Ville Ranta

Kajaani

Der Verbannte der Kalevala
Cover: Kajaani
Reprodukt Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783956403477
Gebunden, 288 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Aus dem Finnischen von Elina Kritzokat. Elias Lönnrot ist ein finnischer Landarzt, der im 19. Jahrhundert in der abgelegenen Kleinstadt Kajaani festsitzt. Er fühlt sich eingesperrt. Seine mittellose Familie schikaniert ihn, und die Trunk- sucht der örtlichen Honoratioren ist für ihn unerträglich geworden. Er ist verschuldet, gestresst und hat eine Affäre mit einer verheirateten Bäuerin. Als ihre Beziehung ans Licht kommt, gerät er in Panik und plant, nach Russland zu fliehen. Ville Rantas KAJAANI geht dem Leben des Arztes und Schöpfers des finnischen National- epos KALEVALA, Elias Lönnrot (1802-1886), auf den Grund, seinen zwanghaften Drang, ein ehrlicher Mensch zu sein, seinen Selbstzweifeln und seiner unbewussten Neigung, sein eigenes Leben zu ruinieren. Der Comic zeigt einen egoistischen Tycoon, der im Privatleben strauchelt, eine Figur, die sowohl historisch als auch zeitgenössisch ist: ein aus- gebrannter Workaholic, der nach Sex und Zuneigung sucht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.12.2022

Rezensent Ralph Trommer lässt sich gerne von Comiczeichner Ville Ranta das Leben des finnischen Nationaldichters Elias Lönnrot als Graphic Novel erzählen. Lönnrot, der aus Volksliedern und -erzählungen das Nationalepos "Kalevala" schuf und auch als Arzt arbeitete, lebte im 19. Jahrhundert in einer finnischen Kleinstadt ein Leben zwischen Pflichterfüllung als gewissenhafter Sohn und Arzt einerseits und sexuellen Ausschweifungen und Trinkgelagen andererseits. Von all dem erzähle Rantas Graphic Novel ausführlich, ohne über den Porträtierten zu urteilen, so Trommer. Trotzdem werde Lönnrot als Vertreter einer noch sehr patriarchal geprägten finnischen Gesellschaft dargestellt, wozu die zuweilen "ruppigen", wie "flüchtig hingeworfenen" Schwarzweiß-Zeichnungen Rantas gut passen, ebenso wie zur inneren Unruhe des Protagonisten, so Trommer - diesem Zeichenstil merkt er deutlich Rantas Tätigkeit als Cartoonist für Zeitungen an. Auch die Begrenzung historischer Details "auf ein Minimum" lobt der Kritiker, der trotzdem einem gelungenen Zeitporträt des 19. Jahrhunderts in Finnland begegnet.