Sigrid Damm

Das Leben des Friedrich Schiller

Eine Wanderung
Cover: Das Leben des Friedrich Schiller
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783458172208
Gebunden, 490 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Mit einem Frontispiz. Nicht Friedrich Schillers Werke sind der Gegenstand dieses Buches, sondern die Umstände und die Bedingungen ihrer Entstehung, der Alltag eines Schriftstellers, Gelehrten und Theatermannes. Sigrid Damm sucht bei ihrer Wanderung die Orte von Schillers viel zu kurzem Leben auf. Es ist ein überraschend kleiner Raum; Schiller hat nie die Schauplätze seiner Dramen - Frankreich, Schottland, die Schweiz - gesehen, nie Italien, hat niemals an einem Meer gestanden. Geldmangel hat sein Leben geprägt. Schiller war einer der ersten Autoren, der einen wesentlichen Teil seiner Einkünfte als freier Autor zu bestreiten versuchte und somit gezwungen war, sich im kommerziellen Literaturbetrieb zu behaupten. Bei aller äußeren Kargheit war dieses Leben dennoch kein "Leben im Kleinen". Der Mensch, dessen Lebensspuren Sigrid Damm folgt, spricht nicht nur von "Freiheit", er ist frei, innerlich unabhängig. Die Räume, die seine Gedanken durchschreiten, kennen keine Grenzen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.10.2004

Die Biografin Sigrid Damm ist eine Spezialistin für's "Menschlich- Allzumenschliche", für die atmosphärische Ausstattung eines Lebens. Friedrich Schiller war ein Mensch, der sein Leben ganz in der Kunst lebte und nicht einmal Tagebuch führte. Das absehbare Ergebnis der Zusammenkunft, nach Ansicht des Rezensenten Dieter Borchmeyer: eine "gescheiterte Biografie". Dabei schreibt die Autorin ja selber: "Es bleibt nichts als das Werk". Nur genau darüber wisse sie nichts zu sagen, und auch Schillers Zeit wird nicht dargestellt, und so bleiben ihr nur die Krankheiten und Schulden als Thema, ergänzt durch Werkparaphrasen ohne eigene Meinung, massenhaft Zitate plus "Interlinearversionen im Telegrammstil". Zur Ehrenrettung Damms ergänzt der Rezensent noch, dass ihre Flucht zu Nebenpersonen gelungen sei: "Über Schillers Mutter, über seinen Vater hat man selten so lebendige und bewegende Porträts gelesen", und die Beziehung von Goethe und Schiller werde als Ritual von "Annäherung und Distanz" wunderbar beschrieben. "Da ist", schreibt Borchmeyer, "die Autorin in ihrem Element, da schreibt sie plötzlich keine Telegrammsätze mehr, sondern lebendig atmende Prosa." Es bleibt aber die Ausnahme.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.10.2004

Rezensent Rolf-Bernhard Essig blickt schon ins Jahr 2005 - zum 200. Todestag von Friedrich Schiller - und berichtet in einer umfassenden Sammelrezension, was es Neues gibt am Horizont der Schiller-Literatur. Sigrid Damm, so der Rezensent, geht ihren gewohnten Weg, um sich und dem Leser ein Bild von dem Dichter zu machen, und nimmt - ohne die Werke aus den Augen zu verlieren - "den Alltag, die Arbeitsweise, die Menschen um Schiller und seine Person" ins Visier. Bemerkenswert findet der Rezensent nicht nur die Originalität, mit der Damm das Material zusammenstellt, sondern auch die Wirkung dieser Zusammenstellung. In der Tat verbinden sich Nähe und Fremde auf höchst einträgliche Weise, lobt er, wobei die Tatsache, dass sich Damm selbst ins Spiel bringe, den Leser auf ihre eigene "Wanderung" mitnehme, an dieser Wirkung beträchtlichen Anteil hat. Dass Damm "ich" sagt, möchte der Rezensent nicht als selbstgefällige Egozentrik verstanden wissen. Dies verhindere schon die "grundsätzliche Uneitelkeit" der Autorin, die sich ganz "in den Dienst Schillers" stelle und der es gelinge, den Respekt vor dem "Geistesheros und Menschen Schiller" mit jeder Seite wachsen zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.09.2004

Sigrid Damms Zugang zu Schiller ist Hanno Helbling zu betulich-selbstverliebt. Das moniert er, und er mokiert sich über das zwanghaft Literarische ihres Verfahrens - dessen Niederschlag der Rezensent noch im Auslassen der Anmerkungen aufspürt. Einen sehr persönlichen Zugang zu Schiller hat Damm gewählt - Helbling ist er anfangs viel zu persönlich, bis sich die symbiotische Lese-Schreib-Beziehung etwas lockert. Gleichwohl empfiehlt der Rezensent das Werk nicht, jedenfalls nicht als Studie über Schillers Leben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.09.2004

Rechtzeitig vor Schillers zweihundertstem Geburtstag im Jahr 2005 erscheint ein ganzer Stapel neuer Biografien, die den Dichter würdigen, ohne in das nationale Pathos früherer Jahre zu verfallen. Eine davon - und eine sehr gelungene, wie die Rezensentin Ursula Homann findet - ist die von Sigrid Damm. Im Mittelpunkt steht der Mensch Schiller, mit seinen finanziellen Nöten, Krankheiten und seinen Beziehungen, wobei natürlich die Freundschaft zu Goethe viel Platz einnimmt. Grundlage für die Darstellung, so Homann, ist die ungewöhnlich fleißige Quellenarbeit der Autorin, die es ihr erlaubt, Schillers Existenz beinahe minutiös zu beschreiben. Das Schillersche Werk wird auf diese Weise vor allem aus der Perspektive seines Zustandekommens betrachtet. Eine gut informierte, zugänglich geschriebene Lebensbeschreibung, lobt die Rezensentin.