Winnie M Li

Nein

Roman
Cover: Nein
Arche Verlag, Zürich 2018
ISBN 9783716027714
Gebunden, 448 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Volker Oldenburg. Eine zufällige Begegnung, die in einem entsetzlichen Akt der Gewalt gipfelt und das Leben zweier Menschen komplett verändert. Winnie M Li erzählt die explosive Geschichte einer Vergewaltigung aus der Sicht des Opfers. Und des Täters. Vivian hat gerade ihr Studium beendet und startet in London durch. In der Freizeit packt sie am liebsten den Rucksack und geht wandern. An einem sonnigen Frühlingsnachmittag kreuzt ihr Weg den eines jungen Mannes, fast ein Kind noch. Er lässt nicht locker, bedrängt sie. Vivian sagt mit Nachdruck Nein. Vergebens. Die Geschichte von Vivian ist Winnie M Lis Geschichte. Schonungslos erzählt sie davon, wie eine einzige Begegnung das ganze Leben verändern kann - und geht noch einen Schritt weiter: Sie schreibt zugleich auch die Geschichte des Mannes auf, für den das Wort Nein nichts zählt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 07.10.2018

Rezensentin Anna Prizkau weiß nicht, wie sie mit Winnie M Lis Text umgehen soll. Ist es ein Roman, ist es der Bericht einer Vergewaltigung? Beim Versuch, das Buch als Fiktion zu lesen, fällt Prizkau auf, wie unterschiedlich Opfer- und Täterperspektive gebaut sind, hier die Frau mit Ecken und Kanten, da der Täter, ein Monster und sonst nichts. Diese "Unechtheit" der männlichen Figur gibt ihr Zeit zu verschnaufen von den harten, ihr schmerzhaft nahegehenden Passagen, in denen die Frau berichtet über Kindheit, Vergewaltigung, Prozess und die Zeit danach. Aber eigentlich liest sie es doch eher als Tatsachenbericht, was bedeutet, dass ein literarisches Urteil hier für sie nicht zählt. Wichtig ist für sie, dass das Buch verstehen hilft, wie Anmache in sexuelle Belästigung und Gewalt umschlagen kann. Und darum ist es für die Rezensentin ein wichtiges Buch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2018

2008 wurde die taiwanesisch-amerikanische, damals 29jährige Autorin und Filmproduzentin Winnie M Li von einem fünfzehnjährigen Jungen, Mitglied der den Roma ähnlichen "Irish Travellers", im Belfaster Colin Glest Forest Park brutal vergewaltigt, informiert Rezensentin Angela Schader. Größte Anerkennung zollt die Kritikerin Li, die ihre Erlebnisse im vorliegenden Roman nicht nur verarbeitet, sondern versucht, sich auch in den Täter hineinzuversetzen und zudem einen wichtigen Beitrag zum Thema leistet. Schon wie Li die Erlebnisse, auch Privilegien ihres Roman-Ichs mit dem Milieu und den Erfahrungen des Täters gegeneinanderschneidet, hat Schader beeindruckt. Insbesondere aber verdankt sie diesem, wie sie findet, so mutigen wie ehrlichen Buch eindringliche, mitunter erschreckende Einblicke in den Nachgang, der Opfer einer solchen Tat bei polizeilichen und gynäkologischen Untersuchungen erwartet.
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