Thomas Kaufmann

Luthers Juden

Cover: Luthers Juden
Philipp Reclam jun. Verlag, Ditzingen 2014
ISBN 9783150109984
Gebunden, 203 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Die grundlegende Untersuchung zu Luthers Antisemitismus, zur Judenfeindlichkeit in seinen Schriften, in seinem Weltbild, in seinen alltäglichen Meinungen und Ansichten ist das Ergebnis der jahrelangen Forschungen des Kirchenhistorikers Thomas Kaufmann. In diesem Buch zieht er die Summe aus seiner Arbeit an Luthers Werken und ihrer Rezeption über 5 Jahrhunderte hin. Kaufmann warnt davor, heute und in Zukunft von Luthers Popularität profitieren zu wollen und naiv mit ihm umzugehen. Genau darin weiß er sich schließlich durch den großen Reformator selbst bestärkt, der als mächtiger Polemiker mit Worten vernichten, aber auch sich selbst relativieren konnte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.02.2015

Niklaus Peter liest Thomas Kaufmanns Studie über Luthers Antisemitismus mit Beklemmung und Erleichterung zugleich. Beklemmend scheinen dem Rezensenten der vom Autor anhand von genau gedeuteten Quellen nachgezeichnete Radikalisierungsprozess des Reformators, seine Darlegung jüdischen Lebens in der Vormoderne sowie die gleichfalls von Kaufmann aufgeschriebene Wirkungsgeschichte von Luthers Judenbild, insbesondere seine Aufnahme durch die Nationalsozialisten. Erleichtert zeigt sich der Rezensent am Ende dennoch, da die Geschichstschreibung des Theoriehistorikers Kaufmann sich für ihn als klärendes und therapeutisches Mittel gegen Entwicklungen wie die dargelegte erweist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.12.2014

Es ist schwere Kost, die Rezensent Dirk Pilz hier verkraften muss. Der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann beschäftigt sich mit Martin Luthers Antisemitismus auf eine derart gründliche Art, dass für schlichte Kategorien, aber auch für Beschönigungen kein Raum bleibe. Luthers Antisemitismus ging über den traditionellen christlichen Antijudaismus hinaus, fasst Pilz Kaufmanns Erkenntnisse zusammen, vielmehr tobten Luther wie seine Zeitgenossen ihre "abgründige Aggressivität und fundamentale Bedrohungsängste" an den Juden aus. Was Luther in dieser Hinsicht besonders machte, erfährt Pilz, war also nicht sein Denken, sondern die unglaubliche "Schärfe seiner Polemik".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2014

In Thomas Kaufmanns Schrift zu Martin Luthers Judenverachtung entdeckt Micha Brumlik narrativ vorgebrachte und historisch belegte Gründe für Luthers Verhältnis zu den Juden und dem Judentum und eine Antwort auf die Frage, wieso Luther die Juden zunächst bekehren, später aber lieber vertreiben wollte. Dass der Reformationstheoretiker Kaufmann für seine Arbeit nicht auf bereits von ihm Veröffentlichtes zurückgreift, sondern mit neuen, dazu verlässlichen und genauen Erklärungen aufwartet, gefällt Brumlik. Die Verschränkung von mittelalterlichem Kontext mit Luthers Lebensgeschichte ergibt laut Brumlik eine Erklärung für Luthers Verhalten.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 31.10.2014

Wie schon der Luther-Biograf Heinz Schilling plädiert Thomas Kaufmann in "Luthers Juden" für eine konsequente Historisierung des Reformators, was angesichts des spezifischen Themas auch nur angeraten sein kann, findet Matthias Kamann. Der Historiker macht die Wandlung von Luthers Einstellung - von seinem Aufruf in den Frühschriften, die Juden freundlich zu behandeln, bis zu seiner späteren Forderung, die Synagogen niederzubrennen und die Juden zu vertreiben - zum Teil an Luthers Bibellektüre fest, vor allem aber an seiner Opposition gegen Rom, für die er die Juden gewinnen wollte, erklärt der Rezensent. Als trotz seines Werbens nur wenige Juden konvertierten, schlug Luthers Wohlwollen in einen "spezifisch vormodernen Antisemitismus" um, heiße es bei Kaufmann, berichtet Kamann.