Tonio Hölscher

Der Taucher von Paestum

Jugend, Eros und das Meer im antiken Griechenland
Cover: Der Taucher von Paestum
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2021
ISBN 9783608964806
Gebunden, 160 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Die Lebenswelt der alten Griechen neu entdeckt: Schönheit, Lebensfreude, Geist und die Lust zum Risiko. Tonio Hölscher bietet eine Neudeutung eines der schönsten und zugleich rätselhaftesten Denkmäler der Antike. Dabei führt er uns unmittelbar in die sinnliche Lebenswelt und glanzvolle Lebenskultur der damaligen Menschen. Der wunderbare Wirklichkeitssinn der Griechen: Hier erschließt er sich in unvergesslichen Bildern des gelebten Lebens. Das Grab des Tauchers in Paestum hat seit seiner sensationellen Entdeckung im Jahr 1968 alle Betrachter in Bann geschlagen. Seine Fresken sind das einzige erhaltene Beispiel der großen Malerei aus dem Beginn der klassischen griechischen Kunst, die in der Antike noch höher geschätzt wurde als die heute so berühmte Skulptur. Das einzigartige Bild des Epheben im eleganten Kopfsprung hat der Forschung große Rätsel aufgegeben: Welche Bedeutung hat das Motiv des sprühenden Lebens in einem Grab? In seinem Buch entschlüsselt Tonio Hölscher die vielschichtige Bedeutung dieses einzigartigen Kunstwerkes. Mit weitem geschichtlichem Blick stellt er zentrale Aspekte der griechischen Antike dar: die Kultur der Jugend und ihre Rolle für die Gesellschaft, die Erotik als bindende Kraft der menschlichen Gemeinschaften, die Bedeutung des athletischen Körpers und der schönen Erscheinung im sozialen Leben, die Konzepte der Lebensräume von Meer und freier Natur als Gegenwelt zur hohen Kultur der städtischen Lebenswelt. Zwischen Bäumen, Turm und Wasser wird der Mensch, im Augenblick seines höchsten Glanzes, zum reinen Bild. Wir schauen in einen Kosmos der Einheit von Körper, Geist und Lebenslust.  

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.12.2021

Rezensent Clemens Klünemann ist beeindruckt von Tonio Hölschers Deutung des um 470 v. Chr. entstandenen "Tauchers von Paestum". Für den Archäologen Hölscher wird in dem antiken Gemälde nicht der Übergang vom Leben zum Tod verhandelt, sondern derjenige von der jugendlichen Freiheit in die Ordnung der Polis, erklärt Klünemann. Die weiteren Beispiele im Buch, die eine solche Coming-of-Age-Interpretation stützen, scheinen Klünemann zu überzeugen. Hölschers antike "Kulturgeschichte der Rituale des Übergangs ins Erwachsenenalter" findet der Rezensent anregend, auch da der Autor sie mit heutigen Erziehungskonzepten kontrastiert, ohne zu bewerten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2021

Rezensent Michael Sommer kann sich nur die Augen reiben beim Lesen von Tonio Hölschers Buch. Wie der Archäologe dem Leser das Grabbildnis des "Tauchers von Paestum" erläutert, scheint Sommer so kenntnisreich wie fordernd, so erhellend wie frappierend, weil der Autor den Irrtum von Generationen von Forschern offenlegt. Nicht den Sprung ins Reich des Todes stellt das Bild dar, sondern den Sprung ins Leben, so Hölschers These, der im Buch laut Sommer eine schlagende Interpretation folgt, eine Führung durch die Kunst der antiken Mittelmeerwelt und die Lebenswelt junger griechischer Aristokraten. Fesselnd und grandios, verspricht Sommer.
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