Walter Kempowski

Im Block

Ein Haftbericht
Cover: Im Block
Albrecht Knaus Verlag, München 2004
ISBN 9783813502367
Gebunden, 317 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit 32 Bildnotizen des Autors. Wie kaum ein Schriftstellerleben ist die Biographie Walter Kempowskis von der Geschichte der beiden deutschen Staaten geprägt. Seine Erzählung Im Block ist die unbestechliche Momentaufnahme einer Zwangsgemeinschaft am Rande der Gesellschaft. Im Jahr 1948 wird der 19-jährige Walter Kempowski aus Rostock wegen angeblicher Spionage von einem sowjetischen Militärgericht zu 25 Jahren Haft verurteilt. Acht Jahre sitzt er im berüchtigten DDR-Zuchthaus Bautzen. Dann wird er begnadigt. 1969 erscheint sein beklemmender literarischer Bericht aus einer Welt außerhalb des bürgerlichen Alltags. Im Block , das ist ein Leben in drangvoller Enge, isoliert, passiv, inhaltsarm. Die Häftlinge bilden eine eigene Gesellschaft, die geprägt ist vom Eingeschlossensein, von qualvoll gedehnter Zeit und von seltenen Augenblicken, die nur entfernt an das Glück eines erfüllten Daseins erinnern. Entstanden sind eindringliche, scharf ausgeleuchtete Bilder einer Existenz, die den Betroffenen all das verweigert,was menschliche Selbstverwirklichung ausmacht: Arbeit, Liebe, Besitz. 1987 erschien dieser Bericht, der den Beginn der schriftstellerischen Existenz Walter Kempowskis markiert, erstmals im Knaus Verlag, ergänzt um während der Haft angefertigte Zeichnungen des Autors.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.07.2004

Stephan Reinhardts Besprechung von Kempowskis wieder aufgelegtem Debüt ist ebenso positiv wie nüchtern - vielleicht, weil sich die Begeisterung bei einem Bericht aus acht Jahren Gefängnisalltag, bestehend aus Willkür, "Geruchshalluzinationen", Amnestiegerüchten und "unerträglichen sanitären Verhältnissen", verbietet. Denn Reinhardt sieht bereits in Kempowskis erstem Buch "die Form realisiert, die er bis zu dem jüngsten Roman 'Letzte Grüße' konsequent fortgeführt hat: Seine erinnerten Beobachtungen und Erlebnisse ordnet er chronologisch und komprimiert sie in einem lapidaren Berichtstil - ohne anklägerisches Pathos und ohne Sentimentalität, aber mit einer ordentlichen Prise Selbstironie und Humor." Humor, der ihm in den Jahren der Haftjahre in Bautzen überlebenswichtig wurde, ebenso wie die im Strohsack versteckte, später auswendig gelernte Poesie. Fazit: ein "literarisches Dokument" von hohem Rang.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.04.2004

Walter Kempowski feiert seinen 75. Geburtstag, doch Rainer Moritz will die Neuauflage seines ersten Romans nicht als "verlegerische Freundlichkeit" verstanden wissen. "Im Block", so Moritz, birgt in sich die "Keimzelle eines Oeuvres, dessen wahre Grösse noch nicht erschlossen ist". Das Erzählprinzip Kempowskis - montieren, nicht kommentieren! - sei bereits vorhanden, und das Thema - die Bautzener Haftjahre des Autors - erweise sich als "Angelpunkt für alle folgenden Anstrengungen, die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts zu verstehen". Noch vor seinem ersten Bestseller habe Kempowski nach Jahren des Feilens ein großes Buch vorgelegt, auch wenn das seinerzeit, erinnert sich Moritz, fast niemand verstand. Vielleicht ja heute.