Stein Erik Lunde

Gilberts Rache

(Ab 10 Jahre)
Cover: Gilberts Rache
Fischer Sauerländer Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783794145003
Gebunden, 128 Seiten, 12,76 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Mit Bildern von Katja Gehrmann. Gilbert spielt Fußball und außerdem ist er in Line aus seiner Klasse verliebt. Gespannt wartet er auf den ersten Kuß seines Lebens. Dass er allergisch gegen Eier ist, betrachtet er ebensowenig als Problem wie die Tatsache, dass er eine Brille braucht. Andere Leute sehen das anders und stellen lauter unsinnige Fragen, z. B. ob er in seinem Leben wegen dieser Allergie denn niemals Sahnetorte essen kann. Noch schlimmer aber ist Gilberts Tante. Die mischt ihm nämlich immer Ei ins Essen um zu sehen ob es ihm dann wirklich schlecht wird. Eines Tages hat Gilbert es satt: Die Tante muss einen gehörigen Denkzettel kriegen! Schließlich ist es soweit: Sein perfekter Plan geht auf, die Tante allerdings fast hopps...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2000

Roswitha Budeus-Budde bespricht in einer Sammelrezension drei Kinderbücher, die gemeinsam haben, dass sie ihren widerborstigen Helden viel Freiheit lassen - und somit auch eine pädagogische Herausforderung für die Eltern darstellen, die ihren Kindern diese Bücher zum Lesen geben.
1) Edith Schreiber-Wicke: "Der irrste Schultag"
Xenia darf ihren Hund Alois am ersten Schultag nicht mit in die Schule nehmen - und zum Zeichen des Protests legt sie sich am nächsten Tag selbst ein Hundehalsband um. Statt der kinderbuchüblichen "Seelenmassage" und der Botschaft, dass man sich nun mal anpassen müsse, hat Xenia Erfolg. Die Lehrerin akzeptiert das Protestverhalten, die Mitschüler erscheinen auch im Hundelook und man bietet dem Schuldirektor die Stirn. Die Rezensentin steht dem Buch offensichtlich wohlwollend gegenüber, ist freilich auch nicht sicher, wie weit sich die Forderung nach "Meinungs- und Entscheidungsfreiheit der Kinder" im Alltag umsetzen lässt.
2) Eva Polak: "Nessy kann auch anders"
Nessy, die Heldin dieses Buches, hasst Männer, das hat sie von ihrer Mutter, die in einer Weiber-WG lebt. Dann aber will die Mutter zu einem Freund ziehen, Nessy ist entsetzt und verbündet sich mit dem Sohn des Freundes gegen die Erwachsenen. Es kommt zum Hungerstreik, endet aber versöhnlich - mit dem Sieg der Kinder. Nessy, so die Rezensentin, ist zwar "unbequem", sprengt aber "nicht wirklich die Grenzen emanzipatorischer Kinderliteratur".
3) Stein Erik Lunde: "Gilberts Rache"
Von erstaunlichem Kaliber ist Gilbert, der Held dieses Buches, der keine Eier verträgt. Dennoch rührt seine Tante ihm immer wieder Eier ins Essen. Sie wird als zynische Person geschildert und so scheint die brutale Rache gerechtfertigt, die die Rezensentin nicht genauer beschreibt, es ist nur vom weihnachtlichen Feuerspucken der Tante die Rede. Der Autor verurteilt den "Rachefeldzug" des Jungen zu keinem Zeitpunkt. "Ein gefährliches Buch?", fragt die Rezensentin. Nein, meint sie, der Schluss sei nur konsequent und auch für Kinder begreiflich. Und die Erwachsenen bekämen zu sehen, "dass Kinder keine hilflosen Opfer sein müssen."
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