Nicht nur in Berlin wird über das neue
Prekariat diskutiert, sondern auch in Italien. Nach dem Abschluss des Studiums gelingt es vielen jungen Akademikern nicht, eine feste Stelle zu bekommen, Gelegenheitsjobs und Zeitverträge werden zur Regel. Endlich hat auch das Kino diese "
Generation 1.000 Euro" entdeckt,
stellt Paola Casella freudig fest. Am populärsten ist
Paolo Virzis Film
"Tutta la vita davanti", der laut Casella die schleichende Entwürdigung des prekären Arbeitnehmers recht gut illustriert. "Das einzige, was man Virzi vorwerfen könnte, ist die Schilderung des Call Centers in Science-Fiction-Manier als
kubrickschen Ort. So können sich die Zuschauer, die nicht der Generation 1.000 Euro angehören, noch vormachen, dass hier nur von Extremformen erzählt wird, und nicht von der Realität der meisten Jungen (und nicht mehr so Jungen):
Anwälte, Ärzte,
Journalisten, Postboten, Ministerialangestellte."
Giampaolo Pansa, italienischer Schriftsteller und Journalist,
macht im Gespräch mit Elisabetta Ambrosi das
verlotterte Bildungssystem für die verlotterten Sitten verantwortlich. "Zuallererst müssen man an allen Fakultäten die Studentenzahl auf ein bestimmtes Maß beschränken, nicht nur an den Wirtschaftsschulen, sondern an allen Hochschulen. Die philosophische Fakultät in Modena zum Beispiel dürfte nicht mehr als vierzig Studenten im Jahr zulassen. Die anderen bleiben draußen. Zweitens müsste man strengstens überwachen, wie sich die Angestellten benehmen. Es darf keine
Tändeleien zwischen Studenten und Dozenten geben!"