Robert Dallek

John F. Kennedy

Ein unvollendetes Leben
Cover: John F. Kennedy
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2003
ISBN 9783421052001
Gebunden, 792 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Klaus Binder, Jürgen Leineweber und Peter Torberg. In seiner Biographie zeigt Robert Dallek John F. Kennedy als einen zugleich getriebenen und visionären Politiker, der wie kein anderer die Menschen fasziniert. Gerüchte um seine Affären, seine Mafiakontakte und seine Krankheiten umranken diese Legende. Viele seiner politischen Entscheidungen, etwa in der Kubakrise, zu Vietnam, zur Berliner Mauer, erscheinen in neuem Licht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.11.2003

Robert Dalleks Biografie John F. Kennedys hat Rezensent Alexander Cammann nicht wirklich überzeugt. Zwar findet er das Buch "faktensatt und spannend geschrieben", und warte Dallek auch mit Neuigkeiten über die gut geheim gehaltenen Krankheiten Kennedys und seinen immensen Frauenverschleiß auf. Dalleks Hauptanliegen jedoch, zu zeigen, dass die USA durch Kennedys frühen Tod eine historische Chance verpasst hat, geht Cammann ein wenig auf die Nerven: Ungeniert gehe der Historiker der allseits beliebten "Was wäre, wenn"-Frage nach. Seine diesbezüglichen Spekulationen hält Cammann kaum für erhellend. Zudem moniert er die Dalleks Perspektive, "Männer machen Geschichte", als zu konventionell. Zu den dramatischen Veränderungen der USA in der Mitte des 20. Jahrhunderts, ohne die man Entwicklung und Erfolg Kennedys nicht erklären könne, finde sich bei Dallek wenig. "Eine moderne Biografie", erklärt Cammann, "hätte den Strukturwandel der amerikanischen Gesellschaft mitgedacht und einbezogen."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.10.2003

Robert Dalleks Biografie John F. Kennedys hat Rezensent Bernd Greiner letztlich nicht überzeugt. Wie er berichtet, begibt sich Dallek auf das "dünne Eis" der "kontrafaktischen Geschichtsschreibung", um zu fragen, was geschehen wäre, wenn Kennedy eine zweite Amtszeit angetreten und eine Chance zur Verwirklichung seiner politischen Vision gehabt hätte. Dallek zeige sich überzeugt davon, dass Kennedy sowohl in der Vietnam-Politik als auch im Verhältnis zur UdSSR einen Kurswechsel vollzogen hätte. Eine These, für die nach Ansicht Greiner auf den ersten Blick "einiges spricht", einer genaueren Prüfung hält sie seines Erachtens allerdings nicht stand. Die Hürden für einen auf politische Neuerungen bedachten Präsidenten hätten schließlich kaum höher liegen können. Dallek halte dennoch an seiner These fest, ohne überzeugende Argumente zu bringen. Damit handelt er sich von Geier den Vorwurf ein, "der Selbstinszenierung Kennedys auf dem Leim gegangen zu sein".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003

Stefan Kornelius feiert Dalleks Buch als eines der "wichtigsten Schlüsseldokumente" zur historischen Auseinandersetzung mit Kennedy und eine der "besten Biografien" über Kennedy, die es gebe. Zudem sei das Buch, da zeige sich wieder einmal die Überlegenheit amerikanische Wissenschaftler, "sprachlich und dramaturgisch wohltuend komponiert" und verzichte auf jeglichen "akademischen Dünkel". Und schließlich hat Dallek mit diesem Buch, wie Kornelius schreibt, "im Dickicht von Geschriebenem und Abgeschriebenem Holzfäller-Arbeit geleistet und vor allem zur Entmystifizierung Kennedys beigetragen". Gefallen hat dem Rezensenten auch das Kapitel über die Kindheit und die Eltern Kennedys, in denen Dallek die "tatsächlichen Triebkräfte" freilege, die die Persönlichkeit JFKs formten. Hier werde auch deutlich, was Kennedys Präsidentschaft dazu prädestinierte, zu einem "außenpolitischen Meisterwerk" zu werden. Und bei dessen Analyse wiederum zeigte sich für den Rezensenten nicht zuletzt, wie groß die damaligen im Verhältnis zu den heutigen außenpolitischen Herausforderungen waren. Hervorgehoben wird von Kornelius außerdem, dass nach Dalleks Recherchen nun Kennedys Vietnam-Politik wieder "neue Aufmerksamkeit" verdiene. Das wichtigste Mittel der Entmystifizierungsbemühungen und der eigentliche "historische Scoop Dalleks" stellt freilich ein Dossier zur "vertuschten" Krankengeschichte Kennedys dar, wie der Rezensent betont, mit dem der Autor schon vor der Veröffentlichung Aufsehen erregt habe. Hinsichtlich der daraus gezogenen Schlüsse hat sich Dallek für den Rezensent dann nur in einem Punkt "als zu wohlmeinend" erwiesen - "wenn er Kennedys Sexsucht" nämlich "mit der Krankengeschichte und der Furcht vor dem frühen Tod entschuldigt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.09.2003

Ein Resümee des Autors Robert Dallek sei, dass die angeschlagene Gesundheit John F. Kennedys das "Motiv für sein rastloses Sexualleben" gewesen sei, erklärt uns Rezensent Steffen Hebestreit. In dieser Biografie des amerikanischen Präsidenten werde drastisch klar, wie Kennedy von Schmerzen gequält an seinem "täglichen Medikamentencocktail" hing. Ohne seinen "Medikamentenkoffer", der vor der Öffentlichkeit vom Kennedy-Clan sorgsam verheimlicht wurde, habe sich der Präsident nicht mal "seine Socken selbst anziehen" können, so der Autor. Diese pikanten Informationen auch über das ausschweifende Sexualleben, ohne das Kennedy laut eigener Aussage "fürchterliche Kopfschmerzen" bekommen hätte, seien zwar "eine Sensation". Trotzdem findet Hebestreit den zweiten Teil des Buches sehr viel stärker, in dem Dallek den mehr oder weniger überzeugenden Versuch unternehme sich auszumalen, wie die amerikanische (Außen-)Politik im Zeichen der Kuba-Krise unter Kennedy wohl ausgesehen hätte, wäre er nicht ermordet worden. Insgesamt ist der Rezensent sehr angetan von dieser "faktenreichen Biografie", die sich vor allem auf die menschlichen Schwächen der Figur konzentriere. Dabei vernachlässige der Autor aber auch die historische Wahrheit nicht, die "spannend und lesbar geschrieben sei".