Rudyard Kipling

Indische Erzählungen

Cover: Indische Erzählungen
Manesse Verlag, Zürich 2006
ISBN Z
Gebunden, 256 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

In seiner Anschaulichkeit unübertroffen ist das Bild, das der junge Autor vom indischen Subkontinent und seinen Bewohnern zeichnete: beispielsweise von der jungen, hübsche Ameera, die ihr Leben "ohne kirchlichen Segen" mit einem britischen Beamten teilt. Sie schenkt ihm einen Sohn, doch das gemeinsame Glück ist nur von kurzer Dauer. Von der stetigen Bedrohung der Menschen durch die Fährnisse der Natur erzählt die Geschichte des gelehrten Brahmanen Purun Bhagat: Im Einklang mit der belebten Welt sucht er nach Erleuchtung und setzt bei einer Überschwemmung sein Leben aufs Spiel. "Bisara von Pooree" ist der Name eines kleinen Silberkästchens, dessen Besitz von wundersamen Geschehnissen begleitet ist. Stolz und Gewitztheit der Einheimischen, Neugier und Staunen der britischen Kolonialherren sind weitere Themen der acht hier versammelten Erzählungen. Verdankte Kipling den "Dschungelbüchern" und dem Roman "Kim" seinen Welterfolg, so waren es die hochkarätigen Kurzgeschichten, die bereits früh seinen literarischen Ruhm begründeten. In ihrer heiter-ironischen Tonlage und stilistischen Brillanz waren sie von bedeutendem Einfluss auf die amerikanische Short story des 20. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.06.2006

Im vorliegenden, hervorragend übersetzten Erzählband begegnet Rudyard Kipling dem Leser als "begeisterter Jäger und Sammler im Reich des Magischen, des Zauberhaften, des Geheimnisvollen", schreibt die wohlwollende Rezensentin Claudia Kramatschek. Bis auf die 1898 erschienene Erzählung "Der Brückenbauer" stammen alle Erzählungen aus Kiplings Frühwerk, erklärt die Rezensentin, und dies ist insofern wichtig, als "Der Brückenbauer" als eine Art Kontrapunkt zu den frühen, sehr von "Lokalkolorit" und fein beobachteten Mentalitätsschilderungen geprägten Erzählungen dient, in denen Kiplings "kulturelle Zerrissenheit", das kontinuierliche Ringen seiner zwei Seelen - der indischen und der britischen - noch schwele. In der Meistererzählung "Der Brückenbauer", die den Bau einer Brücke über den Ganges schildere, treffe der Leser auf einen gewandelten Kipling, der seinen inneren Konflikt nach außen getragen habe und ihn demonstrativ als Widerstreit der Kulturen inszeniere, als Konflikt zwischen "Morgen- und Abendland" zwischen "Technik und Natur".
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