Wilhelm Vossenkuhl

Die Möglichkeit des Guten

Ethik im 21. Jahrhundert
Cover: Die Möglichkeit des Guten
C.H. Beck Verlag, München 2006
ISBN 9783406543753
Gebunden, 472 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Was ist heute unter Ethik zu verstehen? Mit welchen Fragen setzt sie sich auseinander und auf welche Weise tut sie das? Ethik - so argumentiert Wilhelm Vossenkuhl - soll helfen, moralische Konflikte im Leben der Menschen zu lösen, und sie soll dazu beitragen, Konflikte im Leben der Gesellschaft zu bewältigen. Sein Buch zeigt die zentralen Probleme und weist Wege, sich ihnen zu stellen. Vossenkuhl versteht unter Ethik weniger ein Theoriegebäude, das sich selbst genügt, als vielmehr eine praktische Wissenschaft, der es um die Frage geht, wie das Gute möglich sei. "Das Gute" wird dabei verstanden als das gute, glückende Leben der Menschen. Dass ein gutes Leben glückt, wird einerseits von wissenschaftlichen Fortschritten gefördert, etwa bei der Verlängerung des Lebens, andererseits aber durch neue Probleme, etwa die Sterbehilfe, belastet. Vossenkuhl stellt in einer ganzen Reihe von Problemkonstellationen dieses doppelte Gesicht des Fortschritts vor. Anhand der Frage nach der Freiheit prüft er, inwieweit wir Menschen befähigt sind, für uns selbst und für andere so viel Verantwortung zu tragen, dass ein gutes Leben für alle denkbar und konkret möglich ist. Das Gute, gerade das gute Leben, war lange kein Thema der Ethik mehr. Dafür gibt es Gründe. Vossenkuhl spricht von der Paradoxie des Guten, weil es sich häufig herausstellt, daß das, was einmal als gut galt, im Nachhinein anders zu beurteilen ist. Er denkt dabei an Nebenfolgen wissenschaftlicher und technischer Entwicklungen, aber auch an die sozialen Verteilungsprozesse. Für diese Prozesse schlägt er ein neues Verfahren vor, mittels dessen Güter und Lasten in einer Gesellschaft gerecht verteilt werden, so daß ein gutes Leben für alle möglich wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.01.2007

Wilhelm Vossenkuhl habe einen "gewichtigen" Beitrag zur Philosophie der Ethik geleistet, attestiert der hier rezensierende Julian Nida-Rümelin. Dabei habe der Autor bewusst auf ein großes Theoriegebäude verzichtet und einen an der Praxis orientierten Ansatz gewählt. Zwischen den Naivitäten der frühen angewandten Ethik und den Liebhabern reiner Theorie spiegele sein Ansatz gewissermaßen den Entwicklungsstand der Diskussion. Besonders "originell" sei der Rückblick auf die antike Vorstellung vom guten Leben und ihre auch politischen Implikationen aus heutiger Sicht, was die Verteilung von Gütern betreffe. Zwischen der Rawls'schen Gerechtigkeitstheorie und Habermas' Diskursethik, vergleicht der Rezensent, sei hier, im fünften Teil des Buches, Vossenkuhls "genuin" politische Ethik anzusiedeln. Kein System also, resümiert Julian Nida-Rümelin, dafür viele praxisorientierte Argumente, und hier und da ein "apodiktischer" Stil.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.08.2006

Einen besseren Gegenstand der Ethik als die "Möglichkeit des Guten", die das jüngste Buch von Wilhelm Vossenkuhl ausloten will, kann sich Volker Gerhardt zwar kaum vorstellen, ganz zufrieden ist er mit dem Ergebnis aber nicht. Bei seiner Konzentration auf das Universelle verliere der Autor das Individuum aus dem Blick, beklagt der Rezensent. Für Vossenkuhl sind es Kommissionen, die mehrheitlich den von ihm vorausgesetzten Mangel an Gütern gerecht verteilen sollen und sich damit für das gute Leben einsetzten, so der Rezensent. Dass es dafür letztlich aber immer auf die "Spontaneität" des als Einheit verstandenen Einzelnen ankommt, werde vom Autor zwar indirekt vorausgesetzt, in seiner Philosophie aber nicht anerkannt, so Gerhardt kritisch. Wenn Vossenkuhl sich allerdings Fragen der Bioethik oder der medizinischen Ethik zuwendet, überzeugt er den Rezensenten mit einleuchtenden Argumenten und stabiler Sachkenntnis.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.07.2006

Gar nicht gut kommen Wilhelm Vossenkuhls Überlegungen zu den Bedingungen der Möglichkeit des Guten bei Rezensent Michael Pawlik weg. Schlecht formulierte Maximen zur gerechten Verteilung von Gütern bilden das wacklige Grundgerüst, auf dem alle Überlegungen aufgebaut sind, informiert der Pawlik. Anhand der ersten Maxime weist er dann auch prompt nach, wie diese sprachlich zur Wirrheit und inhaltlich zur "definitorischen Willkür" neigt. Michael Pawlik empfiehlt zur Erholung von der "fahrigen" Begriffshuberei Vossenkuhls die "Theorie der Gerechtigkeit" von John Rawls.
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