Rolf Steininger

Der Mauerbau

Die Westmächte und Adenauer in der Berlinkrise 1958 - 1963
Cover: Der Mauerbau
Olzog Verlag, München 2001
ISBN 9783789280528
Paperback, 441 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

2001 jährt sich zum 40. Mal der Mauerbau. Im Bewusstsein der Bevölkerung ist bis heute geblieben, dass Kennedy als Held aus dieser Krise hervorgegangen ist, während Adenauer hier versagt hat. Tatsächlich aber wollten die Alliierten konzeptionell den Osten "aufgeben". Dies erkannte Adenauer rechtzeitig und neu zugängliche Quellen zeigen, wie er gestärkt aus dieser Krise ging. Adenauer gewann Charles de Gaulle als Verbündeten und blockierte damit das anglo-amerikanische Konzept, das nur auf Kosten der Deutschen hätte gehen können: Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze, entmilitarisierte Zonen, mindestens De-facto-Anerkennung der DDR u.v.m. Die neue Quellen- und Datenlage führt zu einer Neubewertung der in der Berlinkrise handelnden Mächte und Personen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.08.2001

Wie war das noch gleich mit der Berlin-Krise? Die diplomatischen Verwicklungen, die offiziellen Positionen der vier Mächte und die Taktik Adenauers - all dies, so Cathrin Kahlweit in ihrer nicht gerade üppigen Besprechung, untersuche der Band und erkläre anhand unbekannter Akten aus amerikanischen, englischen und deutschen Archiven das Verhalten der Siegermächte in der Krise. Die vom Autor präsentierte Erkenntnis, dass selbst die Briten überhaupt keine Wiedervereinigung wollten, findet die Rezensentin immerhin bemerkenswert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2001

Rechtzeitig zum 40. Jahrestag des Mauerbaus hat der Innsbrucker Zeithistoriker Rolf Steininger eine aufschlussreiche Bilanz über das Verhalten der Westmächte während der Berlin-Krise 1958-1963 gezogen, freut sich Rezensent Alexander Gallus. Die intensive Aktenrecherche des Autors in amerikanischen und britischen Archiven habe sich gelohnt, meint Gallus, denn Steiningers Analyse unterscheide sich wohltuend von anderen Publikationen zum Mauer-Jubiläum, die sich weitgehend an der Oberfläche der historischen Fakten bewegten. Bei Steininger aber schneidet das britisch-amerikanische Krisenmanagement schlecht ab, berichtet der Rezensent. Hier würden nicht nur die Spannungen zwischen den Blöcken offengelegt, sondern auch die Meinungsverschiedenheiten, Fehleinschätzungen und Unsicherheiten unter den Westmächten genauer als in anderen Abhandlungen untersucht. Das Buch ist für Gallus ein bedeutender Beitrag zum Thema, wenn auch, betont der Rezensent, es für die Ursachenforschung noch genügend zu tun gebe.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.08.2001

Die Recherchen des Innsbrucker Zeithistorikers Rolf Steininger in britischen und amerikanischen Archiven haben Wilfried Loth verdeutlicht, wie knapp der Dritte Weltkrieg während der Berlin-Krise in den Jahren 1958-1963 bevorstand. Das Buch enthalte reichhaltiges Anschauungsmaterial über Politiker aller Richtungen und ihren Lernprozess, mit der Atombombe zu leben, staunt der Rezensent. Doch eines mag Loth nicht stehen lassen. Steiningers These, die Briten und US-Amerikaner hätten in den Verhandlungen mit Chruschtschow versagt, Adenauer aber eine ganz gute Figur gemacht, kann Loth nicht zustimmen. Der Realität einer deutschen Teilung habe auch der Kanzler fest ins Auge geblickt, meint Loth.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2001

Rudolf Morsey lobt dieses Buch als "dicht belegte Darstellung", bei der sich der Autor auf bisher unausgewertete britische und amerikanische "Top secret"-Akten stützen konnte. Dabei wird besonders, so der Rezensent, die Rolle Adenauers zur Zeit des Mauerbaus erhellt. Adenauer, der für seine Zurückhaltung hinsichtlich des Mauerbaus viel Kritik einstecken musste, scheint hier nach Morseys Diagnose weitgehend entlastet zu werden, nicht zuletzt, weil er, Adenauer, mit einer noch größeren Krise gerechnet hatte: Der Verdrängung der West-Alliierten aus West-Berlin. Morsey gefällt an dem Band, dass die "Überlegungen und Entscheidungen in den Regierungszentralen in London und Washington" hier detailliert nachgelesen werden können und der Leser erfährt, wie konfliktreich das Verhältnis zwischen Adenauer und Kennedy gewesen ist. Allerdings räumt der Rezensent ein, dass diese Studie nur vorläufigen Bestand hat - solange nämlich, bis die bisher noch nicht zugänglichen Mauerbau-Dokumente in Bonn, Paris und Moskau ausgewertet werden können.
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