Willem Frederik Hermans

Nie mehr schlafen

Roman
Cover: Nie mehr schlafen
Gustav Kiepenheuer Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783378006454
Gebunden, 319 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Waltraud Hüsmert. Der niederländische Student Issendorf unternimmt gemeinsam mit drei norwegischen Kommilitonen eine Expedition in die Finnmark. Er hofft, Beweise für eine Theorie zu finden, die ihn über Nacht zu einem berühmten Forscher machen könnte. Nach Erkenntnissen seines Professors sollen einige Seen in der Gegend durch Meteoriteneinschläge entstanden sein. Doch die Exkursion wird zu einem Alptraum ...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.12.2002

Ein junger Mann bricht auf aus den Niederlanden nach Norwegen, er will eine Entdeckung machen, die ihm zu Ruhm verhilft, die nämlich, dass sich die "Toteislöcher" in der Finnmark Meteoriteneinschlägen verdanken. Jedoch klappt nichts, wie es soll, er hat Pech und an Ungeschicklichkeit fehlt es auch nicht. Bald schon droht die Expedition zum Desaster zu werden, die Wege der Teilnehmer trennen sich, einer kommt am Ende ums Leben. Und wenn der Rezensent Andreas Nentwich darüber schreibt, das Buch sammle "den kargen Ertrag des objektiv Erkennbaren", dann kann es damit nicht weit her sein. Ist es auch nicht, denn, so Nentwich weiter, es erweist sich hier: "Sinn ist nicht verifizierbar". Das Buch seit in Nihilismus getaucht, die "Aufklärung", die der Held in seinem Scheitern erfährt, bleibe "negativ". Die Hinterfragung von Normen und metaphysischen Tröstungen führt zu Ergebnissen, die alles bieten - nur keinen Trost. Gerade darin aber scheint Nentwich die Meisterschaft Willem Frederik Hermans' zu sehen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.12.2002

Hermann Wallmann preist diesen Roman euphorisch als "ästhetischen Triumph über das Absurde" und zitiert zustimmend Cees Nooteboom, der den Autor als wichtigsten niederländischen Autor der Nachkriegszeit gerühmt hat. In dem 1966 entstandenen Buch, das jetzt in neuer Übersetzung vorliegt, geht es um einen jungen Geophysiker, dessen Expedition in die "polarnahe Finnmark" mit drei weiteren Kollegen tragisch scheitert, fasst der Rezensent zusammen. Wallmann feiert den Roman als "grandiose Fabel", die nicht zuletzt von der großen Genauigkeit und dem naturwissenschaftlichen Wissen Hermans' - selbst Hochschuldozent für Geophysik - "profitiert". Der Autor lasse alle "treuherzigen Gattungskonventionen" hinter sich und weise dafür "feine und feinste Korrespondenzen und Motivketten" auf, schwärmt Wallmann hingerissen. Auch die Übersetzung überzeugt ihn vollkommen, und er würdigt die Leistung der Übersetzerin, die in dem Text, wie er betont, mit einer "Vielzahl sprachlicher Register" konfrontiert wurde.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2002

Eine Neuübersetzung des holländischen Klassikers ist dies, lässt Gustav Mechlenburg uns wissen, verschweigt aber leider, ob es etwas Besonderes zu vermelden gibt von der Übersetzung selbst. In jedem Fall jedoch ist der Rezensent angetan von diesem 1966 in den Niederlanden erschienenen Roman eines Autors, der ein Erscheinen in Deutschland durch ein jahrelanges Übersetzungsverbot verhindert hat. Das Buch sei eine Mischung, so der Mechlenburg, aus philosophischem "Traktat" und "Persiflage eines Abenteuerromans". Das Freundespaar, Held und Antiheld, das hier zu einer Forschungsreise aufbricht, die "katastrophal endet", führt uns das Leben einer "menschlichen Monade" vor, deren "solipsistische Gedankengänge" und Empfindungen der "klarsichtigen Heldenfigur" seines Freundes gegenübergestellt wird, schreibt Mechlenburg. Dabei "lebt der Roman", meint der Rezensent, "vor allem von den intelligent-witzigen Assoziationen" des Protagonisten, den immerhin eine im Verlauf der Handlung zunehmende "Aufrichtigkeit" auch gegenüber sich selbst auszeichnet. Mechlenburg freut sich am Schluss seiner Besprechung darüber, dass der Gustav Kiepenheuer Verlag "die Herausgabe weiterer Werke des großen Realisten und scharfsinnigen Denkers angekündigt" hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2002

Dorothea Dieckmann scheint fasziniert von dieser "sadistischen Groteske", die die Expedition eines Geologiestudenten, der in der Finnmark nach den Beweisen für einen Meteoriteneinschlag sucht, beschreibt. Dabei werde das "finale Scheitern" des Protagonisten, auf den viele Leiden warten, bereits von Anfang an in allerlei Zeichen angedeutet, beschreibt die Rezensentin ihren Lektüreeindruck. Sie sieht dabei die "gespenstischen Szenen", die der Student auf dem Hinweg erlebt, sich im Rückweg wiederholen, ohne, wie die Rezensentin betont, "ihr Rätsel zu enthüllen". Mit dem Roman sieht Dieckmann wie schon in früheren Büchern des niederländischen Autors "Wittgensteins Skeptizismus literarisch verifiziert", wobei der Pessimismus Hermans kaum durch das darin enthaltene "ohnmächtige Mitleid" gemildert werde.
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