Stefan Weidner

Ground Zero

9/11 und die Geburt der Gegenwart
Cover: Ground Zero
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446269330
Gebunden, 256 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Terrorismus, Bürgerkriege und Migration: 9/11 bestimmt noch immer unsere Gegenwart. Ein Plädoyer dafür, die Welt neu zu denken. Die Gegenwart beginnt am 11. September 2001: das Ende der USA als alleinige Weltmacht, Guantanamo und die Konfrontation zwischen dem Westen und der islamischen Welt, die Flucht vor den Kriegen im Nahen Osten, der Aufstieg von Populismus und Nationalismus. Hat Bin Laden also tatsächlich gewonnen und die Selbstgewissheiten des Westens entzaubert? Für Stefan Weidner, Experte für den arabischen Raum und kenntnisreicher Beobachter der Weltpolitik, ist die Geschichte von 9/11 erst zu Ende, wenn wir uns von den Feindbildern der vergangenen 20 Jahre verabschieden. Dann könnten die existenziellen Probleme der Menschheit - etwa der Klimawandel - an die Spitze der weltpolitischen Agenda rücken.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.03.2021

Rezensent Jan Feddersen findet es ärgerlich, dass Stefan Weidner in seinem Buch über die Anschläge vom 11. September 2001 ein Narrativ bedient, das seiner Meinung nach nicht nur keineswegs neu, sondern auch falsch ist, nämlich dass die USA die terroristische Anschläge mit ihrem Imperialismus und ihrem entgrenzenden Kapitalismus selbst provozierten. Wer so argumentiere, übersehe völlig, dass es den Terroristen darum gegangen sei, die Moderne zu bekämpfen und ein antiliberales, antiemanzipatorisches, antidiverses und antisemitisches islamistisches Ideal durchzusetzen. Feddersen befürchtet, dass der Autor sich damit dennoch für die Talkshows zum 20. Jahrestag von 9/11 qualifiziert hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2021

Rezensent Ulrich van Loyen liest Stefan Weidners politische Gegenwartsdiagnose, der ein historischer Exkurs über die Konfrontationslinien zwischen Orient und Okzident vorausgeht, mit gemischten Gefühlen. Weidners Idee, die weltpolitische Lage auf den 11. September 2001 zurückzuführen, findet er zwar berauschend, aber vom Autor nicht genügend durchdrungen. Wenn Weidner den Gedanken anhand historischer Ereignisse von der Iranischen Revolution 1979 bis zum Arabischen Frühling "paraphrasiert", sich daran macht, die Freund-Feind-Logik aufzubrechen, und dem Westen den Spiegel vorhält, fühlt sich der Rezensent zwar informiert, aber mit Weidners Rundumschlag auch etwas überfordert. Sprachlich scheint ihm das Buch zudem leider "erstaunlich" glanzlos.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.01.2021

Rezensent Ingo Arend bekommt mit Stefan Weidners Essay Anregungen für ein Nachdenken über eine andere Weltordnung. Seine Idee, dass mit 9/11 und den folgenden Kriegen in Afghanistan und im Irak die Chance auf eine friedlichere Welt verpasst wurde, dass schon die Interventionspolitik der USA in Nahost die Weichen dafür gestellt hat, vermittelt der Autor laut Arend zwar mitunter auf etwas spekulative Weise, immer wieder aber überzeugt Weidner mit Gewährsleuten wie Naomi Klein oder Quinn Slobodian, meint Arend. Insgesamt für ihn ein vehement vorgebrachter Appell für eine neue, sozialere und ökologischere Politik zur richtigen Zeit.