Lizzie Doron

Who the Fuck is Kafka?

Roman
Cover: Who the Fuck is Kafka?
dtv, München 2015
ISBN 9783423260473
Broschiert, 256 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Zuerst: Ein Hotel in Rom. Eine israelisch-palästinensische Konferenz: Aber ist der Mann, der mit Lizzie auf dem Podium sitzt, nicht vielleicht doch ein arabischer Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel? Nein, Nadim pflegt nur seine Reiseunterlagen mit schwarzem Klebeband am Hosenbund zu befestigen, und dafür gibt es Gründe ... Dann: High Heels in Ost-Jerusalem? Ein Palästinenser im vornehmen Tel Aviver Apartmentgebäude? Von Anfang an ist es eine wechselvolle Freundschaft, die sich zwischen der israelischen Schriftstellerin Lizzie Doron und dem arabisch-palästinensischen Journalisten Nadim entwickelt, begleitet von Vorurteilen und Unverständnis. Es gibt Grenzen der Verständigung. Lizzie hat den Holocaust im Gepäck, Nadim die Nakba - die große Katastrophe -, wie die Palästinenser die Folgen des 48er-Krieges nennen. Sie begreifen, dass sie dieselbe Irrenanstalt bewohnen, nur in verschiedenen geschlossenen Abteilungen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2015

Carsten Hueck liest die Geschichte der Freundschaft zwischen der israelischen Schriftstellerin Lizzie Doron und einem palästinensischen Filmemacher mit Gewinn. Die israelische wie die palästinensische Psyche kann ihm der Text erschließen, auch wenn er weder Roman noch Sachbuch ist und literarisch nicht viel hermacht, wie Hueck einräumt. Sogkraft entwickelt das Buch laut Rezensent durch seine rücksichtslose Offenheit und emotionale Subjektivität, die Affekte und Neurosen auf beiden Seiten offenlegt, wie Hueck erklärt. Eine weitere Stärke des Textes liegt für ihn im moralinfreien, humorvollen Blick auf den israelisch-palästinensischen Alltag, auf kulturelle und religiöse Unterschiede. Am Ende der Lektüre möchte der Rezensent lieber nicht nach Schuldigen oder nach einfachen Lösungen suchen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.04.2015

Lizzie Dorons "Who the Fuck Is Kafka" mag mit dem Wort Roman überschrieben sein, Sandra Kegel hat in einem Gespräch mit der Autorin herausgefunden, dass die Geschichte darin sich mehr oder weniger wie beschrieben ereignet hat. Nadim Abu Hanis, der palästinensische Fotograf und Menschenrechtsaktivist, den die Jüdin Doron auf einer Konferenz in Rom kennenlernt, heißt in Wirklichkeit anders, die Fiktion soll ihn schützen, die scheiternde Freundschaft über die Grenze hinweg hingegen war real, erklärt die Rezensentin. Das Buch mag nicht den Anspruch haben, als Hochliteratur durchzugehen, aber es ist dennoch eine gelungene Dokumentation über das Israel der fünfziger Jahre und den grotesken Konflikt, der nach wie vor andauert, fasst Kegel zusammen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.03.2015

Etwas enttäuscht zeigt sich Felix Zwinzscher über den Roman von Lizzie Doron. Zwar gelingt es der Autorin laut Zwinzscher in ihrer Beschreibung einer israelisch-palästinensischen Freundschaft, die ganze Absurdität und Ausweglosigkeit der Lebenssituation in Israel und den palästinensischen Gebieten zu zeigen, dem Buch aber mangelt es an Kunstfertigkeit, meint der Rezensent. Dass die Autorin darin Tagebuchaufzeichnungen verarbeitet, weiß er. Die Ich-Bezogenheit der Erzählerin geht ihm dennoch irgendwann auf die Nerven.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.03.2015

Sehr eindringlich, sehr wichtig, aber offenbar auch ziemlich komisch findet Alexandra Senfft diesen Roman, in dem die israelische Autorin Lizzie Doron von ihrer unmöglichen Freundschaft zu einem palästinensischen Filmemacher erzählt. "Dicht an der Realität" sieht die Rezensentin den Roman, wenn er die tief sitzenden Feindbilder, die neurotisch-paranoiden Reaktionen und die ganz alltäglichen Hindernisse beschreibt, die dieser Freundschaft im Wege stehen. Denn das Misstrauen dem anderen gegenüber sitze genauso tief in den beiden Protagonisten wie in ihrem Umfeld oder bei den Grenzposten. Wie die beiden versuchen, dem enggezogenen "Spannungsdreieck" zwischen Israelis, Palästinensern und - immer auch dabei - den Deutschen zu entkommen, hat der Rezensentin sehr imponiert.