Simeon Wade

Foucault in Kalifornien

Wie der große Philosoph im Death Valley LSD nahm - eine wahre Geschichte
Cover: Foucault in Kalifornien
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022
ISBN 9783462054439
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Tino Hanekamp. "Ein unvergesslicher Abend mit LSD in der Wüstennacht, mit köstlicher Musik, netten Leuten und etwas Likör" Michel Foucault. Über Foucault ist viel geschrieben worden, doch die Geschichte, die dieses Buch erzählt, war bis jetzt nirgends zu lesen. Aber sie ist wahr: Ihr Autor ist dabei gewesen. Im Frühsommer 1975 folgte der französische Star-Philosoph der Einladung eines jungen Dozenten namens Simeon Wade an dessen Hochschule in Kalifornien. Wade erwies sich als vorzüglicher Gastgeber. Und er überredete sein Idol zu einem Death-Valley-Ausflug, inklusive LSD-Tripp. Foucault selbst beschrieb diesen Tag, an dem er zum ersten Mal Erfahrungen mit der Droge machte, als "eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens". Aus der Begegnung entstand eine langjährige Freundschaft, die sich in einem Briefwechsel niedergeschlagen hat. In "Foucault in Kalifornien" erzählt Wade von seiner Beziehung zu dem damals auf dem Höhepunkt seiner Berühmtheit stehenden Philosophen. Und von dem ganz besonderen Wochenende im Sommer 1975, das sie gemeinsam verbrachten. Sein Buch ist ein ergreifender Bericht über eine Zeit des wilden Denkens und Fühlens, in der Kalifornien auch zu einem Synonym für frei lebbare Homosexualität wurde. Es eröffnet einen spannenden neuen Blick auf ein wichtiges Weichenstellungsmoment im Werk des Philosophen, vor allem aber auch auf den Menschen Foucault.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.10.2022

Als dokumentarischen Bericht kann Rezensent Andreas Bernard Simeon Wades Buch nicht empfehlen, dafür erscheinen ihm die abgedruckten Dialoge doch zu fantasielastig. Auch die These des Autors, Foucaults Werk habe nach dem hier dokumentierten LSD-Trip ins Death Valley eine radikale Wende erfahren, möchte Bernard nicht gelten lassen. Als imaginärer sokratischer Dialog zwischen Meister und Schüler allerdings hat der Text für den Rezensenten einigen Reiz. Und wer wissen will, für welchen deutschen Autor Foucault schwärmte und was er von Yoga hielt, der wird im Buch ebenfalls fündig, meint Bernard.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.08.2022

Rezensentin Andrea Roedig ist bei der Lektüre von Simeon Wades "Foucault in Kalifornien" peinlich berührt, gleichzeitig gerührt und schließlich auch überrascht. Denn was zunächst wie grober Unfug erscheinen mag, den der Erzähler in seiner wahnhaften Verehrung für den Meister erfunden hat, ist wirklich so passiert, wie sich nach Wades Tod herausstellte. Michel Foucault war tatsächlich im Death Valley mit seinem Assistenten Simeon Wade und er hat sich auch zu einem LSD-Trip überreden lassen, der ihn wahrscheinlich wirklich geprägt hat, wenngleich nicht ganz so sehr, wie Wade behauptet: Der übertreibt in seinem Bericht nämlich schamlos, so Roedig, die hier außerdem jede Regel des "guten Geschmacks verletzt" sieht. Und doch, wendet die hin- und hergerissene Rezensentin ein, kann man Wade nicht mit voller Überzeugung tadeln, entwickelt seine völlig geschmacklose Erzählung doch gerade durch die schamlose Geschmacklosigkeit eine "anrührende Unmittelbarkeit". Eine kluge Entscheidung allerdings war es laut Roedig, diesen wahnwitzigen Bericht mit zwei kontextgebenden Essays einzurahmen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.08.2022

Rezensentin Claudia Mäder gibt zunächst einmal zu bedenken, dass kein LSD-Trip Foucaults Denken nachhaltig beeinflusst hat. Dies vorausgesetzt lässt sich dem Buch des Foucault-Jüngers Simeon Wade durchaus etwas abgewinnen, findet sie, nur eben nichts Werkbedeutsames. Wie Wade seinen intellektuellen Schwarm 1975 ins Death Valley lockt, ihm dort Grand Marnier und LSD verabreicht und ihn pathetisch über Himmel und Sterne schwafeln lässt, ist für Mäder von bezwingender Komik. Darüber hinaus macht der Text den Kult-Status des Franzosen deutlich, und nicht zuletzt zeigt er, auf welche Irrwege Personenkult führen kann, erklärt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.08.2022

Rezensent Eckart Goebel liest Simeon Wades 2019 erschienenen Bericht über Foucaults LSD-Trip im Death Valley mit gemischten Gefühlen. Einerseits Netflix-Erotikclip, andererseits subjektiv erzählter intellektueller Essay, bietet ihm das Buch so verschiedene Genüsse wie den, etwas über Foucaults Thomas-Mann-Lektüren oder seine Vorliebe für Hunde zu erfahren oder den, Foucault bei der Diskussion mit Studenten in Claremont als Kritiker des Marxismus zu erleben. Was ein public intellectual ist bzw. war, lässt sich hier allerdings gut nachvollziehen, meint Goebel.