Roberto Bolano

Cowboygräber

Drei Erzählungen
Cover: Cowboygräber
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446265578
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Christian Hansen und Luis Ruby. Mit einem Nachwort von Heinrich von Berenberg.  Drei Erzählungen aus dem Nachlass von Roberto Bolano, "'Du hast gekündigt, aber was willst du stattdessen machen?', fragte mein Vater. 'Die Revolution', sagte ich. 'Welche Revolution denn?'" 1973 macht sich der 20-jährige Arturo Belano auf den Weg von Mexiko nach Chile mit nur einem Ziel: die linke Revolution Allendes zu unterstützen. Ob Bolaño von Arturos Schiffsreise nach Valparaiso erzählt, ob von der idyllisch-finsteren Fahrt zweier Liebender in einem VW-Käfer durch den Süden Chiles oder von einer Sonnenfinsternis in Guyana, die zum geheimnisvollen Vorboten einer surrealistischen Untergrundliga wird: Diese drei Erzählungen sind kleine Meisterwerke zwischen Albtraum und Euphorie, voll Abgründen und Witz - die letzte große Entdeckung aus Bolaños Werk.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.01.2021

Rezensent Andreas Breitenstein ahnt schon, dass eine erschöpfende Ergründung des Werkes von Roberto Bolano niemals stattfinden wird. Dass aus dem Nachlass des Autors immer neue Texte ans Licht kommen, beglückt Breitenstein jedenfalls. So auch diese frühen Erzählungen, einige von ihnen Fragmente, die Breitenstein staunen machen, wie vollendet das Schreiben des jungen Bolano bereits ist. Die von Christian Hansen und Luis Ruby "formidabel" übertragenen Texte bieten dem Rezensenten unter anderem die für Bolano typische Selbstmythologisierung und Vermischung, Dichtung, Wahrheit und Komik, etwa, wenn der Autor von der Berührung seines jungen Helden mit einer Dichterbruderschaft in Französisch-Guayana oder der absurden Schiffspassage eines Revolutionärs berichtet. Rätselhaftes, die Allgegenwart untergründiger Gewalt und der Triumph der Poesie sind bereits in diesen Texten allgegenwärtig, freut sich Breitenstein.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.11.2020

Rezensent Martin Grzimek hält nicht alle Texte in dieser Nachlassedition für fertige Erzählungen. Roberto Bolanos Spiel mit autobiografischen Details und Fiktion wird dennoch allenthalben sichtbar, meint er. Etwa, wenn der Autor seine enttäuschenden Erlebnisse aus der Zeit des Putsches in Chile 1973 verarbeitet. Wirklich meisterhaft findet der Rezensent die dritte Geschichte im Band. Sie erscheint ihm nicht nur ausgearbeitet, sondern auch frei von "pseudobiografischem" Blindekuh. Der Text führt Grzimek mit wunderbarer Verständigkeit ins "surreale Reich der Literatur", die wahre Wirklichkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2020

Rezensent Andreas Platthaus sieht die Wunde des frühen Todes von Roberto Bolano durch diese aus dem Nachlass herausgegebenen kurzen Prosatexte nur noch weiter aufgerissen, weil in den Texten um Dichter in Zeiten des Putsches ein "unsentimentales Geschichtsbild" des Autors zutage tritt, das sich im weiteren in ein "homerisches Gelächter" verwandelt hätte, wie Platthaus vermutet. Ingrimm und zynische Komik statt Pathos sowie Bolanos berühmtes Spiel mit Stilen und Traditionen prägen die Texte, meint er. Einen weiteren Mythos um diesen Autor zu kreieren, wie es der Verlag mit dem deutschen Titel unternimmt, wäre gar nicht nötig gewesen, findet der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.08.2020

Rezensent Nicolas Freund sieht in allen Texten von Roberto Bolano, den Kritikern des Autors zum Trotz, Liebeserklärungen an die Literatur. So auch in den vorliegenden drei autobiografischen Erzählungen aus dem Nachlass, laut Freund vielleicht die letzten überhaupt. Sämtlich geprägt von Bolanos Verfahren der Vermischung von Fakten und Fiktion führen die Texte Freund wiederum zu Bolanos Themen Militärdiktatur in Chile, surrealistische Dichtung, Science-Fiction, Gewalt und Sterben. Für Fans eine ergänzende "kleine Neuwendung des Werkes", für Neuleser ein "faszinierender" Überblick über Bolanos Themen und Verfahren, so Freund.
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