Sandor Marai

Die jungen Rebellen

Roman
Cover: Die jungen Rebellen
Piper Verlag, München 2001
ISBN 9783492042864
Gebunden, 278 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Ernö Zeltner. Vier Heranwachsende, deren Väter an der Front sind, entdecken ihre Unabhängigkeit. Sich selbst ausgeliefert, erfinden sie geheimnisvolle Spiele, die es Ihnen erlauben, der Autorität ihrer Familien zu entkommen. Erregung, Erwartung, Eifersucht, Fatalismus - das sind Gefühle, von denen sich die vier jungen Männer in die Welt der Erwachsenen treiben lassen. Ein autobiografisch geprägter Roman.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.06.2002

Als typische "Zöglingsgeschichte" aus der k.u.k.-Monarchie charakterisiert Hermann Wallmann "Die jungen Rebellen", erschienen bereits 1930 und später vom Autor mit "Die Eifersüchtigen" und "Die Beleidigten" zu einem großen Familien- und Generationsroman unter dem Titel "Das Werk der Garrens" zusammengefasst. Typisch für solche Schul- und Pubertätsgeschichten sei die Existenz zweier Parallelwelten, meint Wallmann: die Welt der Erwachsenen und ein völlig autonomes Universum der Jugendlichen, die zur Zeit des Ersten Weltkriegs in einer vaterlosen Gesellschaft aufwachsen. Obwohl "Die jungen Rebellen" eins der frühen Bücher des ungarischen Autors ist, sieht Wallmann hier bereits den Beweis für ein kontinuierliches schriftstellerisches Programm und Schaffen erbracht. Er zitiert den Autor aus seinen "Betrachtungen" (unter dem Titel "Himmel und Erde" erschienen): "Prosa darf nicht prosaisch sein. Prosa ist höchste Spannung, hat einen tieferen Schwung und eine strengere Form als das Gedicht." Wallmann berichtet von einigen entsagungsvoll leidenden Thomas-Mann-Figuren im Roman, der viele genretypische Episoden bietet, aber für ihn durch ungewöhnliche Metaphern und "Nebensachen" glänzt. Und ihn erstaunt, wie sehr das Buch bereits von der Melancholie des Exils getränkt zu sein scheint, das Márai erst Jahre später antreten sollte. Das Nachwort zu dem Roman stammt von Ernö Zeltner, der Márais "physischen Weg" ins amerikanische Exil in einer Biografie (Sándor Márai: Ein Leben in Bildern) anhand der Tagebücher und autobiografischen Romane nachgezeichnet hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.02.2002

Eines will Hans-Peter Kunisch unbedingt klarstellen mit seiner Besprechung: Sandor Marai ist ein großer Schriftsteller, aber ganz bestimmt nicht aufgrund seines hochgejubelten Romans "Die Glut". Allen Glut-Lesern empfiehlt Kunisch die Lektüre der "Jungen Rebellen", dieses "auffällig zerrissenen Werks". Nicht nur mache der Autor darin den "Halbkriegszustand" seiner Kindheitsstadt Kaschau während des Ersten Weltkriegs "so unprätentiös wie eindringlich anschaulich", auch zum Genre des Pubertäts-Rebellionsromans habe er "Besonderes" beizutragen. Was laut Kunisch in der "Glut" zu "viel stilistischem Unheil" führt - die "verstohlene Bewunderung der Bürger für den Adel" -, hier werde dem nicht nachgegeben. Darum sei das Buch spannend zu lesen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2001

Postum hat der 1989 verstorbene ungarische Schriftsteller Sandor Marai späte literarische Würden erfahren, informiert Uwe Stolzmann. "Die Glut" ist im letzten Jahr ausführlich in den Feuilletons besprochen worden und hat die Bestsellerliste erklommen. Nun liegt ein weiterer Roman Marais' im Deutschen vor, den der Rezensent sehr zwiespältig aufgenommen hat. "Die jungen Rebellen", vier junge Gymnasiasten, die sich den Wünschen und Erwartungen ihrer Väter widersetzen, führen ihren ganz persönlichen Krieg gegen die Gesellschaft: Sie verkleiden sich, frönen einer absurden Spiel- und Sammelwut und bestehlen die furchtbaren Väter, fasst der Rezensent den Inhalt des 1929 entstandenen Textes zusammen. Den findet Stolzmann zunächst "wunderbar, dann wunderlich". Wunderbar seien die Beschreibung des Städtchens Kaschau, das verquere Abbild des Krieges, die Porträts skurriler Typen und die literarische Zeichnung der Allmacht der Väter. Doch dann nimmt Stolzmann den Bruch war: Wiederholungen der immer gleichen Gedanken, artifiziell-verquere Wendungen von Text und Übersetzung, eine billige Staffage, den Verlust des Eigenlebens der Figuren und einen auf theatralische Effekte setzenden Showdown. Schuld und Sühne würden bemüht konstruiert und am Ende erinnert Stolzmann der Roman an Stefan Zweigs homoerotisch und pubertär gefärbte Novelle "Verwirrung der Gefühle".
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