Sayed Kashua

Eingeboren

Mein israelisch-palästinensisches Leben
Cover: Eingeboren
Berlin Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783827013163
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Es sind kleine Szenen, die Sayed Kashua einfängt, um eine zutiefst gespaltene Gesellschaft zu beschreiben und die absurde Situation auszuloten, in der Israelis heute leben. Etwa wenn der arabische Kolumnist der Tageszeitung "Haaretz" sich zum doppelten Preis beim Juden das Haar schneiden lässt, einen dezenten Citroën anschafft und das Auto von innen und außen wäscht, um Sicherheitskontrollen unbehelligt zu passieren. Oder wenn die kleine Tochter sich versehentlich auf Arabisch bedankt und der Wachmann im Einkaufscenter sofort auf Hebräisch den Ausweis verlangt. Selbstironisch, mitunter auch melancholisch erzählt Kashua vom Fremdsein im eigenen Land.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.02.2017

Wie es ist, zwischen mehr als zwei Stühlen zu sitzen, kann Rezensent Carsten Hueck nun nach der Lektüre von Sayed Kashuas gesammelten Haaretz-Kolumnen aus den Jahren 2006-2014 etwas besser nachvollziehen. Vor zwei Jahren ist der arabische Autor aus Tel-Aviv nach Illinois gezogen, seine gedankliche Heimat hat er damit jedoch nicht verlassen, weiß der Rezensent. Kashua erzählt in seinen Kolumnen vom Leben als "Vorzeige-Araber" innerhalb der jüdischen Gesellschaft Israels, in der die arabische Bevölkerung immer noch diskriminiert und in allen Institutionen unterrepräsentiert ist, so Hueck. Dabei wechselt er ebenso virtuos zwischen Melancholie, Wut, Sarkasmus, Heiterkeit und Depression wie zwischen scheinbar nebensächlichen Anekdoten aus dem Alltag und den großen existentiellen Fragen und Problemen, lobt der berührte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 01.10.2016

Hymnisch bespricht Carmen Eller die Kolumnen und Essays des Comedians und Schriftstellers Sayed Kashua, der als arabischer Staatsbürger in Israel lebte. Zwischen beißender Komik und Bitterkeit mäandern die Texte, in denen Kashua etwa erzählt, wie er arabische Kinderbücher vor dem Besuch der jüdischen Putzfrau versteckt oder wie machtlos er sich als Vater fühlt, wenn die eigene Tochter nach der Schule erzählt, ein jüdischer Mitschüler habe nach einer versehentlichen Berührung mit "Igitt, die Araberin hat mich angefasst" reagiert. Während Eller zunächst bewundert, wie selbstironisch der Autor mit Klischees über Araber und Juden aufräumt, nimmt sie zum Schluss des Buches verstört Kashuas Hoffnungslosigkeit zur Kenntnis, wenn er Israel mit seiner Familie verlässt, nachdem jüdische Jugendliche Araber allein wegen ihrer Herkunft auf der Straße angriffen.