Richard Birkefeld, Göran Hachmeister

Wer übrig bleibt, hat recht

Roman
Cover: Wer übrig bleibt, hat recht
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783821808857
Gebunden, 440 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

1944, irgendwo in Deutschland. In einem Militärkrankenhaus kuriert Hans Kalterer, brillanter Geheimdienstpolizist im Dienst der SS, eine Schussverletzung aus - und macht sich Gedanken über seine Zukunft. Er will zurück zur Kriminalpolizei - und zu seiner Frau Merit, die ihn verlassen hat, weil sie seine Arbeit für das NS-Regime nicht länger ertragen hat. Als in Berlin ein hochrangiger Parteigenosse ermordet wird, sieht Kalterer seine Chance gekommen. Die von höchster Stelle angedeuteten politischen Motive entpuppen sich nach einem weiteren Mord als scheinbarer Irrweg: alle Indizien deuten auf einen entflohenen KZ-Häftling, der für den von den Mitbewohnern seines Hauses verschuldeten Tod an seiner Familie offenbar grausam Rache nimmt...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.11.2002

Bislang haben sich nur Engländer wie Philipp Kerr und Robert Harris daran getraut, das Dritte Reich im Kriminalroman abzuhandeln, weiß Gustav Seibt. Nun machen ihnen zwei Deutsche, Historiker dazu, Konkurrenz und betreten das politisch schwer verminte Terrain: Berlin im Endkampf vom Spätherbst 1944 bis zur Kapitulation Mai 1945. Das Personal dieses Romans sieht anders aus als in gängigen Kriminalgeschichten, erläutert Seibt: Da sei der Serienmörder ein KZ-Opfer und der Polizist ein Massenmörder, den später sein Gewissen plage, was wiederum dem ehemaligen KZ-Insassen während seiner Inhaftierung dagegen gänzlich abhanden gekommen zu sein scheine. Wie bei den meisten Kriminalromanen von Autorenpaaren, analysiert Seib, leide dieser an Überkonstruktion und mangelnder psychologischer Finesse; dafür entschädigten die Autoren mit einer sensiblen und genauen Skizzierung des historischen Settings, so dass man tatsächlich viel Neues erfahren könne.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2002

Dieses Werk zweier Autoren, den Historikern Richard Birkefeld und Goran Hachmeister, hat nach Meinung des Rezensenten Otto Diederichs Stärken und Schwächen. Zwar erscheint ihm die eigentliche Handlung des Krimis manchmal nicht so gelungen, dafür ist den Autoren in Diederichs' Augen aber "ein geschickt verpacktes Sittengemälde über selbstverständliche Gewalt und trügerische Sicherheit gelungen", angesiedelt im Polizeiapparat der NS-Zeit. In den aufgeworfenen Fragen über den "'normalen' Polizeiapparat" zu Nazi-Zeiten und über Mitläufer Widerständler, die alle in den Terrorapparat verstrickt sind, gibt es wenig "klare Zuordnungen von Gut und Böse". In diesen Themen liegt die Stärke des Krimis, so das Fazit des Rezensenten.