Ulrike Draesner

kugelblitz

Gedichte
Cover: kugelblitz
Luchterhand Literaturverlag, München 2005
ISBN 9783630872094
Gebunden, 93 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Der neue Gedichtband von Ulrike Draesner über das kostbarste menschliche Gefühl und über die Schauplätze, zu denen es führt: lieben, kriegen, später. Mit großem Bildreichtum, mit frappierender musikalischer Intensität loten ihre neue Gedichte die Möglichkeiten sinnlichen Sprechens aus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2005

Nico Bleutge dankt Ulrike Draesner für die "Erkenntniswerkzeuge", die sie ihm mit ihrem Gedichtband "kugelblitz" an die Hand gegeben hat. Draesner löse die Unterscheidungen zwischen sicher geglaubten Kategorien wie Vergangenheit und Gegenwart oder Wirklichkeit und Erscheinung auf. Das Instrument dabei sind "klangstark inszenierte Laut- und Sinnverschiebungen", die es zumindest Bleutge erlaubt haben, den Gedichten wirkungsvoll nahe zu kommen. Als das "gewagteste Unternehmen" des Bandes preist er die eigenmächtigen Übersetzungen von Shakespeares Sonetten, die etwa die Gegenwart der Gentechnik in die alte Form hereinholen. Draesners Stil eigne sich für Textformen unterschiedlichster Ausmaße, die "treibenden Rhythmen" untermalten "vielschichtige" Kompositionen, die aber dadurch nie etwas von ihrer Wucht verlören, wie Bleutge bezeugt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.06.2005

Wulf Segebrecht ist über Ulrike Draesners Gedichten arg ins Grübeln geraten. Im "modischen outfit" kämen sie daher, ohne Interpunktion und Reim, kleingeschrieben sei alles und auch nicht immer grammatisch korrekt, mitunter eingeleitet durch in Klammern gesetzte Titel wie "(lieben)" oder "(kriegen)" oder auch "(später)". In einem Gedicht mit einer Tür "geht es offenbar um einen Abschied ohne Rückkehr", mutmaßt Segebrecht, während er aus einem nur mit "u" betitelten Gedicht einen ganzen Absatz an Gottfried Benn Verbindungen herausgrübelt. Begeistert klingt diese "Tüftelei" allerdings nicht, obwohl Segebrecht betont, Ulrike Draesner sei "zweifellos eine gelehrte, mit allen Wassern gewaschene Autorin", und ihre Arbeit sieht er in einer Traditionslinie mit Friederike Mayröcker, Thomas Kling und Elke Erb. Aber seine "Verortung" der Dichterin setzt der Rezensent dann doch sofort wieder in Klammern. "Vieldeutigkeit ist Trumpf in diesen Gedichten."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.03.2005

In den Gedichten der mit vielen Preisen ausgezeichneten Lyrikerin Ulrike Draesner wird die "Avantgarde weitergeführt", meint Alexander von Bormann. Draesner wolle auch in ihrem neuen Gedichtband "kugelblitz" die "Sprache unter den Wörtern" erreichen und sie von aller "ornamentalen Nichtigkeit befreien", analysiert der Rezensent. Er sieht in Draesners Gedichten einen Nachfolger der "poetischen Textspiele" von Friederike Mayröcker, fügt aber an, dass sie ebenso "Geschichten" erzählen, wenn man sich nur ihren Sprachbildern anvertraut. Am Gedicht "entenbrust, rötlich, die straße entlang", in dem eine Straßenbahn besungen wird, lässt sich gar ablesen, "was Lyrik vermag, wenn sie ihren eigenen Mitteln vertraut", schwärmt von Bormann, der vorschlägt, die Texte als den Versuch der Lyrikerin zu lesen, der "vor-verständigen Sprache auf die Spur zu kommen".
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