Thea Sternheim

Thea Sternheim: Tagebücher 1903 - 1971

5 Bände
Cover: Thea Sternheim: Tagebücher 1903 - 1971
Wallstein Verlag, Göttingen 2002
ISBN 9783892443155
Gebunden, 3568 Seiten, 128,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und ausgewählt von Thomas Ehrsam und Regula Wyss im Auftrag der Heinrich Enrique Beck-Stiftung. Thea Sternheims bislang kaum bekannte Tagebücher sind die facettenreichen Aufzeichnungen einer beeindruckenden Chronistin. Sie bieten ein Panorama des kulturellen wie politischen Lebens im Deutschland und Frankreich des 20. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.09.2011

Was für ein Zeitdokument, was für eine Frau!, jubelt Heinz Ludwig Arnold erneut angesichts dieser zweiten, um eine digitale, mit Volltextsuche ausgestattete Fassung bereicherte Auflage von Thea Sternheims Tagebüchern. Die ersten 70 Jahre des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive einer so scharfsichtigen wie unbestechlich anständigen Beobachterin zu erleben, ist für ihn ein Erlebnis der besonderen Art. Arnold erfährt viel über eine zutiefst unmoralische und menschenverachtende Epoche, aber auch über die mannigfachen Künstlerbeziehungen der Autorin, über Lektüre und Sternheims Ehen und ihre intensive Auseinandersetzung mit religiösen Fragen. Großartig, meint Arnold.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.04.2003

Michael Ott ist von diesen Tagebüchern begeistert, und er preist die Autorin, die, wie er meint, hierzulande allenfalls als zweite Frau des Dramatikers Carl Sternheim bekannt ist, als "politisch hellwache Beobachterin". Er sieht in den Tagebüchern ein "fesselndes Zeugnis" eines bewegten Lebens und zugleich eine "erstrangige Quelle" für die Zeit zwischen der Jahrhundertwende und der Nachkriegszeit. Besonders aber die Aufzeichnungen während der Naziherrschaft, die die Autorin im Exil geschrieben hat, faszinieren den Rezensenten. Hier zeige sich sehr deutlich, was man in dieser Zeit "wissen konnte, wenn man wollte", zitiert Ott die Herausgeber. Sie werden von ihm für ihre "erhellenden" Kommentare und für ihr "treffendes" Nachwort ausdrücklich gelobt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.01.2003

Gieri Cavelty ist richtig beeindruckt von den jetzt veröffentlichten Ausschnitten aus Thea Sternheims Tagebüchern, die seiner Meinung nach auf zwei Ebenen richtig interessant sind: sie sind ein spannendes "Selbstzeugnis" und ein "in jeder Hinsicht großartiges Tableau des kulturellen und intellektuellen Lebens ins Westeuropa". Lobenswert an diesen von einem Germanisten und einer Literaturwissenschaftlerin zusammengestellten Bänden sei vor allem deshalb, dass sie Thea Sternheims aus dem Schatten ihres Mannes, Carl Sternheim, holen. Nach Caveltys Meinung bietet sich das Werk zu unterschiedlichster Nutzung an: man kann es als Roman lesen oder aber - dank des Registers - als "einzigartige literatur- und kunstgeschichtliche Quelle" nutzen, denn Sternheim hatte einen ganz eigenen Blick auf ihre Zeitgenossen. Besonders erwähnenswert findet der Rezensent auch den Kommentarband, der seiner Meinung nach vorbildlich gestaltet ist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2002

Tagebuchschreiben ist Last und Qual zugleich, weiß Guntram Vesper, selbst Schriftsteller und dieses Mal in die Rolle des Rezensenten geschlüpft. Der Drang zu verbaler Äußerung und emotionaler Entlastung steht dem fast zwanghaften Notieren gegenüber, meint er, der "Angst vor der Lücke zwischen den Notaten". Wie groß die Lücken im Fall von Thea Sternheim sind, der zweiten Frau des Schriftstellers Carl Sternheims, verrät Vesper nicht, wohl aber die Spannbreite ihrer Notate, die "zögernd" im Jahr 1903 einsetzen und erst im Jahr ihres Todes 1971 enden. Die Tagebücher dokumentieren unter anderem die Dresdener Zeit, die Vesper als wesentlich begreift, da hier Literatur, Kunst und Politik bei den Sternheims und ihren Freunden aufs Schönste ineinander greifen, aber auch die bitteren Jahren danach, Trennung, psychische Erkrankung von Carl Sternheim, Exil, Vergessenheit, Drogensucht der Kinder, Alter, Einsamkeit. Natürlich haben Tagebücher eine private, oftmals intime Dimension, gesteht Vesper zu, gerade auch wegen der darin enthaltenen subjektiven Sicht auf Mitmenschen und die Ereignisse der Zeit. Darüber hinaus aber seien sie eben Teil des kollektiven Gedächtnisses, die - mit dem Recht auf Irrtum - andere überlieferte Sichtweisen ergänzen.