Ron Segal

Katzenmusik

Roman
Cover: Katzenmusik
Secession Verlag, Zürich 2022
ISBN 9783966390378
Gebunden, 200 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Markus Lemk. Bei einem Bagatellunfall kurz nach Ende des Sechstagekrieges fährt ein Mopedkurier in Jerusalem eine Katze an. Voller Schuldgefühle bringt Eli, der Fahrer, das verletzte Tier zum Arzt. Es stellt sich heraus, dass die Katze zuvor bei einer arabischen Familie gelebt hat, die, wie zahlreiche andere, nach Kriegsende aus Ost-Jerusalem geflohen ist. Hunderttausende herrenloser Katzen streunen inzwischen auf der Suche nach Futter im Westteil der Stadt umher, wo sie sich, ununterscheidbar von ihren lokalen Artgenossen, mit diesen zusammentun.Der Mopedkurier wird zum Spielball eines sehr selbstbewussten Haustiers, das er aus lauter Reue bei sich aufgenommen hat, und er kann sich gegen die immer heikleren Aufträge seines Chefs beim Kurierdienst kaum wehren. Zugleich wächst die Population hungriger Katzen stetig an, bis sie sich schließlich zu Rudeln zusammenrotten, um gemeinsam Jagd auf immer größere Tiere zu machen. Als sie schließlich beginnen, auch Menschen anzufallen, erwachen die Israelis jäh aus ihrem Siegestaumel nach der erfolgreichen Schlacht gegen die Nachbarländer. Eli, der inzwischen durch seine Kurierfahrten in Geldwäschegeschäfte verstrickt ist, muss sich im aufflammenden Krieg zwischen Katze und Mensch entscheiden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2022

Rezensent Jacob Hessing seufzt: Die Grundidee von Ron Segals neuem Roman, einen Kater nach dem Sechstagekrieg als palästinensischen Flüchtling bei einem Israeli namens Eli unterkommen zu lassen, findet er charmant. Entsprechend muss der Kritiker auch oft schmunzeln, wenn er liest, wie Kater und Herrchen zusammenleben, immer mehr Katzen Jerusalem bevölkern oder Segal der Erinnerung an den Sechstagekrieg das "Pathos" nimmt, indem er die Ereignisse durch einen Filmdreh in Jerusalem spiegelt. Bald muss Hessing aber erkennen, dass Segals Held so blass und und hohl bleibt, dass der Kritiker irgendwann die Lust verliert, ihm zu folgen. Überhaupt trete an die Stelle des Humors des Romans zunehmend das Gefühl von "menschenleerer Einsamkeit" - und so bleibt der Rezensent nach der Lektüre der zunächst vielversprechenden Geschichte recht unbefriedigt zurück.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.03.2022

Rezensentin Sigrid Brinkmann ist begeistert von Ron Segals Roman, der eindrücklich den Alltag der israelischen Bevölkerung kurz nach dem Sechstagekrieg schildert. In einer Mischung aus Kriminal- und Liebesroman steht die Figur Eli Ehrlich im Fokus, den die Pflege einer Straßenkatze emotional aufblühen lässt, er verliebt sich in eine Russin und wird zugleich unfreiwilliger Komplize von illegalen Geschäften, resümiert Brinkmann. Einfühlsam und subtil schildere der Autor die Gefühle des Protagonisten und verarbeite wiederkehrende Motive, auch die Allegorie der Katzen, die von flüchtenden PalästinenserInnen zurückgelassen wurden und nun die israelischen Straßen bevölkern scheint der Rezensentin eindeutig, ohne dass sie weiter ausgeführt werden müsse.