William Boyd

Der Romantiker

Roman
Cover: Der Romantiker
Kampa Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783311100492
Gebunden, 624 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ulrike Thiesmeyer. Mit sechzehn Jahren erfährt Cashel Greville, dass er nicht ist, wer er glaubte zu sein. 1799 im irischen Cork geboren, hätte er seine Eltern früh bei einem Schiffsunglück verloren, hat seine Tante Elspeth ihm gesagt. Jetzt eröffnet sie ihm: Sie selbst ist seine Mutter, er der uneheliche Sohn eines Adeligen. Sein ganzes Dasein eine himmelschreiende Lüge! Immerhin, sagt er sich, gehört sein Schicksal jetzt ihm, und keiner kann ihn daran hindern, sich neu zu erfinden. Und das tut er nicht zu knapp im Lauf seines Lebens, das das gesamte 19. Jahrhundert währt und Cashel um den ganzen Erdball treibt. Als Trommler der britischen Armee wird er bei der Schlacht von Waterloo verwundet, als Soldat der East India Company Zeuge eines Massakers in Sri Lanka, in Pisa trifft er auf die Shelleys und Byron, in Ravenna verliebt er sich unsterblich. Cashel wird Reisender, Schriftsteller, Gefangener, Farmer, Bierbrauer, Konsul, Liebhaber, Ehemann, Vater und vieles mehr. Bösewichte und Betrüger kommen ihm in die Quere, doch immer eilt ihm auch ein treuer Freund zu Hilfe.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 29.12.2023

Rezensent Wolfgang Schneider liest mit "Der Romantiker" die wohltuend "opulent erzählte", abenteuerliche Lebensgeschichte eines "Stehauf-Manns". Derart präzise und authentisch beschreibt William Boyd seinen Helden Cashel Greville Ross sowie die vielen historischen Schauplätze, derart geschickt verwebt er Cashels Lebenslauf mit den Biografien realer Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts wie Lord Byron oder dem Forschungsreisenden Richard Burton, dass Schneider immer wieder versucht ist, durch Google gegen zu checken: Hat es diesen sympathischen, wenngleich moralisch nicht immer unanfechtbaren Charakterkopf Cashel wirklich gegeben? War er wirklich mit Byron bekannt? Hat er tatsächlich in der Schlacht von Waterloo gekämpft, an den Kolonialfeldzügen in Indien teilgenommen und sich dem Befehl, dort die Dorfbewohner zu erschießen, verweigert? Nein, weiß Schneider, und doch würde es einen nicht wundern, wenn alles genau so geschehen wäre, denn Boyd schreibt nicht nur spannend, unterhaltsam, mit der rechten Portion Philosophie, sondern auch wahrhaftig, so der begeisterte Rezensent.