Wolf Biermann

Barbara

Liebesnovellen und andere Raubtiergeschichten
Cover: Barbara
Ullstein Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783550200250
Gebunden, 288 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

"Barbara" versammelt unerhörte Herzblatt-Novellen von außergewöhnlichen Charakteren, denen Wolf Biermann begegnet ist. In 18 Erzählungen führt uns der Poet seine Zeitgenossen vor Augen: berühmte wie unberühmte. Da ist Ruth Berlau, die tragische Geliebte Brechts, die sich ihre übermächtige Feindin Helene Weigel nicht kleinreden lassen will - und schon gar nicht kleinsingen! Biermann erzählt die wahre Geschichte von der "beißwütigen Barbara" und vom Mann, der sich für Rembrandt hält. Vom Ostberliner Stricher, dessen Frau Monika ihm das Brotmesser in den Rücken rammt, oder von seiner Liebesaffäre mit einer zerbrechlichen Geigen-Gitarre. Der nette alte SS-Mann in Ostberlin fragt: Bin ick'n Mensch? Und unvergesslich: Biermanns im doppelten Sinn schlagfertiger Freund Manfred Krug, der einen Volkspolizisten in den Wahnsinn treibt. Erstmals erzählt Wolf Biermann von proletarischer Sexualaufklärung und warum seine Mutter ihn ohrfeigte, ein einziges Mal. In seinem Ostberliner Lotterbett liegt die traumhafte Geliebte Garance, die sich an der langen Leine der Stasi in Westberlin prostituieren muss.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2019

Rezensent Oliver Jungen hält Wolf Biermann zwar für "das Zentralgestirn" im Kosmos seiner autobiografischen Erzählungen, findet den hemmungslosen Narzissmus, mit dem Biermann sich hier beschreibt, aber gar nicht so schlecht: Die Kurzgeschichten erscheinen ihm dank Biermanns ständiger Selbstinszenierung als draufgängerischer Antikapitalist, Frauenheld und Systemzersetzer nicht nur ironisch und heiter, sondern auch voller Leben. Eine so pralle Schilderung tut der Erinnerung an die Zeiten des Kalten Krieges gut, meint der faszinierte Kritiker, der Biermann mit dem Wohlwollen behandelt, dass man dem letzten Exemplar einer aussterbenden Gattung entgegenbringt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.03.2019

Außerhalb des Deutschunterrichts ist die Novelle schon lange aus der Mode gekommen, stellt Ulrich Gutmair fest und freut sich, dass Wolf Biermann ihr mit "Barbara" wieder zur Ehre verhilft. Für den Rezensenten ist dieser Prosaband das ideale Pendant zu Biermanns 2016 erschienener Autobiografie "Warte nicht auf bessre Zeiten!", aus dem viele Figuren vor allem aus dem familiären Umfeld des Autors auftauchen, etwa die Eltern Dagobert und Emma oder die Großmutter "Ome Meume". Daneben spielen Zeitgenossen Biermanns wichtige Rollen, prominente wie Ruth Berlau, Hanns Eisler und Manfred Krug, aber auch unbekannte wie eine Ostberliner Krankenschwester oder die Baletttänzerin Barbara aus der Titelnovelle, fasst Gutmair zusammen. Wie es Biermann gelingt, "historische Ereignisse mit persönlichen Erlebnissen" pointiert zu verknüpfen, ringt dem Rezensenten höchsten Respekt ab.