Timo Feldhaus

Mary Shelleys Zimmer

Als 1816 ein Vulkan die Welt verdunkelte
Cover: Mary Shelleys Zimmer
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498002367
Gebunden, 320 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

1815 explodiert auf einer indonesischen Insel der Tambora. Es ist der heftigste Vulkanausbruch der Neuzeit und bewirkt enorme Klimaveränderungen. Kalt und dunkel wird es, auch in Europa kommt es zu einem Jahr ohne Sommer. Timo Feldhaus folgt der riesigen Schwefelwolke, die die Welt verdüstert, und beobachtet, was unter ihr geschieht: Goethe entdeckt die Wolkenwissenschaft und wird nie wieder in den Urlaub fahren. Caspar David Friedrich malt giftgelbe Sonnenuntergänge, Napoleon sitzt einsam auf der Insel St. Helena und hat alles verloren. Ein Mädchen sieht ihre Familie verhungern und irrt durch ein Deutschland, in dem die nationale Idee aufkeimt. In Genf kommt es zu einer künstlerischen Eruption: Die 18-jährige Mary Shelley, gerade mit ihrer Liebe aus London geflohen, versteckt sich vor dem Frost und den Unwettern bei Lord Byron, dem ersten Rockstardichter. Hier kommt der stillen, hochtalentierten Frau mit den verrückten Freunden und berühmten Eltern die Idee für ihren ersten Roman: die Geschichte von Frankenstein und seinem Monster, die erste Science Fiction.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.07.2022

Rezensent Oliver Pfohlmann findet Timo Feldhaus und seine Erzählung über den Ausbruch des Vulkans Tambora im Jahr 1816 und seine Folgen für die Poesie, die Liebe, den Sci-Fi-Schauerroman und gleich die ganze Moderne einfach hinreißend. Dass der Autor mühelos die Grenze zwischen Fiktion und Fakten überschreitet und Anachronismen nicht fürchtet, macht die Sache für Pfohlmann keineswegs problematisch. Im Gegenteil wird das "Elendsjahr" mit seinem verregneten Sommer als Katalysator der Moderne kenntlich, findet er. Die flotte, bildmächtige Florian-Illies-Sprache steigert für den Rezensenten den Lektüregenuss.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.06.2022

Rezensent Harald Eggebrecht hat zwar Einwände gegen das auf ihn etwas willkürlich wirkende Kompositionsprinzip des Buches von Timo Feldhaus, das Ereignisse um Mary und Percy Shelley, Lord Byron, Goethe, Napoleon und Caspar David Friedrich zu parallelisieren zu versucht, der "empathische" Ton des Ganzen bringt ihm das Revolutionäre der Künstlerexistenzen aber jedenfalls ganz unterhaltsam nahe. "Leichtfüßig" etwa, wie Feldhaus Mary Shelleys spielerische Fantasie in der Genfer Dichter-Klausur nachvollziehbar macht, findet Eggebrecht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.05.2022

Rezensentin Laura Ewert ist schlicht entzückt von Timo Feldhaus' Buch, das sie am ehesten als "erzählendes Sachbuch" bezeichnen möchte und das über das Jahr schreibt, in dem "vielleicht alles anfing": Ins Jahr 1816 begibt Feldhaus sich, in dem die Aschewolken des eben ausgebrochenen indonesischen Vulkans Tambora die Welt verdunkelten, und dabei gehe es eben um erstaunlich aktuelle Themen wie Klima, Technik- und Wissenschaftsskeptizismus oder Geschlechterverhältnisse, von denen Feldhaus unglaublich einnehmend erzählt, vermittelt Ewert: Dicht und aufwendig recherchiert, gleichzeitig aber mit Lockerheit und Spaß - wie er etwa berühmte, sich 1816 herumtreibende Persönlichkeiten wie Goethe, Friedrich oder Mary Shelley aufeinander treffen lässt, dabei aber nicht in Ehrfurcht verfällt, sondern sie einfach leben und auch mal "labern" lässt, bezaubert die Kritikerin. Ein "irres" Buch über menschliches Irren, in dem aber auch Hoffnung in die Menschheit stecke - vielleicht ein bisschen mehr Hoffnung in die Frauen, schließt Ewert.