Peter Wawerzinek

Liebestölpel

Roman
Cover: Liebestölpel
Galiani Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783869711522
Gebunden, 304 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Die Liebe, ach Junge, besser du lässt die Finger davon", hatte sein Opa ihn gewarnt, da war er gerade vierzehn. Menschen wie sie könnten da nur Schiffbruch erleiden. Wären sie Vögel, so der Opa weiter, dann würden sie zur Spezies der Trottellummen gehören. Trottellummen seien in der Luft grandiose Segler. Doch beim Landeanflug offenbare sich ihr eigentliches Problem: Da seien sie plötzlich unbeholfen, wirkten fast schon trottelig. Und das setze sich dann bei Paarung, Nestbau und Brutpflege nur noch fort. Trottellummen, so der Opa, neigten zu kompliziertem Beziehungsverhalten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.01.2020

Frauke Meyer-Gosau klappt Peter Wawerzineks neues Buch traurig zu. Traurig macht sie nicht etwa Ereignislosigkeit, ein bekanntes Problem bei autobiografischen Mehrteilern, sondern dass der Ich-Erzähler nicht herauskommt aus seiner nicht unbedingt selbst verschuldeten, doch die Erzählung nachhaltig prägenden Unmündigkeit. Dass dem "Liebestölpel" im Buch ein Liebesleben lang immer wieder die eine Femme fatale in die Quere kommt, der er bedingungslos ergeben ist, ist der Rezensentin einfach zu wenig Stoff für ein ganzes Buch, selbst wenn außerdem im Text gern gut gezecht wird. Etwas Entwicklung hätte der Autor seinen Figuren gern zugestehen könne, findet sie, dann hätten auch Sprache und Bilder im Buch sicher besser gezündet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.12.2019

Wie die Vorläufer ist auch der jüngste Roman von Peter Wawerzinek autobiografisch grundiert, weiß Rezensentin Wiebke Porombka: Der Ich-Erzähler muss auch hier mit den Wunden leben, die ihm die Mutter geschlagen hat, als sie ihn in einem Waisenhaus in der DDR zurückließ, um in den Westen zu fliehen. In der Folge erträgt der Protagonist laut Porombka keinen Stillstand, jagt einer dauerhaft flüchtenden Geliebten hinterher und verletzt seine eigene Familie, der er keine beständige Aufmerksamkeit schenken kann. Dass diejenige, die der Erzähler am meisten liebt, deshalb ein tragisches Ende findet, macht den Roman zu einem Buch über die Auswirkungen einer "existentiellen Versehrtheit", sinniert die betroffene Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.11.2019

Andrej Klahn lobt Peter Wawerzineks gekonntes Spiel mit Kindheitsreimen, Popsongs und Volksliedfetzen. Wie der Autor autobiografisch an das Thema Bindungsunfähigkeit herangeht, stets das Vogel-Motiv umkreisend, etwa wenn er den Erzähler mit der Trottellumme, "ein Vogel mit Bindungsproblemen", gleichsetzt, scheint Klahn lesenswert. Der episodisch gehaltene Abschluss von Wawerzineks Vogel-Trilogie überzeugt ihn mit der eindringlichen Geschichte zweier einander anziehender wie immer wieder auch abstoßender Figuren, emotional Ausgehungerte mit DDR-Kinderheim-Sozialisation alle beide. Eigenwillige Literatur, findet Klahn.
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