Sandra Gugic

Zorn und Stille

Roman
Cover: Zorn und Stille
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2020
ISBN 9783455009767
Gebunden, 240 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Was heißt es, aus einem Land zu kommen, das es nicht mehr gibt? Die Fotografin Billy Bana ist eine moderne Nomadin, die ihre Herkunft scheinbar hinter sich gelassen hat. Als ihr Vater stirbt, wird Billy von der Vergangenheit eingeholt, ihrem Aufwachsen als Gastarbeiterkind in Wien: Was wurde aus den Träumen ihrer Eltern? Warum kam es zum Bruch mit ihrer Familie? Und wie konnte ihr kleiner Bruder bloß spurlos verschwinden? Ein Familienroman über Freiheit und Verantwortung, Liebe und Verlust, Herkunft und Selbstbestimmung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.12.2020

Nachdenklich und fast ein wenig hilflos erzählt Rezensent Rudolf von Bitter über dieses Buch. Die Ausgangslage der "Underdog-Eltern" und die Situation der sich auch von ihnen wieder abkehrenden Kinder ist emotional vielschichtig und verworren. Geschwister, die unterschiedliche Wege wählen, eine Heimat, die sich auflöst, nämlich Jugoslawien, machen die Dinge nicht leichter, findet er. Als "tragische Hauptfigur" im Hintergrund macht er die Mutter aus, der am Ende von der großen Anstrengung des Lebens nichts geblieben ist. Nichts wird erklärlich, so scheint es ihm, dennoch findet der etwas ratlose Kritiker, mit der künstlerischen Karriere der Tochter finge wohl doch "etwas Neues" an - aus einer der Mehrheitsgesellschaft verschlossenen Kultur.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.10.2020

Rezensent Jörg Plath hört die titelgebende leise Wut, mit der Sandra Gugic dieses Buch geschrieben hat, das für den Kritiker eine Mischung aus Migrations- und Bildungsroman ist. Gebannt folgt er der als Tochter von Serben in Österreich aufgewachsenen Fotografin Billy Bana, die ihre Eltern noch im Jugendalter zurücklässt, eine Beziehung mit einer Galeristin eingeht und versucht, sich von ihrer Festlegung als "Serbin, Migrantin und Frau" zu befreien. Auch jene Kapitel, in denen Gugic das Leben von Billys Familie in Rückblicken schildert, liest der Rezensent nicht ohne Interesse, wenngleich er hier die analytische Schärfe vermisst. Dass die Autorin nicht stärker auf die jugoslawischen Kriege und deren Folgen für die Figuren eingeht, findet Plath schade. Dennoch empfiehlt er den Roman schon wegen des "düsteren Leuchtens" der Heldin.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.08.2020

Mit viel Lob bespricht Rezensent Paul Jandl den neuen Roman von Sandra Gugic, Wienerin mit serbischen Wurzeln, die ihm hier vom Schicksal des Balkans erzählt. Noch farbiger und analytisch überzeugender als das vor fünf Jahren erschienene Debüt "Astronauten" erscheint dem Kritiker der leise autobiografisch gefärbte Roman, in dem Gugic der zwischen Wien, Berlin und Budapest pendelnden Fotografin Billy Bana folgt, die mit ihrer Mutter nach dem Tod des Vaters nach Belgrad fliegt, um dessen letzten Wunsch, ein Begräbnis in der Heimat, zu erfüllen. In Rückblicken verwebt Gugic die Geschichte der Eltern, die Flucht nach Wien, den Zerfall Jugoslawiens und das Leben im "Niemandsland der Sehnsüchte" zu einem großen Familienroman - ganz ohne "verklärte" Kindheiten oder Balkanschilderungen, versichert der Rezensent. Die "beschwingte" Genauigkeit, mit der die Autorin den Zerfall Jugoslawiens im Schicksal der Familie spiegelt, hat Jandl tief beeindruckt.