Philipp Ther

Deutsche und polnische Vertriebene

Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945-1956
Cover: Deutsche und polnische Vertriebene
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen und Zürich 1998
ISBN 9783525357903
Kartoniert, 382 Seiten, 37,84 EUR

Klappentext

Erstmals wird die Vertriebenenproblematik in einem systematischen polnisch-deutschen Vergleich behandelt. Die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg war ein europäisches Phänomen, von dem keineswegs nur Deutsche betroffen waren, sondern - neben anderen - auch Polen. Nach Kriegsende behielt die Sowjetunion einen Großteil der annektierten polnischen Ostgebiete; dafür erhielt Polen die ehemaligen deutschen Ostgebiete. Als Folge dieses international gesteuerten Prozesses mußten Millionen Polen und Deutsche ihre Heimat verlassen. Philipp Ther behandelt die Vertriebenenproblematik im Vergleich zwischen Polen und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)/DDR; auch Westdeutschland wird in die Betrachtung mit einbezogen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.09.2000

Die ehemaligen deutschen Ostgebiete in Polen sind ein politisch brisantes Thema, weshalb ein Großteil der Literatur über die Vertreibungen von Vertriebenen für Vertriebene verfasst wurde. Um so lobenswerter findet Sabine Vogel das Dissertationsthema von Philipp Ther, der sich dem Sujet als einem europäischen Phänomen nähert, wie Vogel erläutert. Er untersucht, was mit den deutschstämmigen Vertriebenen in der SBZ und in den westlichen Besatzungszonen geschah; dies konfrontiert er mit den Erfahrungen der polnischen Umsiedler, die aus dem Russland zugeschlagenen Teil Polens in die "ehemaligen Ostgebiete" längs der Oder-Neiße-Grenze transferiert wurden. Wen wundert`s, so Vogel, Ther konstatiert hier wie da großes Leid: denn die polnischen Neubauern waren andere Siedlungsformen und Anbaumethoden gewohnt. Ingesamt wurden die Vertriebenen in der SBZ schneller integriert als in Westdeutschland, berichtet Vogel von Thers Untersuchungen, weshalb die Vertriebenenverbände in der Bundesrepublik so lange politisches Kapital daraus schlagen konnten. Das Buch sei eine überzeugende Verbindung von Politik- und Alltagsgeschichte, resümiert die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.04.2000

Reinhard Müller äußert sich in seiner Rezension recht wenig über die Stärken und Schwächen dieses Bandes. Dennoch lässt sich seinem Text durchaus entnehmen, dass er das Buch offensichtlich mit großem Interesse gelesen hat. So skizziert er den Inhalt einiger Passagen, in denen vor allem deutlich wird, wie lange die Flüchtlinge aus den Gebieten jenseits von Oder und Neiße an eine baldige Rückkehr geglaubt haben und daher wenig bereit waren, sich auf ein dauerhaftes Bleiben einzurichten. Allerdings wird auch deutlich, wie ab 1949 die Forderungen nach einer Grenzänderung - beispielsweise von der Block-CDU - verboten wurden. Ähnliches sei in den Westgebieten Polens zu beobachten, da die Unsicherheit, ob diese Gebiete polnisch bleiben würden, zu "einem Verfall der Bausubstanz und der Landwirtschaft" geführt hätten. Zum Schluss widerspricht Müller dem Autor bei dessen Behauptung, "die `Bevölkerungsverschiebungen` hätten sich für die Staaten nicht gelohnt, die daran beteiligt waren", ohne dies allerdings genauer auszuführen.
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