Siegfried Kohlhammer

Piraten

Vom Seeräuber zum Sozialrevolutionär
Cover: Piraten
zu Klampen Verlag, Springe 2022
ISBN 9783866746121
Gebunden, 168 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Die Piraterie zählte einst neben Krieg, Seuchen und Hungersnöten zu den Geißeln der Menschheit, der Seeräuber galt als "Feind aller". Ab dem 17. Jahrhundert erfuhr der Pirat jedoch eine soziale und politische Aufwertung. In der aufklärerischen Literatur romantisiert, wird er seit den frühen achtziger Jahren entweder als Rebell und Vorkämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit oder als hedonistischer Anarchist gefeiert. In jüngster Vergangenheit hat man eine nach ihm benannte politische Partei gegründet und ihn zur Pop-Ikone stilisiert. Das "zweitälteste Gewerbe der Welt" hat bis in unsere Gegenwart nichts von seiner Brutalität und Skrupellosigkeit eingebüßt. Siegfried Kohlhammer geht der Verzerrung und Verkehrung historischer Fakten auf den Grund und zeigt, welche Rolle Piraten bei imperialistischen Eroberungsfeldzügen und der Sklavenjagd gespielt haben. Vor den Küsten Afrikas und Asiens gefährden auch heute wieder organisierte Banden die Seefahrt, bringen Schiffe und deren Besatzungen in ihre Gewalt, um Lösegelder zu erpressen. Der Freibeuter, so belegt dieses Buch taugt keinesfalls als sozialromantische Kultfigur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.02.2023

Milos Vec kuriert seinen Piratenromantizismus mit Siegfried Kohlhammers Buch. Der Autor hält nichts von der Idealisierung der Freibeuter als Vorkämpfer für Gleichheit. Im Gegenteil sieht er den Seeraub als Teil der Gewaltgeschichte des Imperialismus und den Piraten als Handlanger kolonialer Herrschaftsbestrebungen. Wie der Autor seine Thesen gegen eine fehlgeleitete Geschichtsforschung ins Feld führt und gegen Marxisten und Anarchisten, findet Vec mindestens amüsant und mitunter sogar differenziert genug um zu überzeugen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.03.2022

Rezensent Thomas Wagner erhält in Siegfried Kohlhammers "Piraten" einen Gegenentwurf zum sozialromantisch verklärten Seeräubertum. Der langjährige 'Merkur'-Autor, der den seit langer Zeit bestehenden fortschrittlichen Ruf des Piraten als "Wunschprojektion linker Utopisten" erklärt, untersucht in seinem neuen Buch nämlich die Seeräuber-Klischees und -Mythen auf ihren Wahrheitsgehalt - und zeigt erfolgreich, wie der Rezensent meint, dass die meisten Piraten sich eher selbst bereichern wollten als die Gesellschaft verändern. Trotzdem findet der Rezensent die Kritik Kohlhammers zu kurz gegriffen, denn es gibt durchaus gute Gründe, warum die Räuber der Meere später oft als "Freiheitshelden und Sozialrebellen" galten. Bedenkt man nämlich die schlechten Behandlungen und Bezahlungen, denen Matrosen in der englischen Kriegsmarine ausgesetzt waren und dagegen die demokratischen Verhandlungen auf den Räuberschiffen, so findet der Rezensent durchaus Verständnis dafür, dass sich viele Menschen von diesem Phänomen angezogen fühl(t)en.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 17.02.2022

Rezensent Thomas Groß lässt sich von Siegfried Kohlhammer die Piraten als Helden der Popkultur entromantisieren. Der Autor, Übersetzer und Publizist räume in dieser scharfen Streitschrift auf mit dem Bild der Piraten als Freigeister und Sozialrevolutionäre, erklärt der Kritiker. Nicht das Widerständige mache das Piratenwesen aus, sondern "organisiertes Verbrechen", liest Groß, der dafür von Kohlhammer auch Belege geliefert bekommt: Er erfährt etwa, dass Piraten mitunter sehr wohl mit dem Staat kooperierten, wenn es um Expansionspläne ging. Dass der Autor den Achtundsechzigern in seinem nicht selten "polemischen" Werk die Schuld am romantischen Bild des Seeräubers gibt, wundert den Kritiker mit Blick auf Kohlhammers Gesamtwerk zwar nicht, schmälert aber durchaus seine Freude an der Lektüre.