Thomas Pletzinger

Bestattung eines Hundes

Roman
Cover: Bestattung eines Hundes
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2008
ISBN 9783462039689
Gebunden, 352 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Thomas Pletzingers Romandebüt zeigt eine Generation zwischen Liebe, Freiheitsdrang und Verantwortung. Im Streit verlässt Daniel Mandelkern die großzügige Altbauwohnung im Hamburger Generalsviertel und Elisabeth, seine Frau und Chefin. Sie hat ihm den Auftrag erteilt, den öffentlichkeitsscheuen Autor Dirk Svensson am Luganer See zu besuchen und für den von ihr verantworteten Kulturteil der Wochenzeitung zu interviewen. Äußerst widerwillig macht Mandelkern sich auf den Weg, hofft aber, dass ihm die Distanz helfen wird, sich klar zu werden - über sein Leben, seine Liebe und die Zukunft seiner Ehe. Schon bei der Ankunft am See ahnt er, dass am Ende seiner Reise mehr stehen wird als das, das Elisabeth erwartet. Denn Mandelkern ist nicht der einzige Gast. Mit ihm besteigen eine schöne junge Frau und ihr Sohn das Boot, mit dem Svensson und sein dreibeiniger Hund in Lugano anlegen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.06.2008

Hätte Thomas Peltzinger es bei der Beziehungsgeschichte um den Journalisten Daniel Mandelkern und seiner Frau Elisabeth, die zu seiner Vorgesetzten wird, belassen, wäre Christoph Bartmann mit diesem Debütroman durchaus zufrieden gewesen. Leider strebt der Autor aber nach "mehr" und so setzt Elisabeth ihren Mann auf den Kinderbuchautor Svensson an, den ein dunkles Geheimnis umgibt, dessen Lüftung Bartmann allerdings keinen Deut interessiert. Es wird viel aus einem "geheimen Manuskript" des Kinderbuchautors zitiert, was als "Spiegelerzählung" zu einer Liebesgeschichte in seiner Vergangenheit zu lesen ist, so Bartmann weiter, der sich fragt, was denn durch diese "texttechnischen" Spielereien eigentlich an Mehrwert herauskommt. Irgendwie riecht ihm das bei aller Versiertheit, mit der Peltzinger sein Buch konstruiert, zu sehr nach "Schreibkurs" und er konstatiert bedauernd, dass der Autor sein Talent zu sehr unter "gängigem Fiktionsschmock" vergräbt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.06.2008

Das Reißbrett hinter der Binnengeschichte, einem Roman im Roman, ahnt Oliver Pfohlmann sehr wohl. Und des Verdachts, der Leipziger Literaturinstitutsabsolvent Thomas Pletzinger habe in seinem Debüt einfach zuviel gewollt, kann er sich auch nicht restlos erwehren. Nur: Wer bei der "hochreflexiven" Rekonstruktion einer Lebens- und Beziehungsgeschichte immer wieder "virtuos" erzählte Passagen zustandebringt und mit "Genauigkeit und Einsicht" über heutige Geschlechterverhältnisse zu berichten weiß (eine echte Seltenheit, findet Pfohlmann), dem gebührt schon auch das Lob des kritischen Rezensenten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2008

Ein wenig überfahren fühlt sich Gisa Funck nach der Lektüre von Thomas Pletzingers Debütroman "Bestattung eines Hundes": Es geht hoch her in diesem Buch, wo an einer Fülle verschiedener Schauplätze allerlei Körperflüssigkeiten vergossen werden. Pletzinger schickt seinen Protagonisten, den entscheidungsscheuen, in einer Lebenskrise steckenden Journalisten Mandelkern zu einem Interview mit dem Kinderbuchautor und Lebemann Svensson. Diese Begegnung wird für Mandelkern zu einem schicksalhaften Zusammentreffen, das Pletzinger in einer kunstvollen Struktur voller Einschübe und Rückblenden erzählt, lobt die Rezensentin. Doch letztlich kommt es ihr in diesem Roman alles etwas zu dick: Stoff, der "für drei Tragödien ausreichen würde", findet sie bereits in einem kurzen Abschnitt, ebenso ein Übermaß von Koinzidenzen, die ihr eher "plotgerecht" als einleuchtend erscheinen. Dass Pletzinger in seinem Versuch zu zeigen, dass auch postmodernes Leben und Erzählen mit Schicksal gesättigt sein kann, das Risiko scheue oder lebensfern bleibe, kann man ihm beileibe nicht vorwerfen, räumt die Rezensentin ein. Doch hätte sie die Lektüre mehr genossen, wenn sie ihr weniger Spektakel, weniger Drastik und dafür mehr Raum für Empathie und Fantasie geboten hätte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2008

Als "nahezu perfektes Debüt" preist Richard Kämmerlings diesen Roman-Erstling von Thomas Pletzinger. Erzählt wird darin von einem Ethnologen namens Daniel Mandelkern, der als Journalist arbeitet und sich aufmacht, eines Porträts wegen den Kinderbuchautor Dirk Svensson zu besuchen. Dabei gerät er jedoch in Verwicklungen amouröser Natur und entdeckt ein stark autobiografisch inspiriertes Manuskript Svenssons mit dem Titel "Astroland". Ausschnitte daraus präsentiert denn auch der Roman - und sie unterscheiden sich in Inhalt und Ton recht deutlich, so Kämmerlings, von der eigentlichen Erzählung. Mandelkern "tastet und zögert", bei Svensson gibt es dagegen rasante Passagen aus dem New York nach dem 11. September oder aus dem "mörderischen Chaos" einer brasilianischen Wahlnacht. Dazu kommen ausdrückliche Verweise auf Intertexte aus Theorie (Clifford Geertz, Jacques Lacan) und Literatur (Max Frisch, Uwe Johnson), die aber nach Ansicht des Rezensenten mehr als nur prätentiöses Beiwerk sind.
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