Vea Kaiser

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam

Roman
Cover: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2012
ISBN 9783462044645
Gebunden, 491 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

In ihrem Debütroman entfaltet Vea Kaiser die Welt des abgeschiedenen alpenländischen Bergdorfes St. Peter am Anger und erzählt die Geschichte einer Familie, die über drei Generationen hinweg auf kuriose Weise der Wissenschaft verfallen ist: Gegen die Engstirnigkeit und den unreflektierten Traditionssinn der St. Petrianer hegt Johannes A. Irrwein - geschult an seinem Großvater, dem Bandwurmforscher Johannes Gerlitzen - seit frühester Kindheit eine starke Abneigung. Bildungshungrig und aufgeweckt wie er ist, sehnt er sich nach jener aufgeklärten Welt, die er hinter den Alpenmassiven vermutet. Als der Musterschüler jedoch unerwartet durch die Matura fällt, beginnt er, sich mit seinem Dorf auseinanderzusetzen. Seinem Lieblingsautor Herodot, dem Vater der Geschichtsschreibung, nacheifernd, macht er sich daran, die Chroniken seines Dorfes zu verfassen - und verursacht dabei ungewollt das größte Ereignis in der Geschichte St. Peters, das das Bergdorf auf immer verändern wird.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2012

Viel Vergnügen hatte Catarina von Wedemeyer bei der Lektüre dieses (wenn auch gelegentlich etwas altklugen) Coming-of-Age-Romans über einen jungen Historiker, der die Geschichte eines entlegenden Alpendorfs chronistisch begleitet, dabei aber immer mehr mit der Dorfgemeinschaft verwächst. Gut gefällt der Rezensentin dabei, mit welcher Sprachsouveränität die junge Autorin Mundart und den Duktus griechischer Schriften - der junge Historiker hat Herodot zum Vorbild - handhabt und wie sie den magischen Realismus etwa eines Gabriel García Marquez unter die österreichische Literatur hebt. Vom klischeehaften Heimatroman will Wedemeyer diesen Roman deshalb unbedingt abgrenzen: "Blasmusikpop" fußt auf "Fantasie und guter Recherche".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.09.2012

Vea Kaisers Debütroman "Blasmusikpop" kann Hans-Peter Kunisch letztlich nicht ganz überzeugen. Zwar attestiert er dem fast 500 Seiten umfassenden Werk um einen jungen Mann, der wegen seines arroganten Auftretens trotz exzellenter Kenntnisse seine Matura nicht besteht und beschließt, in seinem Alpendorf zu bleiben, um dort als eine Art Geschichtsschreiber des Dorflebens zu fungieren, durchaus Stärken: so schätzt er die überquellende Erzählfreude der Autorin, den gelungenen Auftakt, die Mischung aus Satire und Groteske. Das kann für ihn die Schwächen des Romans jedoch nicht überdecken. Zu seinem Bedauern kommt das Buch nicht über eine "Alpengroßblödelei" hinaus, obwohl es einige vielversprechende Ansätze zu einem Entwicklungsroman gibt. Die gelegentlichen Klischees und Plattheiten scheinen ihm dabei weniger problematisch als der Umstand, dass sich die Autorin auf die dörfliche Welt beschränkt und ihren Protagonisten nicht daraus herausführt. Dafür gibt die Dorfwelt bei Kaiser seines Erachtens zu wenig her. Den Anspruch, die Bergwelt, die nach Kunisch "literarisch längst erschlossen" ist, neu zu entdecken, kann die Autorin nach Ansicht des Rezensenten nicht einlösen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.08.2012

Ganz amüsant, diese Schnurren über ein Dorfvolk in den Alpen, aber so richtig umgehauen hat es den Rezensenten Martin Halter nicht. Die Geschichte eines selbsternannten Dorfherodot, der das Leben in seinem Dorf durch die Brille des Hochmuts betrachtet, ist mit hübschen Austriazismen gewürzt, gibt Halter zu und nennt als Beispiele "pfitischigoggerln" und "Gatschhupfer". Aber alles in allem ist es doch modisch auffrisierte "Heimatliteratur", so der Rezensent. Wer die Zillertaler Schürzenjäger oder DJ Ötzi schätzt, wird vermutlich auf seine Kosten kommen.
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