Stefan Luft

Abschied von Multikulti

Wege aus der Integrationskrise
Cover: Abschied von Multikulti
Resch Verlag, Gräfelingen 2007
ISBN 9783935197465
Gebunden, 480 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

In vielen deutschen Städten haben sich seit Beginn der 1970er Jahre "ethnische Kolonien" gebildet. Entstanden im Zuge der Anwerbung der "Gastarbeiter", erwiesen sie sich zunehmend nicht als Durchgangsstation, sondern als Sackgasse: Die dort lebenden Zuwanderer blieben weitgehend unter sich. Anlass, die deutsche Sprache zu erlernen, gab es dort nicht. Schulisches Scheitern stand häufig am Anfang des Weges in Arbeitslosigkeit, Sozialhilfeabhängigkeit und Kriminalität. Die deutsche Ausländerpolitik der 70er und 80er Jahre setzte auf die Bewahrung der "kulturellen Identität" der Zuwanderer. Damit hat sie die desintegrierenden Auswirkungen der ethnischen Kolonien eher gefördert. Milliardenschwere Sprach- und Integrationsangebote erzielten nicht die beabsichtigte Wirkung. Das Konzept des Multikulturalismus bestärkte darüber hinaus jene unter den Zuwanderern, die bewusst auf Abgrenzung und Absonderung setzten. Was kann gegen die schulische und berufliche Perspektivlosigkeit großer Teile der Nachkommen der Gastarbeiter unternommen werden? Was muss die deutsche Politik tun, damit nicht ganze Generationen an den Rand gedrängt werden, damit nicht die Gefahr von Gewaltexzessen wie in Frankreich droht? Wie kann die Entwicklung von "ethnischen Kolonien" zu "Parallelgesellschaften" rückgängig gemacht oder verhindert werden?
Stefan Luft bietet in seinem neuen Buch einen illusionslosen Blick auf die Wirklichkeit. Es wendet sich gegen weit verbreitete Legendenbildung und zeigt auf, wie es gelingen kann, zu einer Wende in der Integrationspolitik zu kommen: Integration muss als Aufgabe aller gesellschaftlichen Schichten verstanden werden. Wir dürfen sie nicht den sozial Schwächsten in den ethnischen Kolonien überlassen. Andererseits haben auch die Zuwanderer und ihre Nachkommen eine Pflicht, eigene Integrationsleistungen zu erbringen. Darüber hinaus muss Zuwanderung wirkungsvoll gesteuert und begrenzt werden. Nicht zuletzt aufgrund der absehbaren demografischen Entwicklung gehört eine neue Integrationspolitik zu den unverzichtbaren Voraussetzungen für die Erhaltung des inneren Friedens in Deutschland.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.05.2007

Eberhard Seidel begrüßt Stefan Lufts Buch "Abschied von Multikulti", auch wenn er es für "widersprüchlich" hält und er darin letztlich kaum Neues findet. Beachtenswert scheint ihm das Werk dennoch, stammt es doch von einem CDU-Mann, der den "faktenarmen konservativen Diskurs" überwinden möchte, um den migrationspolitischen Realitäten der Gegenwart gerecht zu werden. So bescheinigt er dem Autor, mit einigen Legenden der aktuellen Migrationsdebatten aufzuräumen. Etwa der Behauptung, die Ausländer hätten sich aus freien Stücken und aus purer Integrationsunwilligkeit in ethnische Kolonien zurückgezogen. Für Seidel keine neue Erkenntnis, aber er hebt hervor: "es schadet nichts, wenn Konservative dies noch einmal aus berufenem Munde hören". Kritischer betrachtet er das Kapitel "Der schwierige Abschied vom Multikulturalismus", das er vor allem als Zugeständnis an den konservativen Zeitgeist und seine Schlagworte wertet. Durchwachsen scheint ihm dann das Kapitel "Wege aus der Integrationskrise", das zwischen "Vernünftigem, Absurdem und Reaktionärem" schwanke. Generell hält er dem Buch einen Schlingerkurs zwischen dem "Referieren nüchterner Fakten und reaktionären Knallfröschen" vor. Dennoch hofft er, das Werk möge unter Konservativen zum Nachdenken über die real existierende Migration führen. Dann hätte es für Seidel seine Schuldigkeit getan.