Robert Spaemann

Über Gott und die Welt

Eine Autobiografie in Gesprächen
Cover: Über Gott und die Welt
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012
ISBN 9783608947373
Gebunden, 352 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Er ist wie Günter Grass, Martin Walser und Joseph Ratzinger 1927 geboren, Zeitgenosse von Habermas und Enzensberger und sein Leben verlief so spannend wie kein zweites seiner Generation. Die Mutter war Tänzerin bei Mary Wigman, sein Vater Kunsthistoriker. Seine Eltern waren links, atheistisch und lebten in der Berliner Bohème der Zwanziger Jahre. 1942, nach dem Tod seiner Mutter, wird der Vater zum katholischen Priester geweiht. 1944 ist Spaemann bei einem Bauer untergetaucht, er ist Deserteur im eigenen Land. Entdeckt man ihn jetzt, wird er sofort erschossen. Heute ist Robert Spaemann der bedeutendste konservative Philosoph im In und Ausland. In einem langen Gespräch mit Stephan Sattler resümiert er sein Leben, ganz unter der Maxime der Suche nach dem, "was in Wahrheit ist".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.06.2012

Den Gesprächen des Philosophen Robert Spaemann mit dem Kulturjournalisten Stephan Sattler lauscht Dirk Pilz gerne. Das Reden über Spaemanns Jugend im Dritten Reich, über seine Laufbahn und seine philosophische Welt, in der Gott seinen Platz hat, wie der Rezensent betont, scheint ihm geprägt von Geduld und der Freiheit des Denkens. Das Buch nimmt er als Einführung in Spaemanns Lebenswerk und Anreiz zum Lesen seiner Bücher und Aufsätze. Weniger begeistert zeigt sich Pilz vom Lektorat des Buches, so es denn eines gab. Die vielen Redundanzen, meint er, wären durch die Übertragung der philosophischen Tugend Geduld aufs Büchermachen wohl vermieden worden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.05.2012

Mit Sympathie zeichnet Rezensent Uwe Justus Wenzel diese Autobiografie in Gesprächen und selbstgeschriebenen Vignetten des frommen Philosophen nach, der sich nach Wenzels Auskunft aber ungern als "katholischer Philosoph" bezeichnen lässt, denn der Zweifel spiele doch eine zu große Rolle in seinem Werk, allerdings auch der Zweifel am Zweifel, der ihn in seiner Philosophie wieder zum Glauben zurückführen mag. Wenzel erzählt vom Elternhaus Spaemanns - linke Bürgerliche, die nach privaten Prüfungen zum Katholizismus konvertierten. Und er erzählt, wie sich Spaemann später als Jugendlicher den Nazis entzog. Das war "de facto Fahnenflucht". Ferner findet Wenzel eine interessante Spur ins Denken Spaemanns, eine für nicht Nichtkenner vielleicht überraschende untergründige, aber starke Beziehung zur Frankfurter Schule. Es mag ein paar Redundanzen in diesem Buch geben, so Wenzel, aber das sollte von der Lektüre nicht abhalten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.2012

Pünktlich zu Robert Spaemanns 85. Geburtstag ist nun sein autobiografisches Werk "Über Gott und die Welt" erschienen, berichtet Rezensent Jürgen Kaube sehr erfreut. Mit großem Interesse hat der Kritiker Spaemanns Schriften gelesen, in denen der sich an Aristoteles und Thomas von Aquin orientierende Philosoph die konservative Auffassung vertritt, dass nur "Falsches wirklich neu" sein könne. So erschienen ihm der Utilitarismus, der Relativismus und der Funktionalismus etwa als "moderne Irrtümer", während er gleichzeitig versuchte, Lösungen für aktuelle Probleme wie Tierschutz, Atomkraft, Abtreibung oder die Ladenöffnung am Sonntag zu finden, die in Einklang mit Überzeugungen stehen, die es bereits vor zweitausend Jahren gab, so Kaube. Darüber hinaus erfährt der Rezensent anhand von Spaemanns Erinnerungen in den Gesprächen mit dem Journalisten Stephan Sattler viel über die Lebensumstände des als Sohn einer Tänzerin im katholischen Westfalen aufgewachsenen Spaemann, der nach seiner ausdrucksstark geschilderten Jugend im Nationalsozialismus in den Kreis des Münsteraner Philosophen Joachim Ritter kam. Ein in der Nachkriegszeit "einzigartiges" Werk, lobt der Kritiker, der überzeugt ist, dass Dogmatismus in unserer Zeit nie so "argumentativ" erschienen ist.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.05.2012

Rezensent Stephan Speicher hat Robert Spaemanns in Gesprächen mit Stephan Sattler entstandene Autobiografie "Über Gott und die Welt" mit Gewinn gelesen. Die Anerkennung des konservativen Philosophen sei auch jenseits seines Faches stetig gestiegen, berichtet der Kritiker, der den Grund dafür nicht zuletzt in der Bestätigung seiner Thesen sieht. So hätten sich seine Überlegungen zu Kernkraftwerken oder Naturschutz ebenso bewahrheitet wie seine Kritik an der Studentenbewegung der 68er Jahre, der er entgegensetzte, dass einzig die Ministerialbürokratie von der Zerschlagung der alten Professorenuniversität mit ihrer Autonomie profitieren würde. Mit Interesse hat Speicher auch Spaemanns kritische Ansichten zur Französischen Revolution gelesen. Neben einer beeindruckenden Schilderung seiner Jugend im Nationalsozialismus erfährt der Rezensent hier zwar wenig Persönliches, als Werk über ein Leben der philosophischen Arbeit kann er dieses Buch aber nur dringend empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.05.2012

Voller Bewunderung schreibt Alexander Cammann über den konservativen Philosophen Robert Spaemann, dessen Autobiografie er zu den "bemerkenswertesten intellektuellen Selbstzeugnissen unserer Zeit" rechnet. Hoch rechnet der Rezensent Spaemann die Klarheit und Ehrlichkeit an, mit der er auf sein Leben zurückblickt, auf sein katholisches Elternhaus, seine Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus (wobei er auch unangenehme Erinnerungen nicht ausspart) und seine intellektuellen Anfänge. Hier erfährt Cammann, dass sich Spaemann doch immerhin eine kurze marxistische Phase hatte, bevor er sich dem Denken von Hermann Lübbe, Odo Marquard oder Ernst Tugendhat zuwandte. Cammann räumt ein, dass er immer wieder auch auf katholische Positionen gestoßen ist, mit denen er gar nicht einverstanden ist, beteuert aber, dass dies seine Faszination für Spaemanns Denken nicht schmälerte.