Vladimir Nabokov

Vladimir Nabokov: Gesammelte Werke

Band XII: Späte Romane: Durchsichtige Dinge. Sieh doch die Harlekine!
Cover: Vladimir Nabokov: Gesammelte Werke
Rowohlt Verlag, Reinbek 2002
ISBN 9783498046507
Gebunden, 552 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Dieter E. Zimmer. Aus dem Englischen von Dieter E. Zimmer ("Durchsichtige Dinge) und Uwe Friesel ("Sieh doch die Harlekine!"). Nabokovs vorletzter und letzter Roman. Sehr kursorische Hinweise auf die Inhalte: "Durchsichtige Dinge" - Lebensgeschichte des Amerikaners Hugh Person, den wir vor allem während seiner vier Reisen in die Schweiz kennen lernen. (Reise 1: sein Vater stirbt, Reise 2: er trifft die Liebe seines Lebens, Reise 3: sie ist seine Frau, Reise 4: Rückkehr an die alten Stätten, nachdem er in Gefängnissen und Irrenhäusern für ihren Tod gebüßt hat.) Der Roman ist eine Geistergeschichte - die Geister sind die 'durchsichtigen Dinge' -, erzählt von einem neu vergeisterten Toten, der am Ende seine Hauptfigur im Totenreich begrüßt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.11.2003

Selbst als gestandener Nabokov-Süchtiger mag sich Andreas Isenschmid nicht recht über diesen neuen Band von Rowohlts schöner Nabokov-Ausgabe freuen. Zwar hat er in den beiden Romanen "Durchsichtige Dinge" und "Sieh doch die Harlekine" alles wiedergefunden, was ihn einst abhängig machte: die komischen und präzisen Beschreibungen, die psychologische Akuratesse, die "muskulöse, fürs Sanfte wie fürs Frostige, fürs Verspielte wir fürs ironisch Formelle gleich begabten Sprache". Doch vielleicht, überlegt Isenschmid, freut er sich so sehr an den "funkelnden Einzelheiten", weil die beiden Romane in ihrer Gesamtheit ein wenig freudlos sind. Der Held der "Durchsichtigen Dinge" kann weder als Liebender noch als Literat seinen Verwandten aus Nabokovs anderen Romanen das Wasser reichen, seufzt Isenschmid, und bei "Sieh doch die Harlekine" könne niemand darüber hinwegsehen, dass dies Nabokovs unvergnüglichster Roman sei. Umso erfreulicher ist für Isenschmid der "glänzende" Kommentar des Herausgebers Dieter E. Zimmer, dessen Übersetzung der "Durchsichtigen Dinge" er denn auch als makellos rühmt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.11.2002

Sehr genau und bis ins Detail widmet sich Andreas Breitensteins Rezension den im Rahmen der Gesammelten Werke in einem Band erschienenen zwei letzten Romanen Nabokovs, "Unsichtbare Dinge" und "Sieh doch die Harlekine!" Der erstere erzählt aus jenseitiger Perspektive die Geschichte eines rechten Unglücksraben (Breitenstein denkt entsprechend an eine "Woody-Allen-Figur"), "Hugh Person" genannt, mit künstlerischer Ambition, jedoch ohne Talent. Es gibt in diesem Roman Unfälle und Tode zuhauf, in verwickelter Weise ist er, so der Rezensent, "metaphysische Spekulation", "Tragikomödie", "Satire auf den Literaturbetrieb" und nicht zuletzt "Selbstparodie" Nabokovs. Stark ist - in heftiger Verfremdung - auch das autobiografische Moment im letzten vollendeten Roman, "Sieh doch die Harlekine!", der eine Art Auseinandersetzung mit der Pest des Biografischen darstellt, Nabokov hatte sie - in Gestalt des "Biograffitischmierers" Andrew Field - gerade am eigenen Leib erfahren. Heraus kommt, so Breitenstein, ein für den Laien vielleicht "verwirrendes", für den Kenner aber faszinierendes "Schlussfeuerwerk" im Schaffen des Dichters. Die Nabokov-Edition Dieter E. Zimmers wird, es handelt sich bei dieser Erkenntnis längst um eine Selbstverständlichkeit, nur nebenbei als "formidabel ediert" und "kenntnisreich kommentiert" gelobt.
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