Susanne Mischke

Wer nicht hören will, muss fühlen

Roman
Cover: Wer nicht hören will, muss fühlen
Piper Verlag, München 2000
ISBN 9783492042413
Gebunden, 312 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Rosa liebt den großzügigen Garten der alten Dame und widmet dem Einsetzen des gewünschten Pfirsichbaums besondere Sorgfalt: Sorgfalt, die ihr eine verblüffende Entdeckung beschert ? die bleichen Überreste eines menschlichen Skeletts ...Was weiß Luise Pauly, die harmlose alte Dame, von den Knochen in ihrem Garten? Und weshalb verschwand Rosas Mutter vor über 25 Jahren? Susanne Mischke erzählt diese Geschichte in angelsächsischer Manier.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.02.2001

Sacha Verna bespricht gleich zwei Kriminalromane über nationalsozialistische Vergangenheitsbewältigung. Krimis haben es schwer, als Literatur ernst genommen zu werden. Die Rezensentin findet beide "solide mittelmäßig". Sie retten zwar das Genre und sind bis zur letzten Seite lesenswert, aber beide enthalten ein bisschen zu viel Populärpsychologie, lautet das Fazit der Rezensentin.
1) Anne Chaplet: "Nichts als die Wahrheit"
Anne Chaplet, der Verna durchaus die Fähigkeit unterstellt, ihr Handwerk bestens zu beherrschen (was sie bereits in ihren zuvor erschienenen Krimis "Caruso singt nicht mehr" und "Wasser zu Wein" beweisen habe) hat in "Nichts als die Wahrheit" deutlich übertrieben, meint Verna. Zu viele Geschichten würden hier erzählt, zu viele Protagonisten steuerten zu viele Perspektiven bei. Das sorge für Verwirrung. Und - das hält Verna für ein Kapitalverbrechen - wichtige Indizien zur Aufklärung des Verbrechens werden von der Autorin unterschlagen. Ein wenig überdeutlich werde hier vor allem eine Botschaft vermittelt: Vergangenheit lässt sich nicht mit Neuem verdrängen. Auch wenn Berlin baut und baut, die Nazi-Vergangenheit kommt überall wieder zum Vorschein.
2) Susanne Mischke: "Wer nicht hören will, muss fühlen"
Auch bei Susanne Mischke wird gegraben. Nicht nationalsozialistische Bauelemente werden hier zu Tage gefördert, sondern Menschenknochen, berichtet Verna. Rein technisch sei die Mischung aus Ehebruch-, Inzest- und Detektivgeschichte gelungen. Doch mangelt es hier an Atmosphäre, urteilt die Rezensentin. Mischkes Figuren hätten mehr Funktion als Charakter. Ein Rendezvous im Gewächshaus verströmt die gleiche Stimmung wie ein Nachmittagstee im Altersheim, erzählt Verna. Und auch die deutsche Vergangenheit sei hier mehr Requisit als imposante Kulisse.