Reinhold Michels

Otto Schily

Eine Biografie
Cover: Otto Schily
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 2001
ISBN 9783421054678
Gebunden, 250 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Geschmäht, geachtet, umstritten: Otto Schily ist einer der interessantesten Politiker der Bundesrepublik. Die erste Biographie zeichnet das vielschichtige Porträt des einstigen Anwalts und RAF-Verteidigers und heutigen Bundesinnenministers. Er ist ehrgeizig, brillant, eigenwillig und, obwohl nacheinander Mitglied zweier Parteien, politisch auf Abstand bedacht, ein Solist, der nie ganz dazugehört. Für viele ist Otto Schily ein rotes Tuch, seitdem er in den siebziger Jahren Mitglieder der Rote-Armee-Fraktion vor Gericht verteidigte. Dass sein Leben Brüche und Wendungen aufweist, macht ihn vielen anderen verdächtig. In seinem Beharren auf Moral, Recht und Gesetz wirkt er fast altmodisch. Otto Schilys Lebensgeschichte spiegelt zugleich Kontinuität und Diskontinuität. An Schily scheiden sich die Geister. Seinen Feinden ruft Schily entgegen: Nur Idioten ändern sich nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.09.2001

Ein Militanter sei Schily nie gewesen, schickt Johannes Leithäuser seiner Besprechung von Reinhold Michels Biografie des derzeitigen Innenministers Otto Schily voraus. Ohne große Begeisterung äußert sich der Rezensent über das Buch, das zwar sorgfältig die Stationen im Werdegang des einstigen RAF-Anwalts vergegenwärtige, ihm dabei aber nicht genügend analytisches Futter bietet. Besonders der Prägung durch zeitgeschichtliche Umstände und dem großbürgerlichen Elternhaus hätte Leithäuser gerne mehr Aufmerksamkeit gewidmet gesehen, doch damit hätte sich der Biograf auf das unsichere Terrain von historischer Forschung, Analyse und Spekulation begeben müssen: so hat er nun nicht viel verkehrt gemacht, aber auch nichts besonders gut. Statt Analyse biete Michels mehrfach Persönlichkeitsvergleiche an, meint Leithäuser: mit Horst Mahler und mit Joschka Fischer, dessen politische Vergangenheit von den Medien so genüsslich durchforscht wird. Bei Schily, so legt Leithäuser nahe, gibt es nicht viel aufzuspüren. Aus seiner Meinung habe der jetzige Minister zur Mehrung des eigenen Ruhms nie ein Hehl gemacht.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.07.2001

Seicht und schwülstig findet Lukas Wallraff die Biografie von Otto Schily, der gerade bekannt gegeben hat, dass er noch einmal amtieren möchte. Wallraff weiß jetzt auch, warum die Rechten Politikern wie Joschka Fischer oder Jürgen Trittin ihre linke Vergangenheit nicht verzeihen können, aber Schily "wieder für einen der Ihren halten". Es sei nicht so, dass der Autor, Redakteur bei der "Rheinischen Post", die Brüche in Schilys Leben ausgespart habe - aber er erklärt sie Wallraff nicht. Michels zu netter Umgang mit seinem Gegenstand zeichnet das Bild eines Wertkonservativen schön, der, zitiert Wallraff den Autor Michels, "auf die Mittelspur zurückgefunden hat". Als Gegenleistung habe Michels einige Privatfotos und hübsche Anekdoten aus Schilys Jugend erhalten, mutmaßt der Rezensent abschätzig. An sich herangelassen habe Schily seinen Biografen jedoch nicht, und der habe sich einfach nicht für den Menschen Schily mit all seinen Widersprüchen interessiert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.07.2001

Annette Ramelsberger räumt zwar ein, dass es durchaus schwierig ist, an einen so verschlossenen Menschen wie Otto Schily heranzukommen. Doch etwas mehr hätte sie sich von dieser Biografie schon erhofft. Zwar habe der Autor zahlreiche Freunde, Verwandte und Weggefährten befragt, doch viele wesentliche Fragen bleiben nach Ramelsberger unbeantwortet, etwa wie Schily "Politik organisiert", wie er zu seiner Aussage (damals noch als Ensslin-Verteidiger) gekommen ist, die "Anschläge der RAF seien eine Form des Widerstandes gegen den Völkermord in Vietnam gewesen" oder auch wie bzw. ob sich Schily durch seine Ehefrauen verändert hat. Was Schilys Gefühlsregungen betrifft, so findet die Rezensentin zahlreiche Äußerungen des Autors nicht ausreichend belegt, Schily zugeschriebene Reflektionen gar spekulativ. Und nicht zuletzt findet sie es unnötig, "auf jeder Seite" zu lesen, dass Schily - schon seit seiner Jugend - großen Wert auf elegante Kleidung legt. Summa summarum meint die Rezensentin: "Schily bleibt hinter einer Milchglasscheibe verborgen".
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