Stephane Moses

Eros und Gesetz

Zehn Lektüren der Bibel
Cover: Eros und Gesetz
Wilhelm Fink Verlag, München 2004
ISBN 9783770539581
Kartoniert, 144 Seiten, 14,90 EUR

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.08.2004

Die Lektüren wie die Theorie möglicher Lektüren der Bibel, die Stephane Moses hier vorlegt, bewegt sich im "Atemkreis" der Frage nach der Herkunft der europäischen Kultur: "jüdisch" oder "griechisch". Einerseits behauptet Moses, so der Rezensent mit dem Kürzel "mim", die Notwendigkeit, das Alte Testament im Lichte der westlichen philosophischen Tradition zu deuten. Zugleich aber seien Relektüren dieser Tradition durch die "jüdischen Kategorien, die sie von innen her beunruhigen", unerlässlich. Gerade die neue Deutung, das andere Verständnis des Wortlauts der Schrift mache dabei das "Wesen der Tradition" aus. Der Rezensent zeigt sich durch die "große Genauigkeit", die "große Innigkeit" der Mosesschen Lektüren beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2004

Eine wirkliche Erfahrung hat Friedrich Niewöhner mit "Eros und Gesetz" von Stephane Moses gemacht: "Nach der Lektüre des Buches weiß man nicht, was genau man eigentlich gelernt hat, und ist doch bereichert." In insgesamt zehn Lektüren, immer nah am hebräischen Urtext, nähere Moses sich der Heiligen Schrift, als Schüler der "talmudischen Rabbinen" ebenso wie als Leser von Hegels "Philosophie des Rechts", auf Kommentare des kabbalistischen "Sohar" sich mit der gleichen Selbstverständlichkeit berufend wie auf die "chassidischen Weisen", wie auf Sören Kierkegaard oder Emmanuel Levinas. Moses wolle nicht "die alten Texte aktualisieren oder als modern hinstellen", sondern "er möchte sie, ganz gelassen, einfach verstehbar machen". Der Autor strebe das "Erfinden eines neuen Sinnes" durch das Verrücken von Perspektiven an. So möchte er, so sein titelgebender Impuls, "im Gesetz das wieder erkennbar" werden lassen, "was es beseelt und belebt", "seinen göttlichen Eros". In diesem Geiste untersuche der Autor biblische Texte um "Adam und Eva, die Offenbarung des göttlichen Namens, die Jakob-Geschichte, die Offenbarung auf dem Sinai und den Tanz um das goldene Kalb". Besonders fasziniert zeigt der Rezensent sich von der Reflexion "Warum Isaak nicht geopfert wurde": In dem dargestellten "Schwanken zwischen dem, was nicht stattgefunden hat, dem, was fast stattgefunden hätte, und dem, was nicht stattfinden konnte, ist die Wahrheit von Isaaks (Nicht-)Opfer angesiedelt".
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