Philipp Gassert

Kurt Georg Kiesinger 1904-1988

Kanzler zwischen den Zeiten
Cover: Kurt Georg Kiesinger 1904-1988
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2006
ISBN 9783421058249
Gebunden, 895 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Das Leben Kurt Georg Kiesingers ist wie das keines anderen Spitzenpolitikers der Bundesrepublik ein Spiegel des 20. Jahrhunderts. Geboren im Kaiserreich, Jurastudium in der Weimarer Republik, seit 1933 Mitglied der NSdAP und Mitarbeiter im Auswärtigen Amt. Nach 1949 christdemokratischer Rechts- und Außenpolitiker, Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Kanzler. Er hat den demokratischen Wiederaufbau an entscheidender Stelle mitgeprägt. Kiesingers Zeit als Regierungschef der Großen Koalition fiel in die Phase des großen Umbruchs um 1968.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.09.2006

Ebenso "vorzüglich" wie "monumental" findet Rezensent Daniel Koerfer diese Kiesinger-Biografie, die ihm überzeugend darstellen konnte, dass die Angelegenheit um Kiesinger komplexer ist, und das herkömmlich Bild vom "alten Nazi" eigentlich nicht aufrecht erhalten werden kann. Der Biograf Philipp Gassert differenziert Koerfer zufolge das verzerrte Bild. Gerade Nazi sei Kiesinger nicht gewesen, vielmehr eher ein Dissident in der "inneren Emigration". Überzeugend weise Gassert nach, dass das Nazi-Image aus Kiesingers unglücklichen Bemühungen entstanden sei, sich nach 1945 als Widerstandskämpfer zu stilisieren. Erstmals dokumentiere das Buch auch die fünf "akribisch recherchierten" Entnazifizierungsverfahren, die Kiesinger hat durchlaufen müssen. Interesse weckt das Buch auch als "anschauliche Institutionsgeschichte" der Bonner Nachkriegsrepublik. Neben der Darstellung von Kiesingers politischer Biografie scheint das Buch auch mit Blicken in private Geschichte und Persönlichkeit des Altkanzlers zu überzeugen, dessen Lektüre der Rezensent auch Kanzlerin Angela Merkel ans Herz legt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.08.2006

Dem Rezensenten Louis Gerber gefällt diese Biografie wegen ihrer Ausgewogenheit. Seiner Meinung nach bleibt der Autor Philipp Gassert immer "fair und beschönigt doch nichts". Das Buch baut auf seine Habilitationsschrift auf und genügt damit "wissenschaftlichen Ansprüchen". Trotzdem liest es sich nach Einschätzung des Rezensenten angenehm. Gerber erzählt den Inhalt der Biografie in seiner Besprechung recht detailliert nach. Lediglich eine Bezugnahme auf die gegenwärtige große Koalition - immerhin war Kiesinger der erste Kanzler einer bundesdeutschen großen Koalition - scheint Gerber ein wenig zu vermissen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.06.2006

Godehard Weyerer findet fast ausschließlich lobende Worte für diese von Philipp Gassert unternommene Biografie Kurt Georg Kiesingers. Der Rezensent zeigt sich insbesondere von der Mischung aus Genauigkeit und Einfühlsamkeit der Lebensbeschreibung beeindruckt und betont anerkennend, der Autor, Historiker in Heidelberg, der sich mit dieser Biografie habilitiert hat, habe wirklich jede erreichbare Quelle zum Leben und Wirken Kiesingers ausgewertet. Lediglich Gasserts Versuche, Kiesingers Haltung vor und während des Nationalsozialismus zu erklären, haben den Rezensenten nicht recht überzeugt, wie er einräumt, allerdings sieht er hier ein, dass die Quellenlage äußerst dünn ist. Dafür mache der Autor deutlich, dass Kiesinger nie zur Widerstandsbewegung zählte, wie er gern durchblicken ließ. Diese Kiesinger-Biografie ist gut lesbar, überzeugt mit deutlichen Positionen und führt gleichzeitig eindrücklich ein Stück Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland vor, lobt der begeisterte Rezensent. Nur, dass man über die Privatperson des dritten bundesrepublikanischen Kanzlers kaum etwas erfährt, findet Weyerer bedauerlich.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2006

Eine "monumentale Biografie" erblickt Klaus Hildebrand in Philipp Gasserts Buch über den Kanzler der ersten großen Koalition, Kurt Georg Kiesinger. Die Lektüre des Werkes erscheint ihm geradezu als "Lesevergnügen", was er vor allem auf Gasserts "literarische Darbietung" des Stoffes zurückführt. Daneben lobt er die "kaum zu überbietende Materialbasis" und die "Intensität der gedanklichen Durchdringung des Stoffes" des Werks. Mit Spannung folgt Hildebrand der Darstellung des Lebenswegs Kiesingers (1904-1988), von den Anfängen im schwäbischen Ebingen bis zu den letzten Jahren als elder statesman im heimatlichen Tübingen, und schildert vor allem dessen Zeit als baden-württembergischer Ministerpräsident und als Kanzler der großen Koalition. Diese betrachtet Hildebrand als Bewährungsprobe des Parlamentarismus und des Parteienstaates, die mit der Persönlichkeit Kiesingers aufs Engste verbunden gewesen sei. Er hebt die Auseinandersetzung des Autors mit Kiesingers Rolle in der Nazizeit hervor und bescheinigt ihm dabei eine eingehende Prüfung der vorgebrachten Argumente, die Belastendes nicht beiseite lässt.
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