde Rühmkorfsche "Sound" die Tücken des Alters und der Krankheit im Gedicht auffängt, macht das Buch für den Rezensenten zu einem heiteren Erlebnis. Frohsinn trotz Alters, trotz Krankeit. Zwar verheiße Rühmkorf in seinen Versen lyrische Schlichtheit, doch ist es Braun wichtig zu betonen, dass das Politische dabei nicht untergeht, quasi eingeschmuggelt wird. In drei Balladen kommt der Dichter zurück auf sein Thema des erotischen "irdischen Vergnügens" und macht dabei sogar einen Ausflug ins Rotlichtviertel. Die Leichtigkeit und der Humor des Bandes fallen Braun zwar manchmal als "überstrapazierte Lustigkeiten" auf, die ironisch-eleganten Gedichte bleiben ihm aber zuvorderst ein Geschenk, das er sehr gerne angenommen hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.05.2008

Altersmelancholie - schon, meint Alexander Cammann angesichts von Peter Rühmkorfs "gelungenem" Alterswerk "Paradiesvogelschiß" - aber was für eine! Cammanns Respekt für diese (einer Krebserkrankung des Autors abgerungenen) Gedichte bezieht sich auf die freche Lebendigkeit des Nocheinmal-Auftextens in Erinnerung und Liebe. Ein Triumph, findet Cammann, aber auch ein Vermächtnis, poetologischer Einblick mit "anschaulichem" Handschriften-Material aus Rühmkorfs Werkstatt. Der eigentliche Zyklus von 36 Texten erscheint dem Rezensenten aber auch voller Skepsis und Komik, als erneute Verbeugung vor Brecht und Benn, als Abschiedsgesang an das eigene Dichterdasein, "verletzlich, empfindsam, präzise".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2008

Rundum glücklich ist Franziska Augstein mit Peter Rühmkorfs neuem Gedichtband. Dass zwei Drittel des Buchs aus Einfällen, Gedankensplittern und Aperçus bestehen, die Rühmkorf noch zu durchkomponierten Gedichten formen wollte, woran ihn der Krebs gehindert hat, schmälert für sie den Lesegenuss in keiner Weise. Denn, so Augstein: "Ein gutes Aperçu, gereimt oder nicht, ist etwas Vollkommenes". Und davon findet sie in dem Buch jede Menge. Egal also, ob formal perfekt durchkomponiert oder nicht: die Texte dieses Bands hat sie mit großer Freude gelesen. Sie sympathisiert mit Rühmkorfs Abneigung gegen Kitsch und Angeberei, schätzt seine treffenden politischen Kommentare und würdigt seine Ironie, Selbstironie und Komik. Thematisch kreisen viele der Gedichte um die Vergänglichkeit, um Liebe und Tod. Dabei hebt sie hervor, dass sich im gesamten Werk keine einzige "selbstmitleidige Zeile" findet. Der Band ist für sie der Beleg, dass Dichtung alle angeht. Sie kann ihn auch solchen Lesern ans Herz legen, die Gedichte bisher eher scheuten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.04.2008

Jürgen Verdofsky feiert Peter Rühmkorfs jüngsten Gedichtband "Paradiesvogelschiss" als Meisterwerk, in dem der Dichter einmal mehr die souveräne Beherrschung seiner poetischen Mittel mit so gar nicht altersgramen Versen vorführt. Der Rezensent ist von der Fülle der Einfälle, die Rühmkorf hier beweist, fasziniert und ihm gefällt besonders, dass der Autor auch beim Thema Tod seinen gewohnt unverklärten und "sarkastischen" Ton behält. Wenn bei einigen Gedichten auch Typoskripte beigegeben sind, die nicht nur das Schriftbild des Dichters "Olympia Monica", sondern auch handschriftliche Korrekturen Rühmkorfs aufbewahren, so lässt sich ablesen, dass die Verse, bei scheinbarere Leichtigkeit und "Absichtslosigkeit", eben doch auch "Arbeit" sind, stellt der Rezensent anerkennend fest. Bei Rühmkorf fallen "Einfall" und "Sprache" aufs glücklichste ineinander, preist Verdofsky, und das, obwohl der Gedichtband während einer Erkrankung Rühmkorfs entstanden ist, wie der Rezensent enthüllt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2008

Letzte oder vorletzte Worte allererster Güte vom Altmeister der poetischen Einfallskunst, Peter Rühmkorf, meint der Rezensent Hubert Spiegel. Der Dichter ist erkrankt, anders als Robert Gernhardt mit seinen "K-Gedichten" macht er kein großes Drama daraus. Er ist, ganz im Gegenteil, nicht nur thematisch - von der Liebe bis zu den lieben Kollegen - ganz der Alte, und zwar in offensichtlich hervorragender Form. Und er ist nicht nur poetisch, sondern immer wieder auch poetologisch gesinnt. So im Eröffnungsgedicht "Die Ballade von den geschenkten Blättern", in dem Rühmkorf vorführt, wie aus einem "Paradiesvogelschiß" ein Baum wird, sprich: aus einem Einfall ein ganzes Gedicht. Nicht alles in diesem Band ist immer fertig, so findet sich Aphoristisches und manches, was unfertig war, kehrt, ins Gedicht überführt, später wieder. Das alles weiß der Rezensent nur zu rühmen. Rühmkorf, so Spiegel, ist "im Taubenschlag der deutschen Lyrik ... nach wie vor der Paradiesvogel".
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