Richard de Fournival

Liebesbestiarium

Absurde Poesie des Mittelalters
Cover: Liebesbestiarium
Wallstein Verlag, Göttingen 2014
ISBN 9783835315532
Gebunden, 188 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Altfranzösischen von Ralph Dutli. In 750 Jahren wurde dieses Juwel der mittelalterlichen Literatur noch nie ins Deutsche übersetzt. "Das Liebesbestiarium" bedeutete seinerzeit eine literarische Revolution in europäischem Maßstab. Richard de Fournival (1201-1260) erkundet darin in gewagten Bildern das Geheimnis des Eros und findet für die Liebe eine neue, unerhörte Sprache. In seiner Beschwörung der angebeteten Frau entwirft er einen magischen Liebeszoo zwischen Einhorn und Phönix, Schwalbe und Pantherweibchen, phantastischen und realen Tieren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2014

Ingeborg Waldinger findet Liebeswerben der altmodischen Art nicht versponnen, sondern gar zauberhaft. Was Richard de Fournival um 1250 an allegorischem "Minne-Jägerlatein" auffährt, um eine Liebe auf Augenhöhe einzufordern, lässt Waldinger erstaunen. Die besondere Leistung Fournivals im Vergleich zu heilsgeschichtlich ausgerichteten Volksbestiarien erkennt Waldinger in der profanen Umdeutung ins Erotische und Ironische. Dass der Übersetzer Ralph Dutli den Leser nicht allein lässt und ihm ein umfassendes Nachwort gönnt sowie eine zeitgenössische Antwort der umworbenen Dame scheint der Rezensentin sinnvoll und hilfreich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.08.2014

Viele ebenso wunderbare wie bizarre Erkenntnisse über das Verhältnis von Mann und Frau hat Rezensent Tilman Spreckelsen in Richard de Fournivals "Liebesbestarium" gelesen, das jetzt erstmal in einer ausgezeichneten Übersetzung Ralph Dutlis auf Deutsch vorliegt. Der Kritiker liest in dieser mittelalterlichen Poesie des französischen Klerikers, Arztes und Biblomanen herrlich amüsante Konstellationen, etwa zwischen dem Liebenden und der Kühlen oder zwischen dem Opfer und dem unfreiwilligen Täter: Die die Liebe nicht erwidernde Frau könne doch einfach ihr Herz abwerfen wie ein flüchtiger Biber seine Hoden, rät der Autor beispielsweise. Die Erkenntnisse, die hier ähnlich wie im antiken "Phyisologus" naturkundlich verwissenschaftlicht sind, aber doch insbesondere auf die psychologische Ebene abheben, erscheinen laut dem lesenswerten Nachwort Ralph Dutlis als "Akt inspirierter Verweltlichung" - Spreckelsen korrigiert hier allerdings: Gerade die Verbindung zwischen Religion und Weltlichkeit macht den Reiz dieses außergewöhnlichen Buches aus.
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