Ute Schneider

Die Macht der Karten

Eine Geschichte der Kartografie vom Mittelalter bis heute
Cover: Die Macht der Karten
Primus Verlag, Darmstadt 2004
ISBN 9783896782434
Gebunden, 144 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Wir gehen tagtäglich mit Karten um - dabei nehmen wir die sachliche Richtigkeit der Karten als gegeben. Karten sind jedoch kein objektives, wertefreies Abbild der Welt, sondern immer auch Ausdruck eines bestimmten Weltbilds. Den unmittelbaren Zusammenhang von Weltsichten und ihrer kartographischen Repräsentation veranschaulichen mittelalterliche Karten auf eindrückliche Weise. Sie organisieren die Welt nicht nach uns vertrauten topographischen, sondern nach heilsgeschichtlichen Kriterien. In Klöstern gezeichnet, illustrieren sie die biblische Geschichte der Menschheit mit ihren relevanten Orten. Sie dienten kaum der Orientierung im geographischen als vielmehr im heilsgeschichtlichen Raum und seiner Zeit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.11.2004

Den Rezensenten Wolfgang Müller bringt dieses Buch ins Staunen. Dass in der modernen Kartografie immer noch so viele Fehler - "verzerrte Darstellungen und Klischees" - zu finden sind, findet er jedenfalls "unglaublich". Und auch sonst freut er sich über die Aussagekraft dieses Buchs, das verschiedene Aspekte des Kartenwesens - "die ihnen innewohnende Weltsicht, ihre Bedeutungen, Absichten und Subtexte" - auf übersichtliche und verständliche Weise behandele. Man erfährt "interessante Details und wichtiges Grundwissen", so Müller, zwischendurch gibt es reichlich Beispiele und auch gelegentliche thematische Exkursionen - zum Beispiel in die Kunst. Die "sorgen für gedankliche Auflockerung". Eine nach Meinung des Rezensenten durch und durch angenehme Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.10.2004

Die Kartografie ist ein faszinierende aber auch problematische Kunst, sagt Kersten Knipp und führt als Beispiel Stalins Bleistiftstrich an, der Polen mit einer willkürlich auf einer Landkarte gezogenen Linie quasi zerschlug. Wenige Zentimeter Papier und eine abstrakte Linie können Millionen von Menschen konkretes Leid zufügen, staunt Knipp und stellt fest, dass Kartografen immer "in gefährlicher Nähe" zu den Mächtigen der Welt gestanden haben müssen. Karten d.h. Abbildungen von der Welt besitzen also Macht, und so suggeriert es ja auch schon der Buchtitel, weist Knipp nochmals drauf hin; sie bilden die Welt nicht nur ab oder nach, sondern schaffen sie auch neu. In der Antike oder im Mittelalter war diese Ordnung eine hochsymbolische: alle Wege führten nach Rom, erinnert Knipp, oder stellten - wie auf der 12 qm großen Karte des Ebstorfer Klosterbruders - das Heilige Jerusalem und Lüneburg (wo sich sein Kloster befand) ins Zentrum des Weltgeschehens, an den Rändern der Welt lauerten mythologische Vogelmenschen oder Menschenfresser. Zur Orientierung bei einem Kreuzzug nicht wirklich tauglich, kommentiert Knipp fasziniert. Knipp lobt Schneiders historisch akkurate Geschichte der Kartografie von den Anfängen bis heute, die darüber hinaus attraktiv illustriert sei und einen weiteren Beleg auch für die ästhetische Macht der Karten erbringe.