Ian Kershaw

Der Mensch und die Macht

Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert
Cover: Der Mensch und die Macht
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2022
ISBN 9783421048936
Gebunden, 592 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Klaus Dieter Schmidt. Mit 12 s/w-Abbildungen. Wie groß ist der Einfluss Einzelner auf den Lauf der Geschichte? Der englische Historiker Ian Kershaw betrachtet in seinem neuen Buch  diese unter dem Aspekt mächtiger Menschen und ihres Einflusses: Wie weit haben Politiker mit ihren Entscheidungen den turbulenten Lauf der Geschichte bestimmt? Wie weit wurden sie von den Umständen getrieben? Welche sind die Voraussetzungen für die Erlangung von Macht und welche Eigenschaften bringen politische Anführer mit? In zwölf Porträts von Lenin bis Helmut Kohl ergründet Ian Kershaw die machtvollen Figuren des 20. Jahrhunderts, die Europa im Guten wie im Schlechten geformt haben, und analysiert dabei grundsätzlich die Möglichkeiten und Grenzen "starker" Führungspersönlichkeiten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.02.2023

Auch das neue Buch von Ian Kershaw über das 20. Jahrhundert hat Rezensent Otto Langels mit Gewinn gelesen. Der englische Historiker beschreibt in zwölf Porträts, wer die Weltgeschichte mit welchen Mitteln in außergewöhnlicher Weise beeinflusst hat. Chronologisch beginnt Kershaw bei Lenin, um Hitler, Mussolini und Stalin besonders hervorzuheben und mit Adenauer, Thatcher, Gorbatschow und Kohl in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zu landen, fasst Langels das Spektrum des Buches zusammen. "Vorzüglich" und anekdotenreich sind die einzelnen Kapitel geschrieben, in denen Kershaw Biografie und Analyse voneinander trennt, lobt Langels. Zwar warte das Buch nicht mit Überraschungen auf, aber mehr über die historischen Bedingungen zu erfahren, die Menschen zu so prägenden Machthabern werden ließen, wirkt auf den Rezensenten wie eine "komprimierte Geschichte Europas".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2022

Rezensent Günther Nonnemacher schätzt an Ian Kershaws Buch gerade den Umstand, dass es sich zwischen Politikerbiografie und historischer Darstellung nicht entscheiden möchte. So kann der Autor herausarbeiten, wie unterschiedlich die Umstände und die ausgewählten politischen Persönlichkeiten, von Stalin über Gorbatschow, Thatcher und Tito bis Kohl und de Gaulle, wirklich waren. Für den Leser wirft das wertvolle Einblicke in die Geschichte des 20. Jahrhunderts ab, versichert Nonnenmacher. Solide scheint ihm, wie der Autor aus Quellen und Sekundärliteratur seine "Kurzporträts" erarbeitet und die jeweiligen Bedingungen der Machtergreifung, die politische Leistung und die Hinterlassenschaften der zwölf ausgewählten Persönlichkeiten darstellt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2022

Können einzelne Geschichte wirklich Geschichte Machen? Rezensent Robert Probst wundert sich, dass sich ausgerechnet ein so skrupulöser Historiker wie Ian Kershaw zwölf Persönlichkeiten herausgreift, die dem 20. Jahrhundert ihren Stempel aufgedrückt haben, um diese Fragen zu erörtern: Revolutionäre, Diktatoren Demokraten, von Lenin über Mussolini, Stalin und Hitler, zu Tito, Churchill, de Gaulle, Thatcher, Kohl und Gorbatschow. Da Kreshaw primär nur zu Hitler geforscht hat, nennt er seine Texte nur "interpretative Essays", bemerkt Probst, der von Kershaw dann erkundet sieht, wie eine markante Persönlichkeit von Umständen an die Macht gebracht wird und wiederum auf diese einwirkt. Charisma und Moral interessieren Kershaw hier nicht, warnt Probst, eher Zielstrebigkeit, Erfolgswillen und Egozentrik von Machtmenschen. Ein bisschen lasch findet Probst die Ratschläge, die Kershaw am Ende seinen Lesern gegen autoritäre Versuchungen an die Hand gibt: Widerstehen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.10.2022

Für den Rezensenten Marc Reichwein ist die Lektüre von Ian Kershaw immer ein Gewinn, weil der Historiker keine großen Thesen marktschreierisch unter die Leute bringen will, sondern historische Tiefenschärfe liefert. So auch im neuen Buch, versichert Reichwein. Wenn sich Kershaw Lenin, Stalin, Mussolini, Hitler, de Gaulle, Adenauer, Franco, Tito, Thatcher, Gorbi und Kohl widmet, vermisst Reichwein wohl Brandt oder Mitterand, bekommt mit den Fallstudien aber plastische Porträts und dazu historische Hintergründe, die zeigen, inwieweit all diese Machtmenschen auch Getriebene ihrer Zeit waren. Luzide und verständlich, so Reichwein.