Stig Dagerman

Schwedische Hochzeitsnacht

Roman
Cover: Schwedische Hochzeitsnacht
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783821862309
Gebunden, 281 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Schwedischen von Herbert G. Hegedo. Mit einem Nachwort von Per O. Enquist. Ein verstörender Alptraum aus Gewalt und Maßlosigkeit in dörflicher Idylle. Auch das Glück braucht einen Raum, in dem es sich entfalten kann: Schonungslos schildert Stig Dagerman die Hochzeit des Schlachtermeisters Westlund mit Hildur Palm. Statt ländlicher Idylle offenbart Dagermans sezierender Blick ein grausames Geflecht boshafter Charaktere, die einander in Hass, Habsucht, Neid und sexueller Gier verbunden sind. In der Vorbereitung zum Fest begegnet die Dorfgemeinde sich selbst - und ertränkt das Entsetzen in einer grotesk geschilderten Nacht voll Gewalt und Alkohol.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.08.2010

Fasziniert taucht Katharina Granzin in die "nachtsichtige Welt" Stig Dagermans ein, die dieser in seinem letzten Roman "Schwedische Hochzeitsnacht" entwirft. Der wieder aufgelegte Text von 1949 (drei Jahre später beging Dagerman Selbstmord) porträtiert Gäste einer schwedischen Dorfhochzeit, die sich nach der Feier betrunken auf dem Hof der Brauteltern herumtreiben. Im Roman fänden sich verschiedene Motive a la ?Entjungferung im Getreidefeld?. Doch sei er alles andere als eine Bauernkomödie, versichert Granzin, vielmehr deren "tragische Travestie". Denn die derben Albernheiten der Landbevölkerung seien Zeichen für dunkle, die Existenz bedrohende Sozialdramen, so die Rezensentin, die sich vom Roman gleichermaßen befremdet wie berührt zeigt. Der Kontrast zwischen "burlesker" Komik und sozialer Tragik sei es, der das Buch stark mache - und den Leser davon überzeuge, dass nur der Tod die Figuren retten könne.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2010

Rezensentin Nicole Henneberg ist tief beeindruckt von diesem Roman, den Stig Dagerman am Ende seines kurzen, durch Selbstmord beendeten Lebens schrieb. "Schwedische Hochzeitsnacht" erzählt von eben dieser in einem kleinen abgelegenen Dorf in Uppsala. Die Bauern dort sind arm, die ganze Atmosphäre im Dorf scheint düster, gewalttätig und dumpf zu sein. Die Kunst Dagermans besteht für die Rezensentin aber darin, zugleich den sie gewissermaßen überfordernden Sehnsüchten der Dorfbewohner Ausdruck zu verleihen. Henneberg beschreibt das sehr anschaulich an einzelnen Beispielen. Als Leser, so meint sie, steckt man direkt in den Träumen der Figuren, die Dagerman mit seiner "sehr körperlichen" Sprache liebevoll beschreibt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.04.2010

Auf ein realistisches Sittenbild der schwedischen Gesellschaft darf man bei Stig Dagermans 1949 entstandenen Roman "Schwedische Hochzeit" nicht hoffen, macht Andreas Breitenstein klar, den das Buch als bis heute nachhallender, existentieller "Schrei" tief beeindruck hat. Die ästhetisch und inhaltlich unkonventionellen Merkmale des Buches haben den Rezensenten augenscheinlich sehr gefordert, denn viel an Handlung bietet dieser Roman, der die Vorbereitungen und das Hochzeitsfest der schwangeren Hilgur mit dem ungeliebten Schlachter Westlund in einem schwedischen Dorf schildert, nicht, lässt Breitenstein wissen. Der Leser muss auf einen auktorialen Erzähler verzichten, ständig wechseln die Perspektiven, und Zeit und Raum befinden sich in stetigem Fluss, beschreibt Breitenstein die Schwierigkeiten. Ungeachtet dessen hat ihn Dagermans Roman aber tief in den Bann gezogen, und er preist die "jugendliche Frische", die kraftvollen Bilder und die "eigenwillige Poesie" der düsteren Darstellung dieser durch Gewalt und "archaische Triebe" geprägten Dorfgemeinschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.04.2010

Von einem faszinierenden, fantastischen Leseerlebnis "von schier ungeheurer Intensität" spricht Rezensent Thomas Laux. Auch wäre dieser letzte Roman des 1954 mit einunddreißig Jahren durch Suizid ums Leben gekommenen Autors aus seiner Sicht ein ideales Drehbuch für Ingmar Bergmann gewesen. Nicht nur, dass er bereits in seiner Diktion sehr existenzialistisch auf den Kritiker wirkt, auch die abgeschlossene Familienhorrorwelt mit ihrem Sadismus und ihrer Unerbittlichkeit, die auch Assoziationen an Thomas Vinterbergs Film "Das Fest" beschwört, tragen zum intensiven Lektüreeindruck dieses Buches bei, das zwar mitunter schwer zu lesen sei, dennoch viele Leser verdient, so der Rezensent.

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